Heft 12
Die Anlage von Blühstreifen in Agrarlandschaften verfolgt das Ziel, einem voranschreitenden Verlust an biologischer Vielfalt entgegenzuwirken. Allerdings gibt es noch großen Verbesserungsspielraum. Ausgehend von den Befunden eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens wird dargestellt, wie Blühstreifen optimiert werden können und dadurch die Vielfalt an blütenbesuchenden Insektenarten erhöht werden kann. Die zur Ansaat übliche Verwendung nicht standortangepasster Standardmischungen birgt das Risiko, dass sich viele Pflanzenarten - insbesondere bei ungünstiger Witterung im Frühjahr - nicht etablieren. Zudem werden durch die in Standardmischungen oftmals verwendeten Neophyten und Kulturarten überwiegend ubiquitäre Insektenarten gefördert, während heimische und standortangepasste Segetalarten sowohl ubiquitäre als auch spezialisierte Blütenbesucher aufweisen und damit ein besonders breites Spektrum an Insektenarten fördern. Artenreiche Saatmischungen aus standortangepassten Pflanzenarten (möglichst regiozertifiziert) könnten wesentlich besser als Standardmischungen zum Segetal- und Insektenartenschutz in Agrarlandschaften beitragen.
Bislang ist kaum untersucht worden, wie sich die naturschutzbezogene Forschung in Deutschland in den letzten Jahren verändert hat - insbesondere mit Blick auf ökonomisch geprägte Ansätze. Um zur Schließung dieser Lücke beizutragen, wurden die Überschriften von Beiträgen, die zwischen 1985 und 2019 in "Natur und Landschaft" sowie "Naturschutz und Landschaftsplanung" erschienen und in der Publikations-Datenbank DNL-online erfasst sind, quantitativ ausgewertet. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass "Landschaft" zunächst häufig ist, später aber kaum noch auftaucht, während "Vielfalt", "Biodiversität" und "Art" immer häufiger genutzt werden. Naturschutz wird in erster Linie als wissenschaftliche (Teil)disziplin und als Ressort der staatlichen Verwaltung präsentiert. Ökonomisch geprägte Konzepte und Themen haben zwar einen Bedeutungszuwachs erfahren, aber auf niedrigem Niveau. Vermeintlich ökonomisch geprägte Ansätze wie das Ökosystemleistungskonzept werden zwar häufiger verwendet, allerdings weitgehend losgelöst von anderen ökonomischen Begriffen, und haben somit eher den Charakter landschaftsökologischer Konzepte erlangt.
Auf 22 Dauerbeobachtungsflächen in drei Mooren Schleswig-Holsteins wurde von 1989 bis 2019 im Abstand von 10 Jahren die Vegetation erfasst. In zahlreichen Handtorfstichen konnten die Ausbreitung von Mittlerem Torfmoos (Sphagnum magellanicum) und die Entwicklung der Hochmoorbultengesellschaft über eine Zeitspanne von 30 Jahren sowie eine Oligo- und Ombrotrophierung (Verringerung der Nähstoffversorgung und Ernährung aus dem Niederschlagswasser) der Standorte beobachtet werden. Stoppen der Binnenentwässerung, Überstau, Abschieben und Birkenentnahmen haben zur Revitalisierung schützenswerter Lebensräume geführt. Im Fockbeker Moor wurden beim Erico-Sphagnetum typicum in den letzten 10 Jahren eine Abnahme der Schlenken (tiefer gelegene Standorte im Mikrorelief von Mooren), eine stärkere Bildung von Bulten (höhere Standorte) und eine Zunahme der Heidekräuter festgestellt. Auf einer nackten Torffläche sind nach 23 Jahren Torfmoose eingewandert. Die Sukzession der überstauten Fläche im Fockbeker Moor begann mit Torfmoosrasen, Eriophorum-Arten und Heidekräutern nach 10 Jahren und zeigt heute Bewaldung mit Moor-Birke (Betula pubescens). In fast allen Dauerflächen ist eine Zunahme der Phanerogamendeckung und der Artenzahlen festzustellen. Seit 10 Jahren ist eine Ausbreitung von Weißem Schnabelried (Rhynchospora alba) und Besenheide (Calluna vulgaris) im Wittenseer und Fockbeker Moor und von Moorlilie (Narthecium ossifragum) im Owschlager Moor zu verzeichnen. Die Veränderung der Artenzusammensetzung und die Ombrotrophierung werden dargestellt und vor dem Hintergrund durchgeführter Revitalisierungsmaßnahmen, autogener Sukzession, Stickstoffbelastung und Klimawandel interpretiert. Es werden Empfehlungen für künftig stärker zu berücksichtigende Maßnahmen in Hinblick auf den Klimawandel gegeben.
Für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland muss das Stromnetz erweitert werden. Höchstspannungsgleichstrom-Übertragungstrassen werden dabei auch als Erdkabel realisiert. Bei diesen linearen Großbauvorhaben treten die meisten naturschutzrelevanten Wirkfaktoren in der Bauphase auf, können jedoch häufig durch Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen reduziert werden. Ziel des hier vorgestellten Forschungsvorhabens war eine Zusammenstellung der Vermeidungs- und Minderungsoptionen. Dazu wurden Maßnahmen ermittelt, die bei Erdkabel- und vergleichbaren Vorhaben angewandt werden. Die Voraussetzungen für die Durchführung der identifizierten Maßnahmen bei Höchstspannungs-Erdkabelvorhaben wurde mit Expertinnen und Experten intensiv diskutiert. Im Ergebnis werden neun Maßnahmen für den Bodenschutz, fünf für den Gewässerschutz und zwölf für den Arten- und Biotopschutz empfohlen. Die systematische Beschreibung soll dazu dienen, das volle Vermeidungs- und Minderungspotenzial bei Höchstspannungs-Erdkabelvorhaben auszuschöpfen, und soll zu einer Erleichterung der Planungsabläufe beitragen.