Heft 8
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Eine Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern von Ressorteinrichtungen des Bundes und der Länder im Bereich Forstwirtschaft und Naturschutz stellt Thesen zur Entwicklung eines nationalen Biodiversitätsmonitorings im Wald vor. Ziel des Monitorings ist es, umfassende, repräsentative Informationen zur biologischen Vielfalt in den Wäldern Deutschlands, zu den sie prägenden Einflussfaktoren ("Treibern") und zu deren Wirkungsweisen zu erfassen. Dabei stehen die Wechselwirkungen von Waldmanagement und Umweltfaktoren in Hinblick auf die Waldbiodiversität besonders im Fokus. Die gewonnenen Daten und Informationen sollen wichtige Grundlagen für ein biodiversitätsorientiertes, adaptives Waldmanagement liefern, die Wald- und Naturschutzpolitik des Bundes und der Länder unterstützen sowie nationale und internationale Berichterstattungspflichten abdecken. Schnittstellen zu anderen Monitoringprogrammen außerhalb des Waldes sollen den Anschluss an eine landnutzungsübergreifende Erfassung in größeren Raumeinheiten (Landschaften, Regionen) ermöglichen. Die Komplexität und der Aufwand des Monitorings erfordern eine Arbeits- und Aufgabenteilung vieler unterschiedlicher Akteure aus Wissenschaft, Verwaltung, Forst-wirtschaft und Naturschutz auf Bundes- und Landesebene. Ein Konzept-entwurf soll in einem erweiterten Kreis von Expertinnen, Experten und weiteren Akteuren diskutiert sowie schließlich als finaler Entwurf der Politik zur Entscheidung über eine Umsetzung vorgelegt werden.
Der bereits seit längerer Zeit beobachtete Rückgang bei Artenkenntnis und Naturwahrnehmung verstärkt sich weiter. Dies wirkt sich auch auf die Medien und die Gesellschaft aus. Artenvielfalt und das Aussterben von Arten sind häufig nur Nebenschauplätze in der öffentlichen Diskussion, selbst bei Umweltthemen. Artenkenntnis kann nur durch Beschäftigung mit den entsprechenden Lebewesen geübt und erlernt werden. In unserem derzeitigen Bildungssystem bleibt allerdings kaum Zeit und Muße für diese vertiefte Wahrnehmung. Wir zeigen mehrere Bereiche auf, die zu einer Förderung der Artenkenntnis beitragen können und formulieren Ziele für eine neue Bildungskette. Dazu beschreiben wir auch die theoretischen und praktischen Grundlagen der Artbestimmung und mögliche Ansatzpunkte für fördernde Maßnahmen.
Die Seege (Niedersachsen) ist der letzte von acht größeren Nebenflüssen der unteren Mittelelbe, dessen Rückstauraum nicht durch ein Sperrwerk im Mündungs-bereich vom biologisch prägenden Hochwasserrhythmus der Elbe abgekoppelt ist. In der Seegeniederung kommen 14 Lebensraumtypen des Anhangs I der Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie vor (drei mit prioritärem Status), in denen eine Vielzahl gesetzlich geschützter und gefährdeter Arten auftreten. Die Seegeniederung hat den höchsten Schutzstatus im UNESCO-Biosphärenreservat "Niedersächsische Elbtalaue", ist Teil des FFH-Gebiets "Elbeniederung zwischen Schnackenburg und Lauenburg" und des EU-Vogelschutzgebiets "Niedersächsische Mittelelbe". Aus Hochwasserschutzgründen wird die Erhöhung der vorhandenen Seegedeiche oder alternativ die Errichtung eines neuen Deichs mit Sperrwerk im Mündungsbereich der Seege in die Elbe erörtert. Letzteres würde den ökologisch essenziellen Überschwemmungsrhythmus der Elbe in der Seegeniederung beeinträchtigen und das Volumen des Retentionsraums für Elbhochwässer erheblich verkleinern. Stattdessen wird vorgeschlagen, länderübergreifend zwischen Wittenberge (Brandenburg), Wahrenberg (Sachsen-Anhalt) und Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) Deiche zurückzuverlegen und erst vor wenigen Jahrzehnten abgesperrte Rückstauräume wieder zu öffnen, um so extreme Hochwasserscheitel großräumig zu kappen. Dies würde gleichzeitig ermöglichen, einen Schwerpunkt der Vorkommen von Lebensraumtypen des Mittelelbtals zu schützen und zu entwickeln. Dies würde vorhandene Überschwemmungsflächen auch außerhalb der Seegeniederung und Gebiete, die bereits durch Deichrückverlegung und Öffnung abgesperrter Rückstauräume renaturiert wurden, einschließen.
Projekt ArKoNaVera: sechs Jahre Artenschutz für die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)
(2022)
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht und ist eine nationale Verantwortungsart. Daher steht sie besonders im Fokus des Artenschutzes. Die Forschungs- und Umsetzungspartner des Projekts ArKoNaVera, das gemeinsam vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumwelt-ministeriums (BMUV) sowie vom Bundesforschungs-ministerium (BMBF) gefördert wurde, engagierten sich von 2015 bis 2021 maßgeblich für die Populationsstützung der Flussperlmuschel in Niederbayern und im sächsischen Vogtland. Unter wissenschaftlicher Begleitung wurden die bestehenden Nachzuchtprogramme in beiden Gebieten intensiviert und wichtige Fließgewässer-habitate aufgewertet. Neben einer über 6.000 Tiere starken Nachzucht zur Inventur 2021 gehört auch der Nachweis hoher Überlebensraten ausgewilderter Tiere zu den Ergebnissen. Des Weiteren wurde ein Entscheidungshilfewerkzeug entwickelt, mit dem sowohl geeignete Auswilderungsstellen als auch Defizite an bestehenden Flussperlmuschelgewässern identifiziert werden können. Mehr als 100 öffentliche Veranstaltungen erreichten nachweislich auch einen großen Personenkreis, für den die Gefährdung von Flussperlmuscheln und ihrer Habitate sowie die Schutzbemühungen neu waren.