Heft 12
Der Beitrag gewährt Einblicke in den Stand der interkulturellen Öffnung von Organisationen der Naturschutz- und Umweltbildung und gibt Anregungen, was nötig ist, um diese voranzutreiben. Im Jahr 2021 hatten 27 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland einen sog. Migrationshintergrund. Erfahrungen aus der Praxis und Studien lassen darauf schließen, dass nur ein geringer Teil von ihnen den Weg zum Engagement im Naturschutz oder zu Bildungsangeboten im Naturschutz- und Umweltbereich findet. Natur- und Umweltbildungszentren messen in ihrer Organisation zwar Interkulturalität hohen Stellenwert bei und nehmen diese als Chance wahr, doch bei deren konkreter Umsetzung und Verankerung zeigt sich an vielen Stellen noch Verbesserungsbedarf. Voraussetzung für die interkulturelle Öffnung ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich selbst und die eigene Organisation kritisch in den Blick zu nehmen. Fortbildungen sind eine wichtige Grundlage, um bei Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entsprechende Reflexionsprozesse in Gang zu setzen und interkulturelle Kompetenz zu fördern. In die Konzeption ihrer Projektarbeit sollten Organisationen der Naturschutz- und Umweltbildung Eingewanderte und deren (direkte) Nachkommen möglichst frühzeitig einbeziehen, um deren Perspektiven und Lebenswirklichkeiten berücksichtigen zu können.
Gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten erstellt jeder Mitgliedstaat der Europäische Union (EU) einen Aktionsplan mit Maßnahmen, die die nicht vorsätzliche Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten verhindern sollen. Im vorliegenden Beitrag wird der erste deutsche Aktionsplan vorgestellt. Der Aktionsplan stützt sich auf eine vorangegangene Analyse, in der ermittelt wurde, welche Einbringungs- und Ausbreitungspfade invasiver gebietsfremder Arten für Deutschland als prioritär anzusehen sind. Für jeden prioritären Pfad erfolgte eine Literaturrecherche nach möglichen Maßnahmenvorschlägen, die mithilfe bilateraler Gespräche mit Expertinnen und Experten aller verantwortlichen Sektoren weiterentwickelt, gewichtet und konkretisiert wurden. Anhand eines Kriterienkatalogs wurden insgesamt 24 Maßnahmen für den Aktionsplan ausgewählt. Die Schwerpunkte dieser Maßnahmen sind, die Öffentlichkeit und betroffene Fachkreise zu sensibilisieren sowie die Kontaminierung, bspw. von Gütern, Fahrzeugen und Geräten, durch invasive gebietsfremde Arten zu minimieren. 19 verschiedene Sektoren werden bei der Umsetzung der Maßnahmen eingebunden. Für eine möglichst effektive Umsetzung wurden neben 20 pfadspezifischen Maßnahmen zusätzlich 4 sektoren- und pfadübergreifende Maßnahmen entwickelt. Der erste Aktionsplan stellt ein wichtiges Instrument im Naturschutz zur Prävention biologischer Invasionen in Deutschland dar.
Der Rückgang wiesenbrütender Vogelarten wird oft auf von Bodenprädatoren verursachte Gelege- und Kükenverluste zurückgeführt. Zum Schutz von Wiesenbrütern werden daher zunehmend stromführende Zäune eingesetzt. Um deren Effektivität zu prüfen, wurde im Jahr 2021 in fünf Gebieten in Schleswig-Holstein die Überlebenswahrscheinlichkeit so geschützter Gelege von Kiebitz (Vanellus vanellus) und Uferschnepfe (Limosa limosa) mit der von Gelegen außerhalb von Zäunen verglichen. Bei beiden Arten lag die tägliche Überlebenswahrscheinlichkeit von Gelegen innerhalb der Zäune (Kiebitz: 0,991 ± 0,004, 82,8 % der gefundenen Gelege geschlüpft; Uferschnepfe: 0,987 ± 0,006, 82,6 % der gefundenen Gelege geschlüpft) deutlich über der von Gelegen außerhalb der Zäune (Kiebitz: 0,946 ± 0,009, 34,7 % der gefundenen Gelege geschlüpft; Uferschnepfe: 0,885 ± 0,021, 12,5 % der gefundenen Gelege geschlüpft). Dies beruhte nicht darauf, dass Zäune dort installiert wurden, wo der Schlupferfolg ohnehin schon höher lag. Gezeigt werden konnte dies durch einen Vergleich über acht Jahre der Überlebenswahrscheinlichkeiten von Uferschnepfengelegen in zwei Bereichen eines Gebiets, von denen der eine ab dem vierten Jahr eingezäunt wurde. Die Studie stützt also die Hypothese, dass sich stromführende Zäune positiv auf den Schlupferfolg von Uferschnepfen und Kiebitzen auswirken. Zäune sind somit ein geeignetes Mittel, um die Schlupfwahrscheinlichkeit und den Fortpflanzungserfolg von Bodenbrütern zu erhöhen.
In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) hatte sich die Bundesregierung 2007 das Ziel gesetzt, dass 5 % der Waldfläche Deutschlands bis zum Jahr 2020 einer natürlichen Waldentwicklung (NWE) überlassen werden. Die aktuelle Bilanz der NWE-Flächen zeigt, dass das 5 %-Ziel trotz eines deutlichen Anstiegs auf 3,1 % noch nicht erreicht wurde. So standen zum Stichjahr 2020 rund 355.000 ha Waldfläche bzw. waldfähige Fläche unter einem dauerhaft und verbindlich gesicherten Prozessschutz. Die Wälder mit natürlicher Entwicklung in Deutschland zeichnen sich durch eine ausgewogene Verteilung auf verschiedene Flächengrößen und Altersklassen, einen hohen Anteil der Rotbuche (Fagus sylvatica) und die Abdeckung vielfältiger Standortbedingungen aus. Basierend auf Erkenntnissen aus Expertenworkshops werden die wichtigsten praxisrelevanten Problemstellungen bei der Umsetzung von NWE umrissen. Hier sind v. a. Fragen der Auswahl, Einrichtung und Betreuung von NWE-Flächen (z. B. Verkehrssicherungs- und Forstschutzmaßnahmen, Schalenwildmanagement) relevant.