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Naturbasierte Klimaanpassungsmaßnahmen dienen dazu, intakte Ökosysteme auch vor dem Hintergrund sich verändernder Rahmenbedingungen durch den Klimawandel langfristig zu erhalten und so die Ökosystemleistungen zu sichern. Dabei ist die Landschaftsplanung ein wichtiges Instrument, um diese Maßnahmen zu konzeptionieren, abzustimmen und deren Umsetzung vorzubereiten. Wie die Integration naturbasierter Klimaanpassungsmaßnahmen sowie das Zusammenwirken informeller Klimaanpassungskonzepte und formeller Landschaftspläne in der Praxis funktionieren, wurde mithilfe einer Analyse von Landschaftsplänen und Klimaanpassungskonzepten aus neun deutschen Kommunen untersucht. Darüber hinaus wurden auch Flächennutzungspläne betrachtet, da die Bauleitplanung zu den wichtigsten Adressaten der Landschaftsplanung zählt. Die Analyse zeigt, dass das Konzept der naturbasierten Klimaanpassung noch nicht ausreichend in der landschaftsplanerischen Praxis etabliert zu sein scheint. Dennoch tragen typische Maßnahmen der Landschaftsplanung bereits zur Klimaanpassung bei, auch wenn sie nicht als solche bezeichnet werden. Informelle Klimaanpassungskonzepte können zu einer verstärkten Behandlung des Themas in der formellen Landschaftsplanung führen. Dies zeigt sich daran, dass Landschaftspläne, denen ein Klimaanpassungskonzept vorausgeht, vermehrt Begriffe naturbasierter Klimaanpassungsmaßnahmen beinhalten.
Wohnungsbauunternehmen haben Flächen und Mittel zur Verfügung, um einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt zu leisten. Bislang hat die Wohnungswirtschaft ihr Potenzial kaum erkannt, allerdings gibt es einige Vorreiter im ökologischen Umbau von Freiflächen in Wohnquartieren, die im vorliegenden Beitrag vorgestellt werden. Im Rahmen des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV) geförderten Projekts "Treffpunkt Vielfalt" wurden Freiflächen in verschiedenen Städten naturnah umgestaltet. Das Projekt zeigt, dass naturnahe Strukturen in Wohnquartieren nachweislich zu stark steigenden Artenzahlen bei Wildbienen und Tagfaltern führen. Umfragen vor und nach der ökologischen Umgestaltung zeigen, dass bei Mieterschaft, Hauswartinnen und Hauswarten sowie Vorständinnen und Vorständen durch begleitende Umweltbildungsmaßnahmen eine Akzeptanz für die neuen Sehgewohnheiten hergestellt werden kann. Partizipative Prozesse der Umgestaltung eröffnen sowohl den Eigentümerinnen und Eigentümern als auch den Mieterinnen und Mietern neue Perspektiven auf die Bandbreite der Maßnahmen, mit denen Biodiversität, Naturverständnis und Aufenthaltsqualität gesteigert werden können. Gartendienstleisterinnen und -dienstleister können durch Vor-Ort-Trainings und Pflegepläne an die ökologisch aufgewerteten Flächen herangeführt werden. Im Projekt wurde ein Handlungsleitfaden erstellt und eine Online-Lernplattform für naturnahes Grün eingerichtet, die allen Interessierten zur Verfügung stehen.
Gebietseigenes Saatgut für Begrünungen und Renaturierungen in der freien Landschaft wird in Deutschland nach Regeln des Regiosaatgutkonzepts in 22 Ursprungsgebieten (UG) produziert. Das Projekt RegioDiv untersuchte die genetische Diversität von über 30 Pflanzenarten des Grünlands deutschlandweit, um zu überprüfen, wie gut die beobachtete räumliche Verteilung der genetischen Strukturen dem geographischen Zuschnitt der UG entspricht. Jede Art zeigte ein artspezifisches innerartliches räumlich-genetisches Diversitätsmuster, aber fast alle Arten zeigten das Muster von "Isolation-durch-Distanz", also zunehmende genetische Distanz mit zunehmender räumlicher Entfernung. Bei einigen Arten mit mehreren Ploidiestufen, d. h. innerartlichen Taxa mit verschiedenen Anzahlen an Chromosomensätzen, die eigenständige biologische Arten darstellen können, konnten auf Basis ihrer Verbreitungsgebiete spezifische Regeln entwickelt werden. Die Synthese der Verbreitungsmuster der innerartlichen Gruppen über alle Arten hinweg identifizierte Schwächen des aktuellen UG-Systems. Im vorliegenden Beitrag werden wichtige Einzelergebnisse vorgestellt und Empfehlungen für die Praxis gegeben. Unter anderem werden Vorschläge für alternative Zuschnitte der UG, die die genetische Vielfalt besser repräsentieren, vorgestellt. Diese bilden die Grundlage für mögliche Änderungen am UG-System, die in naher Zukunft mit den relevanten Akteuren erarbeitet werden müssen.
Umsetzungsdefizite bei der Eingriffsregelung, die gemäß §§ 13 ff. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) das Ziel hat, die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und des Landschaftsbilds auch außerhalb der besonderen Schutzgebiete zu erhalten, sind seit Jahren ein Thema des Naturschutzes. Viele Kommunen setzen nicht alle erforderlichen Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung gemäß § 1a Abs. 3 Baugesetzbuch (BauGB) um. Der Landkreis Emsland hat sich zusammen mit den Kommunen im Landkreis auf den Weg gemacht, diese Defizite abzubauen. Gleichzeitig arbeitet der Landkreis daran, die Wirksamkeit der Maßnahmen kontinuierlich zu verbessern, und schafft zudem Strukturen, die eine dauerhafte Beseitigung von Umsetzungsdefiziten sicherstellen. Am Beispiel dieses Landkreises beschreibt der vorliegende Beitrag, wie ein systematischer Aufarbeitungsprozess ablaufen kann, welche Schwierigkeiten dabei entstehen können, welche strukturellen Gegebenheiten zu den Umsetzungsdefiziten beigetragen haben und wie man diese ändern kann. Zudem werden Erfolgsfaktoren benannt wie z. B. eine gute Kooperation zwischen Landkreis und Gemeinden oder die regelmäßige Kontrolle. Weiterhin werden Ideen vorgestellt wie eine übergreifende, konzeptionelle Steuerung von Kompensationsmaßnahmen in Flächenpools und eine gemeindeübergreifende Aufgabenübertragung an einen Landschaftspflegeverband.