Naturschutz und Biologische Vielfalt
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Eine fortschreitende Fragmentierung der Kulturlandschaft in Mitteleuropa führte und führt zu einer zunehmenden Isolation der verbleibenden Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Ein reduzierter oder auch vollständig ausbleibender Genfluss zwischen Populationen fragmentierter Habitate begünstigt wiederum eine erhöhte Aussterbewahrscheinlichkeit, besonders von stenotopen bzw. stenöken sowie ausbreitungsschwachen Arten. Eine großräumige Vernetzung von Lebensräumen durch geeignete Ausbreitungswege oder "Korridore" ist somit eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Erhalt und Schutz von Biodiversität. Doch besonders in Landschaften, in denen sich Offenland- und Waldlebensräume verzahnen, kommt es häufig zu Konflikten bei der "Biotopvernetzung", da Korridore, welche auf die Vernetzung eines bestimmten Lebensraumtyps zielen, häufig zugleich eine Fragmentierung des anderen Lebensraumtyps bewirken. Seit einiger Zeit werden "halb offene Lebensräume", welche ein Mosaik aus offenland- und gehölzgeprägten Strukturen besitzen, als Lösungsansatz für einen effektiveren Ausbreitungskorridor für Offenland- und Waldarten diskutiert. In dem vorliegenden Band zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (F+E) "Ökologische Funktion von halboffenen Verbundkorridoren" wurden das Potenzial und die Perspektiven von halboffenen Lebensräumen als Ausbreitungskorridore untersucht und dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass "halb offene Korridore" für Offenland- und Waldarten gleichermaßen als Korridor oder "stepping stone" dienen und somit wirksam zu einer Vernetzung verschiedener Lebensraumtypen in Kulturlandschaften beitragen können. Die Ergebnisse des Projektes wurden für den vorliegenden Band zudem im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit und Umsetzung in der Naturschutzpraxis aufbereitet.
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Erste Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten sind bereits zu beobachten und es gilt mittlerweile als sicher, dass in den nächsten Jahrzehnten mit weiteren, erheblichen Veränderungen gerechnet werden muss. In o.g. Vorhaben wurde untersucht, welche potenzielle Bedeutung dem Biotopverbund in Deutschland zukommt, um die zu erwartenden negativen Auswirkungen des Klimawandels zu mindern und welchen Beitrag die bestehenden Biotopverbundkonzepte von nationaler Bedeutung dabei leisten können. Die Ergebnisse zeigen, dass das bestehende Konzept des länderübergreifenden Biotopverbundes für viele vom Klimawandel betroffene Arten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Dafür müssen bestehende Lücken im Netzwerk geschlossen und insbesondere die internationalen Anknüpfungspunkte in ihrer Funktionalität gesichert und verbessert werden.
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Erlebnis Grünes Band
(2011)
Das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verfügt über einen besonders hohen Artenreichtum und stellt einen Verbund kostbarer Lebensräume dar. Gleichzeitig bietet es einen hohen Erholungswert. Ziel des gleichnamigen Erprobungs- und Entwicklungs-Vorhabens (E+E-Vorhaben) war es, das Grüne Band zu erhalten und als Erlebnisraum im Kontext "Natur, Kultur, Geschichte" nachhaltig touristisch in Wert zu setzen. Damit sollen der Bekanntheitsgrad und die regionale Wertschöpfung im ländlichen Raum erhöht werden und so die Akzeptanz für die Bewahrung dieses nationalen Naturerbes gesteigert werden. Dieser Ansatz wurde in den Modellregionen Elbe-Altmark-Wendland, Harz und Thüringer Wald & Schiefergebirge/Frankenwald entwickelt und erprobt. Als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen sich die mit den Maßnahmen verbundene Initiierung und Stärkung einer grenz- und sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Tourismus, weiteren Landnutzern sowie zwischen Verwaltungen, Verbänden und der Privatwirtschaft. Hiervon profitieren Naturschutz ,Tourismus und Regionalentwicklung. Im Ergebnis konnten bei lokalen Akteuren und auch in der Bevölkerung die Bekanntheit des Grünen Bandes gesteigert sowie eine größere Unterstützung für seine Erhaltung als Biotopverbundsystem von bundesweiter Bedeutung gewonnen werden. Das Konzept kann auf andere Regionen übertragen werden. Das Projekt hat gezeigt, dass sich der Naturschutz in den ehemaligen Grenzregionen mit der Marke Grünes Band als Mitgestalter in der nachhaltigen Regionalentwicklung positionieren konnte.
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Flug über das Grüne Band
(2009)
Im Bereich der früheren innerdeutschen Grenze konnte sich aufgrund der Nutzungsruhe und Abgeschiedenheit über Jahrzehnte ein zusammenhängendes Band von zum Teil wertvollen Biotopen entwickeln, das heutige "Grüne Band". Es bildet einen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl gefährdeter Arten. Durch seine weitgehende Vollständigkeit und Verknüpfung mit vielen Naturlandschaften Deutschlands bildet es die Hauptachse eines bundesweiten Biotopverbunds. 20 Jahre nach der Grenzöffnung bildet das Grüne Band zudem einen wichtigen Bestandteil des Nationalen Naturerbes. Gleichzeitig ist es ein lebendiges Denkmal für die ehemalige deutsche Teilung. An vielen Stellen ist das Grüne Band vom Boden aus nur schwer zu erkennen. Deshalb wurde bereits zum dritten Mal eine Befliegung durchgeführt und das deutsche Grüne Band vollständig durch Luftaufnahmen dokumentiert. Mit dieser DVD wird in Form eines virtuellen Fluges über das Grüne Band seine Vielgestaltigkeit vorgestellt, aber auch auf bereits vorhandene Lücken hingewiesen.