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- German (7)
Perspektivwechsel: Naturpraktiken und Naturbedürfnisse sozialökonomisch benachteiligter Menschen
(2020)
Insbesondere grünlandgeprägte, extensiv genutzte Kulturlandschaften stellen "hotspots" der Biodiversität dar. Durch moderne Entwicklungen in der Landwirtschaft (Intensivierung in Gunstlagen, Nutzungsaufgabe in peripheren Räumen) sind sie europaweit hochgradig gefährdet. Als ein zukunftsweisendes und kostengünstiges Managementkonzept zum Erhalt solcher Landschaften werden seit einigen Jahren "Halboffene Weidelandschaften" diskutiert. Im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E) "Halboffene Weidelandschaft Höltigbaum" sollten die naturschutzfachlichen und ökonomischen Chancen und Perspektiven dokumentiert und übertragbare Ergebnisse gewonnen werden. Mit dem vorliegenden Band werden die praktischen Erfahrungen und die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung zu diesem Projekt vorgestellt. Neben den spezifischen Gesichtspunkten des Naturschutzes wird dabei auch auf die ökonomischen Aspekte eingegangen. Die Ergebnisse der Vorhabens belegen die Perspektiven für solche Landnutzungssysteme sowohl für den Naturschutz als auch für die nachhaltige Landnutzung. Eine umfangreiche Fotodokumentation und weitere Daten finden sich auf der beigefügten Anhangs-CD.
Eine fortschreitende Fragmentierung der Kulturlandschaft in Mitteleuropa führte und führt zu einer zunehmenden Isolation der verbleibenden Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Ein reduzierter oder auch vollständig ausbleibender Genfluss zwischen Populationen fragmentierter Habitate begünstigt wiederum eine erhöhte Aussterbewahrscheinlichkeit, besonders von stenotopen bzw. stenöken sowie ausbreitungsschwachen Arten. Eine großräumige Vernetzung von Lebensräumen durch geeignete Ausbreitungswege oder "Korridore" ist somit eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Erhalt und Schutz von Biodiversität. Doch besonders in Landschaften, in denen sich Offenland- und Waldlebensräume verzahnen, kommt es häufig zu Konflikten bei der "Biotopvernetzung", da Korridore, welche auf die Vernetzung eines bestimmten Lebensraumtyps zielen, häufig zugleich eine Fragmentierung des anderen Lebensraumtyps bewirken. Seit einiger Zeit werden "halb offene Lebensräume", welche ein Mosaik aus offenland- und gehölzgeprägten Strukturen besitzen, als Lösungsansatz für einen effektiveren Ausbreitungskorridor für Offenland- und Waldarten diskutiert. In dem vorliegenden Band zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (F+E) "Ökologische Funktion von halboffenen Verbundkorridoren" wurden das Potenzial und die Perspektiven von halboffenen Lebensräumen als Ausbreitungskorridore untersucht und dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass "halb offene Korridore" für Offenland- und Waldarten gleichermaßen als Korridor oder "stepping stone" dienen und somit wirksam zu einer Vernetzung verschiedener Lebensraumtypen in Kulturlandschaften beitragen können. Die Ergebnisse des Projektes wurden für den vorliegenden Band zudem im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit und Umsetzung in der Naturschutzpraxis aufbereitet.
Die qualitative Studie "Perspektivwechsel: Naturpraktiken und Naturbedürfnisse sozialökonomisch benachteiligter Menschen" zeigt, dass sich entgegen gängiger Vorstellungen bei Bewohnerinnen und Bewohnern sozialer Brennpunkte nicht nur eine Vielzahl konkreter Praktiken des alltäglichen Naturerlebens und sehr konkrete Bedürfnisse nach Naturerleben nachweisen lassen. Die Pionierstudie verdeutlicht auch, dass in der Zielgruppe Natur als ein Kompensationsort für alltägliche soziale Ausgrenzungen dient. Der Beitrag diskutiert zudem die Potenziale, die sich aus den Naturaneignungen in negativer wie in positiver Art für die Arbeit mit Angehörigen der Zielgruppe für den Naturschutz, insbesondere die Umweltbildung, ergeben können.