Heft 4
Ehrenamtliches Engagement hat für die Gesellschaft einen hohen Stellenwert und ist für die Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen einer global vernetzten Welt unverzichtbar. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen und technischer Fortschritte junge Menschen für ein freiwilliges Engagement im Naturschutz zu begeistern und damit das Ehrenamt weiter zu stärken, ist und bleibt eine wichtige Aufgabe des Naturschutzes. Dabei vertritt jede Generation eigene Werte, Wahrnehmungen und Lebensstile und kombiniert Traditionelles mit Neuem. Im Rahmen eines Interviews berichten vier junge Erwachsene sowie ein langjährig erfahrener Naturschutzakteur von ihrer persönlichen Motivation und den Problemen und Hindernissen im Ehrenamt. Alle Interviewten sehen die Klimakrise und den Rückgang der biologischen Vielfalt als die größte Herausforderung der Zukunft an. Hindernisse sehen sie v. a. in der fehlenden gesellschaftlichen Anerkennung ihres Einsatzes im Naturschutz und in der Gewinnung neuer engagierter Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner wünschen sich, dass bei den Diskussionen zur Klimakrise auch der Schutz der biologischen Vielfalt mitgedacht wird. Vor diesem Hintergrund sehen sie aktuell ein großes Potenzial, durch Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit weitere interessierte junge Menschen für ein Ehrenamt im Natur- und Umweltschutz zu gewinnen.
Jungen Menschen bieten sich heute viele Möglichkeiten, ihr Engagement im Naturschutz auch international zu gestalten. Insbesondere in der globalen Umweltpolitik und in multilateralen Umweltabkommen wird die Jugend zunehmend als wichtiger Interessenvertreter und Akteur wahrgenommen. In der Literatur zur Rolle nichtstaatlicher Akteure in internationalen Umweltabkommen wurde die Beteiligung der Jugend allerdings bisher kaum betrachtet. Der Artikel analysiert erstmals Umfang und Qualität der Jugendpartizipation innerhalb des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) und identifiziert Grenzen und Erfolgsfaktoren für Jugendpartizipation. Zur Bewertung des Umfangs der Partizipation werden Vergleiche mit vier weiteren multilateralen Umweltabkommen gezogen (UNFCCC, UNCCD, Ramsar und CITES). In der CBD ermöglichen die Motivation der Jugend selbst und ein hoher Grad an Selbstorganisation in einem starken Netzwerk in Kombination mit einer positiven Wahrnehmung von Seiten anderer Akteure eine gut ausgeprägte Partizipation mit viel inhaltlicher Mitarbeit. Zuletzt werden Vorschläge für eine weitere Stärkung der Jugendpartizipation abgeleitet.
Der Autor exploriert Natur- und Umweltdarstellungen im digitalen Spiel, indem er diese erstens in den Kontext der Green Game Studies einbettet. Zweitens wird der ontologische Status von Natur im digitalen Spiel bestimmt, indem natürlich scheinende Umgebungen in diesen Spielen als menschengemachte Umwelten vorgestellt werden, die bestimmte Zwecke in den je spezifischen Spielkontexten erfüllen. Drittens werden die unterschiedlichen Typen dieser Umweltdarstellungen dargelegt - darunter beispielsweise Umwelt als hyperreale Schönheit, Umwelt als Rohstoff- und Ressourcenlager oder Umwelt als emergentes System - und mit Fallbeispielen in Verbindung gebracht. Viertens werden diese Überlegungen derart weiterentwickelt, dass eine Beantwortung der Frage nach einer möglichen Sensibilisierung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für den Naturschutz durch digitale Spiele möglich wird. Natur- und Umweltdarstellungen in digitalen Spielen werden damit schlussendlich als Teil einer populärkulturellen Medienrealität verortet, in der das Natur-Mensch-Verhältnis selbst zunehmend in den Vordergrund der Erlebniswelten gerückt wird.
Ist die Krise der biologischen Vielfalt im Schatten der Klimakrise ein Thema, das in der Lebenswelt junger Menschen seinen Platz findet? Anhand von zwei Fallbeispielen bestehender Bildungsangebote an der Schnittstelle zwischen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Naturschutz wird veranschaulicht, welche Innovationspotenziale aus Sicht des Naturschutzes bestehen und genutzt werden könnten, um die Anschlussfähigkeit an diejenigen Fragestellungen herzustellen, die die jungen Menschen bewegen. Auch in Hinblick auf Qualifizierungsangebote für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ist es erforderlich, thematische und methodische Erweiterungen vorzunehmen, um z. B. den Ansprüchen von mehr Partizipation und Bildungsgerechtigkeit adäquat zu begegnen sowie die Verbindung zwischen digitalen Lebens- und analogen Lernwelten herzustellen. Bildungseinrichtungen sind daher gefordert, ihr Rollenverständnis genauer zu definieren und flexibel auf die gesellschaftlichen Ansprüche zu reagieren.
Die Natur ist für den Menschen Erfahrungsraum und Sinninstanz zugleich. Allerdings ist der tatsächliche und v. a. mentale Zugang zur Natur nicht allen Menschen gleichermaßen möglich. In dieser Hinsicht existiert in Deutschland eine Umweltungerechtigkeit, die mit sozialer Ungleichheit einhergeht. Vor diesem Hintergrund geht es um die Entwicklung einer Konzeption zur Anbahnung von Naturerfahrung für "bildungsbenachteiligte" Kinder und Jugendliche. Durch einen genussvollen Umgang mit Natur als Lebensbereicherung, darauf bezogene Reflexivität von Selbst- und Weltverhältnissen und die Teilhabe an partizipativen Prozessen sollen Kindern und Jugendlichen Naturerfahrungen eröffnet und zugleich ihre Handlungsfähigkeit erweitert werden. Die Konzeption zur Anbahnung von Naturerfahrung bezieht sich auf die Erlebnispädagogik, das Erfahrungslernen, den Ansatz der Alltagsphantasien und die Demokratiebildung. Die Angebote wurden evaluiert und hinsichtlich der Wirkzusammenhänge untersucht. Dazu wurden unterschiedliche Erhebungsmethoden (Gruppendiskussion, Fragebögen, Beobachtungsprotokolle) eingesetzt. Die Ergebnisse dokumentieren sowohl eine gewachsene Naturbeziehung als auch Impulse zur Persönlichkeitsentwicklung.
Was Jugendliche in Deutschland bewegt - Einordnung in Naturschutz- und Nachhaltigkeitsdiskurse
(2022)
Der Beitrag gibt aus soziokultureller Perspektive Einblicke in die Jugendkultur und die heutigen Lebenswelten von Jugendlichen. Ausgehend von einigen zentralen Befunden aktueller Jugendstudien wird aufgezeigt, dass die häufig erwähnte kulturkritische These, wonach "die Jugend" der Natur immer mehr entfremdet gegenübersteht, nicht aufrechterhalten werden kann. Zwar sind Naturferne, Desinteresse und mangelndes Engagement Phänomene, die wir bei Jugendlichen beobachten können. Aber weder lassen sie sich für "die Jugend" verallgemeinern, noch ist ein Trend der Verschlechterung des Naturbewusstseins bei Jugendlichen zu erkennen.