Naturschutz und Biologische Vielfalt
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In vielen Bereichen des Umwelt- und Naturschutzes haben sich Indikatorensysteme als effiziente Instrumente für die Berichterstattung bewährt. Ein solches Indikatorenset für den Aufgabenbereich des Naturschutzes ist auch Bestandteil der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). Dabei sollen Indikatoren die Frage beantworten, inwieweit im Zuge der Umsetzung der NBS geeignete Maßnahmen ergriffen und Ziele der Strategie erreicht wurden. Die Indikatoren fassen Aussagen über den Zustand der biologischen Vielfalt, über Belastungen sowie über Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zusammen und machen Trends auf Bundesebene erkennbar. Sie dienen der Politikberatung und Information der interessierten Öffentlichkeit. Im Ergebnis sollen Erfolge und Handlungsbedarf für die Gestaltung der Naturschutzpolitik deutlich werden. Die Ausarbeitung und Bilanzierung der Indikatoren der NBS war Gegenstand zweier Forschungs- und entwicklungsvorhaben, die im Auftrag des BfN in den Jahren 2007 bis 2011 durchgeführt wurden. In der vorliegenden Publikation werden die derzeit 19 Indikatoren ausführlich dargestellt. Außerdem werden Vorschläge unterbreitet, welche Indikatoren das Set künftig ergänzen könnten.
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Die Bewirtschaftungsplanung nach Wasserrahmenrichtlinie ist das zentrale Instrument zur Entwicklung der Gestalt und Lebensraumqualität der Fließgewässer und zum Schutz des Grundwassers. Aufgrund ihres ökosystemaren und flächenbezogenen Ansatzes weist sie zahlreiche Schnittstellen zum Naturschutz auf, die größtenteils Synergiepotenziale beinhalten. Mit der Umsetzung der Richtlinie wird deshalb die Erwartung verbunden, dass Wasserwirtschaft und Naturschutz durch eine gute Kooperation zu beiderseitigem Nutzen sowohl wasserwirtschaftliche als auch Naturschutzziele verwirklichen können. Bis Ende des Jahres 2009 wurden erstmals Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für alle zehn Flussgebietseinheiten in Deutschland aufgestellt. Der vorliegende Band analysiert, wie Naturschutzbelange dabei einbezogen wurden und welche zusätzlichen Möglichkeiten künftig dafür bestehen. Auf Grundlage einer Analyse der Schnittstellen zwischen den Zielen des Naturschutzes und der Wasserrahmenrichtlinie, einer vergleichenden Auswertung ausgewählter Planungsdokumente in den 10 Flussgebietseinheiten Deutschlands sowie einer vertieften Betrachtung einzelner Schnittstellen zu den Schwerpunktthemen "Natura 2000", "Auen und Biotopverbund" sowie "grundwasserabhängige Landökosysteme und Feuchtgebiete" werden Kernempfehlungen zu sechs Themenbereichen formuliert. Diese umfassen neben den drei vertieft betrachteten Schnittstellen auch den inhaltlichen Detaillierungsgrad und die räumliche Zuordnung der Planinhalte, die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung sowie die Aspekte SUP, FFH-Verträglichkeitsprüfung und Klimacheck.
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Eine fortschreitende Fragmentierung der Kulturlandschaft in Mitteleuropa führte und führt zu einer zunehmenden Isolation der verbleibenden Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Ein reduzierter oder auch vollständig ausbleibender Genfluss zwischen Populationen fragmentierter Habitate begünstigt wiederum eine erhöhte Aussterbewahrscheinlichkeit, besonders von stenotopen bzw. stenöken sowie ausbreitungsschwachen Arten. Eine großräumige Vernetzung von Lebensräumen durch geeignete Ausbreitungswege oder "Korridore" ist somit eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Erhalt und Schutz von Biodiversität. Doch besonders in Landschaften, in denen sich Offenland- und Waldlebensräume verzahnen, kommt es häufig zu Konflikten bei der "Biotopvernetzung", da Korridore, welche auf die Vernetzung eines bestimmten Lebensraumtyps zielen, häufig zugleich eine Fragmentierung des anderen Lebensraumtyps bewirken. Seit einiger Zeit werden "halb offene Lebensräume", welche ein Mosaik aus offenland- und gehölzgeprägten Strukturen besitzen, als Lösungsansatz für einen effektiveren Ausbreitungskorridor für Offenland- und Waldarten diskutiert. In dem vorliegenden Band zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (F+E) "Ökologische Funktion von halboffenen Verbundkorridoren" wurden das Potenzial und die Perspektiven von halboffenen Lebensräumen als Ausbreitungskorridore untersucht und dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass "halb offene Korridore" für Offenland- und Waldarten gleichermaßen als Korridor oder "stepping stone" dienen und somit wirksam zu einer Vernetzung verschiedener Lebensraumtypen in Kulturlandschaften beitragen können. Die Ergebnisse des Projektes wurden für den vorliegenden Band zudem im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit und Umsetzung in der Naturschutzpraxis aufbereitet.
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Wiedervernetzung von Lebensraumkorridoren über bestehende Bahntrassen (ICE, IC, Güterverkehr)
(2023)
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Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Im Zuge von Privatisierungen, "Verschlankungen" und einer hohen Staatsverschuldung sind die Spielräume staatlichen Handelns enger geworden, auch die Naturschutzverwaltungen in Deutschland sind dabei unter erheblichen Druck geraten: Während den für den Naturschutzvollzug in Deutschland zuständigen Verwaltungen immer neue Aufgaben übertragen werden, stagniert oder schrumpft zugleich die Personal- und Finanzausstattung dieser Behörden. Will man diese Entwicklungen genauer analysieren so stellt man fest, dass die besonderen Bedingungen in Deutschland als einem föderal organisierten Staat den Überblick über die Zuschnitte und die gewählten Organisationsformen der einzelnen Naturschutzverwaltungen erschweren. Welche Strukturen finden sich in den einzelnen Verwaltungseinheiten? Gibt es Erfolgsmodelle der Verwaltungsorganisation? Welche Auswirkungen haben veränderte Strukturen auf die Aufgabenerfüllung im Naturschutz? Und wo gibt es Ansatzpunkte für die Politik, um die Problemlösungsfähigkeit der Verwaltung im Naturschutz, insbesondere auch vor dem Hintergrund des wachsenden Aufgabenspektrums, zu erhalten? Die vorliegende Publikation versucht, Antworten auf diese Fragen zu geben. Aufbauend auf einer Zusammenstellung der aktuellen veränderten Rahmenbedingungen werden die Auswirkungen dieser Veränderungen für den Naturschutz anhand von Vertiefungsstudien in einzelnen Ländern analysiert. In der Folge zeigen die Autoren Optionen des Naturschutzes angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen auf und geben Empfehlungen für die Verwaltungs- und Naturschutzpolitik. Der vorliegende Band stellt damit eine wertvolle Handreichung für Verwaltungen, Politik und weitere Akteure im politischen Umfeld des Naturschutzes dar.
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Nach Baugesetzbuch sollen die Bestandsaufnahmen und Bewertungen vorliegender Landschaftspläne in der Umweltprüfung von Bauleitplänen herangezogen werden. Darüber hinaus ist die Berücksichtigung der in Landschaftsplänen festgelegten Ziele festgesetzt. Landschaftspläne liefern daher umfassende Beiträge zum Umweltbericht für Bauleitpläne. In der Planungspraxis besteht ein intensiver Beratungsbedarf zum Zusammenspiel von kommunaler Landschaftsplanung und Flächennutzungsplanung mit SUP. Diese Studie liefert Praxiserfahrungen zu diesem Zusammenspiel und leistet damit einen Beitrag zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Flächennutzungsplanung. Im Rahmen der Fortschreibung der Landschafts- und Flächennutzungsplanung der Verbandsgemeinde Obere Kyll bestand die Möglichkeit, die qualitativen und quantitativen Daten des Landschaftsplans von 1992 mit den aktuellen des Landschaftsplans von 2005 zu vergleichen und in Zusammenhang mit der Umweltüberwachung auf F-Planebene nach § 4c BauGB und der Umweltbeobachtung nach § 12 BNatSchG zu setzen. Damit wurde erprobt, wie in Zukunft mit der Fortschreibung von Landschaftsplänen ein Beitrag zur Umweltüberwachung, aber bottom-up auch zur übergeordneten Umweltbeobachtung, geleistet werden kann.
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In der Ise-Niederung im Landkreis Gifhorn (Niedersachsen) wurde zwischen 1990 und 1995 ein umfassendes Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege gefördert, das - mit Unterbrechungen - von 1989 bis 2007 durch ein interdisziplinär angelegtes Forschungsprogramm wissenschaftlich begleitet wurde. Ziel des Vorhabens war die Revitalisierung des Flüsschens Ise und seiner Aue unter den Hauptprämissen Förderung der Eigendynamik des Gewässers und Beibehaltung einer naturschutzorientierten Nutzung der Aue durch Land- und Forstwirtschaft. Damit sollten insbesondere die Lebensraumbedingungen für den ehemals heimischen Fischotter wieder hergestellt werden. Der vorliegende Band präsentiert die Auswertung und Dokumentation der langjährigen breit angelegten ökologischen wie auch sozioökonomischen Untersuchungsreihen. Damit liegen langjährige wissenschaftliche Daten zur Entwicklung einer "Normallandschaft" vor. Die Publikation richtet sich an Interessierte aus Wissenschaft und Praxis, die neugierig auf die Ergebnisse einer langjährig angelegten Untersuchung sind, die ökologische wie sozioökonomische Aspekte einbezieht, und diese für die eigene Arbeit sowie in einem weiteren Sinn für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt nutzen wollen.
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Flussauen in Deutschland
(2009)
Flussauen spielen für den Erhalt der biologischen Vielfalt, den naturverträglichen Hochwasserschutz und die Anpassungen an den Klimawandel eine wichtige Rolle. Trotz der bedeutenden Funktionen von Auen im Naturhaushalt war über ihre räumliche Ausdehnung und ihren Zustand im bundesweiten Überblick bislang wenig bekannt. Diese Wissenslücke wurde durch die Erfassung und Bewertung der Auen von 79 Flüssen auf einer Länge von ca. 10.000 Flusskilometern mit einer Gesamtfläche von ca. 15.000 km geschlossen. Daten zur Flächengröße, zur Nutzung und zum Schutzstatus von Flussauen wurden in einer Geodatenbasis zusammengeführt, die als Baustein für eine nachhaltige Auenentwicklung genutzt werden kann. Mit dieser Veröffentlichung werden für das Bundesgebiet erstmalig übergreifende Fachdaten über die räumliche Ausdehnung der Flussauen, den Verlust von Überschwemmungsflächen und den Zustand der rezenten Flussauen in Deutschland vorgelegt und in Form von drei großformatigen Übersichtskarten dargestellt. Die Ergebnisse sind vielseitig nutzbar und eine wichtige Informationsquelle für Behörden, Planer und Naturschutzverbände bei Fragen des Auenschutzes, des Biotopverbundes und des naturverträglichen Hochwasserschutzes. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es einen dringenden Handlungsbedarf gibt, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und den ökologischen Zustand der Auen zu verbessern.