Die Beweidung forstlich genutzter Flächen zählt in Deutschland nach wie vor zu den außergewöhnlichen Managementmaßnahmen des Naturschutzes. Im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens (E+E) wurde in der Landschaft um Hobrechtsfelde auf Flächen der Berliner Forsten eine extensive Ganzjahresbeweidung etabliert, mit dem Ziel, eine halboffene Waldlandschaft zu entwickeln bzw. zu erhalten. Das im Naturpark Barnim am Stadtrand von Berlin gelegene Untersuchungsgebiet war lange Verrieselungsgebiet für die Abwässer Berlins. Großflächige Aufforstungsversuche nach Beendigung der Verrieselung 1985 waren nur teilweise erfolgreich. Es entwickelte sich jedoch eine Landschaft mit großer Arten- und Strukturvielfalt, die als Naherholungsgebiet entdeckt und genutzt wurde. Der halboffene Charakter der Rieselfeldlandschaft wurde jedoch durch Sukzessionsprozesse gefährdet. Ziel war es nun, diesen landschaftlichen Charakter zu erhalten und Interessen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Erholungsnutzung zu integrieren. Hierzu wurde im Rahmen des o.g. E+E-Vorhabens eine extensive Ganzjahresbeweidung der überwiegend forstlich genutzten Flächen eingerichtet. Die Ergebnisse des Vorhabens und insbesondere der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen werden im vorliegenden Band vorgestellt.
Moorlebensräume und darauf spezialisierte Arten sind größtenteils stark gefährdet und unterliegen u. a. dem Schutz der FFH-Richtlinie. In den letzten Jahren spielt beim Moorschutz und der Wiedervernässung von Mooren neben dem Biodiversitätsschutz verstärkt auch der Aspekt des Klimaschutzes eine Rolle. Die Wiedervernässung und Revitalisierung von Mooren wirkt sich auch auf FFH-Lebensräume und -Arten sowie auf Arten der Vogelschutz-Richtlinie aus, deren Zustand sich dadurch verbessern oder verschlechtern kann. Letzteres kann zu Konflikten mit den Naturschutz-Richtlinien der EU führen. Im Rahmen des Workshops wurde ein Überblick darüber gewonnen, welche Zielkonflikte konkret zwischen EU-RL und Moorrevitalisierungsvorhaben auftreten, welche Erfahrungen bisher in diesem Zusammenhang mit der Handhabung der FFH-Verträglichkeitsprüfung vorliegen, welche Handlungsspielräume und welcher Handlungsbedarf aufgrund der Richtlinien bestehen (Erhaltungszustand, Verschlechterungsverbot, Entwicklungsziele). Der vorliegende Band gibt die Beiträge eines gleichnamigen Workshops an der BfN-Naturschutzakademie auf der Insel Vilm im November 2013 wieder. Die Beiträge stellen für die mit Moorrenaturierungsprojekten befassten Praktiker in Planungsbüros, Verbänden, Behörden und anderen Institutionen wertvolle Informationen dar, um ggf. auftretende Zielkonflikte schon zu Beginn der Planung einer Wiedervernässungsmaßnahme zu erkennen und frühzeitig geeignete Lösungen zu entwickeln.
Wildnis im Dialog
(2015)
Der Band enthält bisherige Publikationen und neue Texte der Hrsg. zu Philipp Leopold Martin, einem Tierpräparator des 19. Jahrhunderts. Martins naturschutzbezogenes Schreiben und Wirken aus dem Zeitraum von 1871 bis 1885 geriet nach seinem Tod in Vergessenheit und wurde erst von den Hrsg. wieder entdeckt. Als herausragende Erkenntnis der Hrsg. ist festzuhalten, dass die erstmalige Verwendung des Begriffs "Naturschutz" - anders als bislang in der Naturschutzgeschichte festgeschrieben - nicht Ernst Rudorff, sondern Philipp Leopold Martin zuzuschreiben ist, der auch als Erster ein umfassendes Programm zum Natur- und Artenschutz vorgelegt hat. Der Band besteht aus einem Text- und einem Quellenteil. Der Textteil enthält neben z.T. veränderten und erweiterten Nachdrucken von Publikationen der Hrsg. auch eine Bibliographie der Schriften und ein Lebenslauf von Martin. U.a. wird in diesem Textteil eine Neueinschätzung der Bedeutung der bisher als "Gründerväter" des deutschen Naturschutzes angesehenen Ernst Rudorff, Hugo Conwentz und Wilhelm Wetekamp gewagt, jeweils in Bezug auf Philipp Leopold Martin. Der Quellenteil enthält vorwiegend Faksimiledrucke der naturschutzbezogenen Schriften Martins, die auf diese Weise nicht nur erstmals nach ihrer Veröffentlichung im 19. Jahrhundert wieder abgedruckt werden, sondern hier auch einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt werden. Zwei Faksimiledrucke von Rudorffschen Veröffentlichungen vervollständigen den Quellenteil, der damit einen gemeinsamen Zugriff auf die derzeit bekannten naturschutzrelevanten Werke von Martin und Rudorff aus demselben Zeitraum bietet: - Martin, Philipp Leopold (1871/72): Das deutsche Reich und der internationale Thierschutz. Teil 1-7 - Martin, Philipp Leopold (1872): Eine Freistätte der Natur im nördlichen Amerika - Martin, Philipp Leopold (1873): Unsere Sänger in Feld und Wald : eine kurze Belehrung über den nothwendigen Schutz der Singvögel im Freien und deren richtige Pflege in der Gefangenschaft - Martin, Philipp Leopold (1874): Das Vergiften der Feldmäuse und seine Folgen - Martin, Philipp Leopold (1880): Mensch und Thierwelt im Haushalt der Natur : eine Lebensfrage unserer Zeit vom praktischen Gesichtspunkt behandelt - Martin, Philipp Leopold (1882): Die Praxis der Naturgeschichte. 3. Teil, 2. Hälfte: Naturstudien ... Allgemeiner Naturschutz : Einbürgerung fremder Thiere und Gesundheitspflege gefangener Säugethiere und Vögel (Auszug) - Martin, Philipp Leopold (1882): Illustrirte Naturgeschichte der Thiere. 1. Band, 1. Abtheilung: Säugethiere (Auszug) - Martin, Philipp Leopold (1884): Illustrirte Naturgeschichte der Thiere. 1. Band, 2. Abtheilung: Vögel (Auszug) - Martin, Philipp Leopold (1885): Die Ungezieferschäden und deren Abhilfe oder der Selbstschutz der Natur durch die nützlichen Thiere - Martin, Leopold u. Martin, Paul (1886): Nachruf auf Philipp Leopold Martin. Erschienen als Vorwort in: Martin, Philipp Leopold: Die Praxis der Naturgeschichte. 1. Teil: Taxidermie. 3., verb. Aufl. - Auszug aus dem Sterberegister der Stadt Stuttgart zu Philipp Leopold Martin - Rudorff, Ernst (1878): Zur Konservirung der Baudenkmäler - Rudorff, Ernst (1880): Ueber das Verhältniß des modernen Lebens zur Natur