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Der Boden im Fokus
(2024)
In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die Auswirkungen von Moorrevitalisierungsmaßnahmen auf die Biodiversität von Mooren in der gemäßigten Klimazone. Dazu haben wir anhand einer systematischen Literatursuche und Metaanalyse die Diversität, Abundanz und Anzahl der vorkommenden Arten allgemein und die Abundanz und Anzahl generalistischer und moortypischer Arten aus 62 Studien zu Moorschutzmaßnahmen mit entwässerten oder naturnahen Vergleichsflächen ausgewertet. Im Vergleich zu degradierten Flächen weisen revitalisierte Moore eine durchschnittlich 49 % höhere allgemeine Biodiversität, eine 124 % höhere Abundanz moortypischer Arten und eine 65 % höhere Anzahl moortypischer Arten auf. Die allgemeine Biodiversität ist in revitalisierten im Vergleich zu naturnahen Mooren durchschnittlich 11 % niedriger, die Abundanz moortypischer Arten ist 37 % und die Anzahl moortypischer Arten 31 % geringer. Die Ergebnisse zeigen, dass Moorrevitalisierungsmaßnahmen messbare positive Auswirkungen auf die Biodiversität haben und unterstreichen die Dringlichkeit, bestehende naturnahe Moore zu schützen.
Praxistaugliche Lösungen für mehr Moor-Klimaschutz – gemeinsam mit Landnutzerinnen und Landnutzern
(2023)
Die Bundesregierung hat die Zielrichtung für die Zukunft vorgegeben: Klimaschutz durch Moorschutz. Ziel des Projekts "Moor- und Klimaschutz (MoKli) - Praxistaugliche Lösungen mit Landnutzern realisieren" war es, Moor-Klimaschutz in fünf Modellregionen auf landwirtschaftlich genutzten, entwässerten Moorböden anzustoßen. Das Berufsbild "Moor-Klimawirt" wurde mit Landwirtinnen und -wirten, die bereits Klimaschutz auf Moorböden umsetzen, für die Praxis erarbeitet. Folgende wichtige Stellschrauben wurden identifiziert: Wertschöpfung auf nassen Moorböden ermöglichen; die Wasserwirtschaft auf die neuen Herausforderungen ausrichten; Akteure in den Moorregionen in den Prozess einbinden; die Ausbildung von und die Kooperation unter Landnutzerinnen und -nutzern stärken. Im MoKli-Projekt hat sich gezeigt, dass auch jetzt schon viele Landwirtinnen und -wirte gewillt sind, Moorböden nass zu bewirtschaften, sofern ihre Anstrengungen angemessen honoriert werden. Mit entsprechender Justierung der genannten Stellschrauben können sie auch künftig im Moor wirtschaften und damit Klimaschutz und Rohstoffe produzieren.
Der Klimawandel wirkt auf die wenigen noch wachsenden Moore ein, so dass die Frage besteht, inwieweit die Resilienz dieser autochthonen Ökosysteme in all ihrer Vielfalt gestützt werden kann. Zur Beantwortung werden Dauerbeobachtungsreihen von weitgehend ungestörten Mooren aus dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg) ausgewertet. Diese werden mit den Ergebnissen einer Erfolgskontrolle wiedervernässter Waldmoore in Kontext gesetzt. Zur Einschätzung der Moorzustände wird ein neu entwickeltes Indikatorensystem zur Bewertung moorspezifischer Biodiversität angewendet. Es wird zudem eine Abschätzung der Treibhausgasemissionen nach der Treibhaus-Gas-Emissions-Standort-Typen(GEST)-Methodik vorgenommen und die potenzielle Torfneubildung betrachtet. Die Analysen zeigen, dass das Puffervermögen wachsender Moore im Untersuchungsraum noch intakt ist und Störungen ohne Systemwechsel überwunden werden. Die Vernässungsmaßnahmen waren durchweg erfolgreich und haben zu einer messbaren Revitalisierung geführt. Es wird auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen, heute alle noch weitestgehend naturnahen Moore in ihrem Wasserhaushalt bestmöglich zu stabilisieren, um sie als wichtige Glieder der autochthonen Biodiversität mit allen ihren positiven Landschaftsfunktionen zu
erhalten.
Im Rahmen einer Langzeituntersuchung zur Hochmoorrenaturierung wurden mit umfassenden Daten aus den Jahren von 1984 bis 2021 die Entwicklungen von Wasserhaushalt, Boden, Klima, Nährstoffdynamik, Flora, Vegetation und Fauna untersucht. Im Jahr 1984 wurden Hochmoorpflanzenarten mit Erfolg eingebracht. Bultbildende Torfmoose haben sich nur sehr kleinflächig vor allem in Heideflächen etabliert. Eine flächige Ausbreitung von Schlenkentorfmoosen, Entwicklung von Akrotelm und Streuauflage verringerten die Verdunstung der Fläche, so dass lange Trockenphasen wie 2018/2019 von der Moorvegetation gut überstanden wurden. Feuchteliebende Arthropoden der Moore wurden nachgewiesen, aber nur wenige Hochmoorspezialisten. Ein winterlicher Überstau von 10 – 30 cm für Schlenkenbereiche ist ausreichend. Die Böden wiesen größtenteils abnehmende Gehalte an pflanzenverfügbaren Nährstoffen auf. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich ein teilabgetorftes Hochmoor mit einer Restschicht aus stark zersetztem Hochmoortorf (Schwarztorf) wiedervernässen lässt und dass eine erste Akrotelmentwicklung stattfinden kann. Auch bei einem moderaten weiteren Temperaturanstieg dürften die klimatischen Bedingungen für die Hochmoorregeneration in Nordwestdeutschland ausreichen.
Der Landkreis Emsland hat zwischen 2018 und 2022 ein Moor-Informationssystem (EL-MIS) aufgebaut. Hierfür wurde die in den letzten Jahrzehnten durch landwirtschaftliche Tätigkeit stark zurückgegangene Verbreitung noch intakter Moorböden in dem moorreichen Landkreis mit Hilfe einer umfangreichen Bohrkampagne flächendeckend erhoben. Zusätzlich erfolgte eine Biotopkartierung. Darauf aufbauend wurden Teilräume abgegrenzt. Unter Einbeziehung weiterer Faktoren erfolgte eine Bewertung der Möglichkeiten, die Moorböden im Sinne des Natur- und Klimaschutzes zu entwickeln. Dafür wurden auch die CO2-Bindepotenziale berechnet.
Aufgrund der derzeit hohen Treibhausgasemissionen aus entwässerten Moorböden und der Dringlichkeit der Umsetzung von Maßnahmen sowohl zum Klimaschutz als auch zur Förderung der moortypischen Biodiversität ist eine rasche Identifizierung geeigneter Potenzialgebiete für den Moor(boden)schutz notwendig. Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (F + E-Vorhaben) „Grundlagen zur Umsetzung einer nationalen Moorschutzstrategie – Teil 2“ zielte darauf ab, auf Grundlage konsistent ermittelter Indikatoren für die Rahmenbedingungen Gebiete mit vergleichsweise hohen Potenzialen für die kurz- bis mittelfristige Umsetzung von Moorschutzmaßnahmen aufzuzeigen. Die Indikatoren adressieren die Bereiche Hydrologie/Topographie, rechtlicher Status, aktuelle Nutzung und Wertschöpfungspotenzial. Daraus werden Gesamtbewertungen für „Umsetzungschancen“ und „potenzielle maximale Effekte“ abgeleitet. In diesem Beitrag wird die verwendete Methodik erläutert, es werden Anwendungsbeispiele gezeigt und Limitierungen kritisch diskutiert.