Naturschutz und Biologische Vielfalt
175
Wiedervernetzung von Lebensraumkorridoren über bestehende Bahntrassen (ICE, IC, Güterverkehr)
(2023)
174
Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) ist eine Leitart des Naturschutzes. In diesem Werk werden die Ergebnisse eines Projektes vorgestellt, das von 2011 bis 2018 als eines der ersten im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert wurde. Durchgeführt wurde das Projekt vom NABU Niedersachsen mit seinen Partnern. Durch den überregionalen Ansatz in fünf Bundesländern wurde auf großer Fläche die Gelbbauchunke gefördert. Ganz im Sinne der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt haben im Projekt verschiedenste gesellschaftliche Gruppen zusammengearbeitet. Das vorliegende Werk enthält konkrete und übertragbare Naturschutzempfehlungen, Forschungserkenntnisse aus den einzelnen Projektregionen, Praxiserfahrungen zur Ex-situ-Haltung und Wiederansiedlung von Gelbbauchunken und vieles mehr.
173
Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens wurde ein Konzept zur Erforschung und Implementierung wirksamer Fischschutz- und Fischabstiegseinrichtungen an den bundeseigenen Wasserkraftstandorten in Eddersheim und Griesheim am Main sowie ggf. alternativer Verfahren erarbeitet. Die unter Bundesverwaltung stehenden und von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) betriebenen Wasserkraftwerke sollen als Pilotstandorte etabliert werden, um die Möglichkeiten und Grenzen der Anwendbarkeit verfügbarer Fischschutzeinrichtungen und Fischabstiegsanlagen an großtechnischen Wasserkraftstandorten zu evaluieren, diesbezügliche Wissensdefizite zu identifizieren und methodische Wege zur Schließung bestehender Kenntnislücken aufzuzeigen. Der vorliegende Bericht umfasst eine umfangreiche Literaturauswertung zu relevanten fischbiologischen Grundlagen sowie zu Maßnahmen für Fischschutz und Fischabstieg an großen Wasserkraftanlagen. Er bietet damit eine fundierte und hilfreiche Grundlage für die Maßnahmenauswahl an großen Wasserkraftanlagen.
172 (2.1)
Die Europäische Union hat mit der Etablierung der Fauna-Flora-HabitatRichtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) das Schutzgebietssystem Natura 2000 begründet, das die biologische Vielfalt der Arten und Lebensräume dauerhaft sichern und entwickeln soll. Der Band 2.1 dieses FFH-Handbuchs ist der erste von drei Teilbänden einer erheblich erweiterten Neuauflage (der Grundlagenband, Band 1, und der Teilband, Band 2.2, mit den LRT 6110 bis 9430 sind in Vorbereitung). In detaillierten Steckbriefen werden die ersten 45 der 93 in Deutschland vorkommenden und zu schützenden Lebensraumtypen (LRT 1110 bis 5130) detailliert in Wort und Bild beschrieben. Dazu wurden u. a. das EU-Interpretations-Handbuch, die FFH-Handbücher der Bundesländer sowie umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse von Forschungsprojekten ausgewertet. Es wurden neue europäische Standards der Biotopklassifikation und der Vegetationskunde berücksichtigt und der aktuelle Kenntnisstand zu den charakteristischen Arten zusammengetragen. Aktuelle Verbreitungskarten und die Bewertung gemäß des nationalen Berichts 2019 bieten zusätzliche deutschlandweite Informationen. Das FFH-Handbuch betrachtet alle wesentlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Umsetzung der Naturschutzrichtlinien und wendet sich somit sowohl an den behördlichen Natur- und Umweltschutz, an Planungsbehörden, -träger und -büros als auch an Naturschutzverbände und naturschutzfachlich Interessierte.
172 (2.2)
Die Europäische Union hat mit der Etablierung der Fauna-Flora-Habitat-richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) das Schutz-gebietssystem Natura 2000 begründet, welches die biologische Vielfalt der Arten und Lebensräume dauerhaft sichern und entwickeln soll.
Der Band 2.2 dieses FFH-Handbuchs ist der zweite von drei Teilbänden einer erheblich erweiterten Neuauflage (der Grundlagenband, Band 1 ist in Vorbereitung; Teilband 2.1 mit den LRT 1110 bis 5130 ist Anfang 2021 erschienen). In detaillierten Steckbriefen werden der zweite Teil der 93 in Deutschland vorkommenden und zu schützenden Lebensraumtypen (LRT 6110 bis 9430) in Wort und Bild beschrieben. Dazu wurden u. a. das EU-Interpretations-Handbuch, die FFH-Handbücher der Bundesländer sowie umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse von Forschungsprojekten ausgewertet. Es wurden neue europäische Standards der Biotopklassifikation und der Vegetationskunde berücksichtigt und der aktuelle Kenntnisstand zu den charakteristischen Arten zusammengetragen. Aktuelle Verbreitungskarten und die Bewertung gemäß des nationalen Berichts 2019 bieten zusätzliche deutschlandweite Informationen.
Das FFH-Handbuch betrachtet alle wesentlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Umsetzung der Naturschutzrichtlinien und wendet sich somit sowohl an den behördlichen Natur- und Umweltschutz, an Planungsbehörden, -träger und -büros als auch an Naturschutzverbände und naturschutzfachlich Interessierte.
171
Erfolgskontrollen als integraler Bestandteil von Programmen und Projekten sowie weiterer Maßnahmen des Naturschutzes dienen vorrangig der Überprüfung, ob ein Erfolg von fachlich hergeleiteten Maßnahmen eingetreten ist. Weiterhin sollen sie Fehlentwicklungen aufdecken und Hinweise geben, wie Abläufe effektiver gestaltet werden können. Ziel ist es, zu prüfen, ob und wie der Wirkungsgrad von Naturschutz-Aktivitäten (das "Outcome") erhöht werden kann. Damit tragen sie ebenfalls dazu bei, Mittel und Ressourcen effizienter einzusetzen. Darüber hinaus liefern Erfolgskontrollen Hinweise und Argumente für einen weiteren Handlungsbedarf, z. B. nach der Beendigung von Projekten. Die Beiträge dieses Tagungsbandes basieren auf Vorträgen der BfN-Tagung „Erfolgskontrollen im Naturschutz“ im Dezember 2018 an der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm. Dabei wurden insbesondere Erfolgskontrollen von Naturschutzprogrammen und -projekten sowie von Management- und Renaturierungsmaßnahmen in verschiedenen Ökosystemen vorgestellt. Hier lag der Schwerpunkt auf Mooren, Auen und Fließgewässern, Magerrasen, Heiden und dem Grünland. Weitere Beiträge befassen sich mit den Ergebnissen von Projekten und Aktivitäten zur Förderung von Ziel- und Verantwortungsarten bzw. von Wiederansiedlungen.
170 (4)
Elf Jahre nach dem Erscheinen der Vorgängerfassung von 2009 liegt eine aktualisierte Rote Liste der Amphibien Deutschlands vor. Sie gibt in differenzierter Form Auskunft über unsere wild lebenden Schwanz- und Froschlurche und ihre Gefährdungssituation. Dabei werden nicht nur die in ihrem Bestand bedrohten Arten behandelt. Die Gesamtartenliste enthält alle 21 in Deutschland wild lebenden Amphibienarten, von denen 20 bewertet werden. Die Rote Liste der Amphibien geht wie alle Roten Listen über eine reine Inventur und die Beschreibung von Bestandstrends und Rückgangsursachen hinaus. Sie beinhaltet umfassende Artkapi-tel, die neben Erläuterungen zur Gefährdungseinstufung auch Hinweise geben, wie sich die Bestandssituation der einheimischen Amphibien verbessern lässt. Zudem wird die Verantwortlichkeit Deutschlands für die weltweite Erhaltung der Arten eingeschätzt. Die Rote Liste der Amphibien wurde von erfahrenen Experten und Expertinnen der Zoologie, Freilandökologie und Naturschutzbiologie verfasst. Mit ihr liegt Band 4 der Reihe „Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands“ 2020 ff. vor.
170 (3)
Elf Jahre nach dem Erscheinen der Vorgängerfassung von 2009 liegt eine aktualisierte Rote Liste der Reptilien Deutschlands vor. Sie gibt in differenzierter Form Auskunft über unsere wild lebenden Echsen, Schlangen sowie eine Schildkrötenart und ihre Gefährdungssituation. Dabei werden nicht nur die in ihrem Bestand bedrohten Arten behandelt. Die Gesamtartenliste enthält alle 14 in Deutschland wild lebenden Reptilienarten. Insgesamt werden 12 Arten und eine Superspezies aus zwei Taxa bestehend bewertet.Die Rote Liste der Reptilien geht wie alle Roten Listen über eine reine Inventur und die Beschreibung von Bestandstrends und Rückgangsursachen hinaus. Sie beinhaltet umfassende Artkapitel, die neben Erläuterungen zur Gefährdungseinstufung auch Hinweise geben, wie sich die Bestandssituation der einheimischen Reptilien verbessern lässt. Zudem wird die Verantwortlichkeit Deutschlands für die weltweite Erhaltung der Arten eingeschätzt.Die Rote Liste der Reptilien wurde von erfahrenen Experten und Expertinnen der Zoologie, Freilandökologie und Naturschutzbiologie verfasst. Mit ihr liegt Band 3 der Reihe „Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands“ 2020 ff. vor.
170 (6)
Die Gesamtartenliste der sich im Süßwasser reproduzierenden Fische und Neunaugen Deutschlands umfasst 111 etablierte Arten. Eine Rote-Liste-Kategorie wird für die 90 indigenen und archäobiotischen Arten ermittelt. Die bundesweite Gefährdungsanalyse beruht auf den länderspezifischen Einschätzungen von 59 Expertinnen und Experten aus allen Ländern und wurde durch eine quantitative Auswertung der Befischungsdaten von 6.424 Messstellen aus den Programmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie bzw. der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie Erkenntnisse aus weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen gestützt. Insgesamt werden 9 Arten als ausgestorben oder verschollen und 38 weitere als bestandsgefährdet (Rote-Liste-Kategorien 1, 2, 3 und G) eingestuft. Von Letzteren sind 11 Arten vom Aussterben bedroht. Der zuvor als ausgestorben betrachtete Tiefseesaibling Salvelinus profundus und der verschollen geglaubte Steingreßling Romanogobio uranoscopus wurden wiederentdeckt. Deutschland hat für die weltweite Erhaltung von 21 Arten eine erhöhte Verantwortlichkeit, darunter befinden sich 7 Endemiten. Süßwasserfische und Neunaugen werden maßgeblich durch Gewässerverschmutzung und -ausbau gefährdet. Darüber hinaus gibt das Schwinden von Süßwasserfisch- und Neunaugenbeständen durch die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Dürresommer einen Ausblick auf die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels.
170 (5)
Mehr als ein Vierteljahrhundert nach einer 1996 veröffentlichten „Provisorischen Roten Liste der phytoparasitischen Pilze Deutschlands“ von Oliver Foitzik (†) ist das hier vorgelegte Werk die erste umfassende Überarbeitung dieser Organismengruppe mit einer detaillierten Analyse der Gefährdungssituation. Es werden die vier Großgruppen Brandpilze, Rostpilze, Echte Mehltaupilze und Falsche Mehltaue einschließlich der Weißroste in ihrer traditionellen Umgrenzung behandelt. Für das Gebiet wurden 1.445 Taxa betrachtet, von denen 1.196 etabliert und Indigene oder Archäobiota sind. Von diesen stehen 619 Taxa auf der Roten Liste. 125 Taxa sind ausgestorben oder verschollen, weitere 408 Taxa sind bestandsgefährdet (Rote-Liste-Kategorien 1, 2, 3 und G). Für die weltweite Erhaltung von 13 Taxa hat Deutschland eine erhöhte Verantwortlichkeit. Als obligate Parasiten und wichtige funktionelle Glieder von terrestrischen Ökosystemen sind die hier behandelten Pilze auf das Engste mit ihren Wirtspflanzen verbunden, sie sind erhaltenswert und schutzbedürftig. Ihr Überleben ist nur gemeinsam mit den Wirtspflanzen möglich. Wesentliche Gefährdungsfaktoren der phytoparasitischen Kleinpilze sind die Nutzungsintensivierung in der Land- und Forstwirtschaft, die Anwendung von Fungiziden, das Aufgeben der Nutzung von ertrags- und nährstoffarmen Standorten, die Entwässerung von Feuchtgebieten, die Unterbindung einer natürlichen Lebensraumdynamik, z. B. in Wäldern und an Fließgewässern, sowie die zunehmende Inanspruchnahme offener Flächen durch Baumaßnahmen.
169
Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen an Wasserkraftanlagen sind zentrale Maßnahmen zum Schutz von Fischen vor turbinenbedingten Schädigungen sowie zur Gewährleistung eines sicheren Fischabstiegs. Zwar wurde der Kenntnisstand zur Errichtung wirksamer Anlagen in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert, das Verhalten der Fische als wesentliche Grundlage zur Bemessung funktionsfähiger Fischschutz- und Abstiegskonzepte ist bislang allerdings noch wenig erforscht. Das Wissen über Reaktionen und Verhaltensmuster von Fischen bei bestimmten Strömungsbedingungen und Anlagengestaltungen liefert jedoch wichtige Hinweise zur Konstruktion wirksamer Anlagen. Vor diesem Hintergrund wurde das Verhalten verschiedener Fischarten an sog. Flachrechen-Bypassrinnen-Systemen untersucht. Im Fokus dieser gemeinsamen von Biolog*innen und Wasserbauingenieur*innen durchgeführten Laboruntersuchungen stand das Verhalten abwandernder Fische an Wasserkraftanlagen mit flach zur Sohle geneigtem Rechen mit Bypassrinne. Der Bericht fasst den bisherigen Kenntnisstand zu Flachrechen-Bypassrinnen-Systemen zusammen und leitet aus den beobachteten Reaktionen und Verhaltensmustern der detailliert beschriebenen Laborversuche - unter Berücksichtigung der spezifischen hydraulischen Verhältnisse - erste Empfehlungen für die Anordnung, die Konstruktion und den Betrieb des Systems ab.
166
Der Gebietsschutz ist eines der zentralen und klassischen Instrumente des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Deutschland. Schutzgebiete haben eine wichtige Bedeutung für die Sicherung und Entwicklung der biologischen Vielfalt, der Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft einschließlich der landschaftsgebundenen Erholungsnutzung. Dieser Band präsentiert die Ergebnisse eines vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens zu den Steuerungspotenzialen des Gebietsschutzes. Der Schwerpunkt des Vorhabens lag auf dem Landschaftsschutzgebiet. Ein besonderer Fokus richtete sich zudem auf die Frage der Steuerung des Ausbaus erneuerbarer Energien mithilfe des Gebietsschutzes. Der Band enthält eine systematische Analyse aller nationalen Kategorien des Gebiets- und Objektschutzes, eine Präsentation der Ergebnisse empirischer Untersuchungen zu Landschaftsschutzgebieten in acht Beispielregionen, eine vertiefte Bearbeitung ausgewählter Handlungsfelder und Steuerungsaspekte im Hinblick auf Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie die Ableitung von Empfehlungen insbesondere zu Landschaftsschutzgebieten und zur Steuerung des Ausbaus erneuerbarer Energien mit Mitteln des Gebietsschutzes. Die Analysen und Empfehlungen basieren auf einer Auswertung wissenschaftlicher Veröffentlichungen, juristischer Kommentarliteratur und der zum Thema ergangenen Rechtsprechung sowie auf der Analyse ausgewählter Landschaftsschutzgebietsverordnungen, Experteninterviews und auf den Diskussionsergebnissen eines Fachworkshops.
165
Die naturschutzrechtliche Eingriffsregelung ist als grundlegendes und zentrales Instrument des Naturschutzes und der Landschaftspflege allgemein anerkannt. Ihr kommt eine entscheidende Bedeutung als Bestandteil der modernen Naturschutzpolitik und als konkrete Handlungsnorm zur Bewahrung der biologischen Vielfalt zu. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Naturschutz ein Forschungs -und Entwicklungsvorhaben zur Methodik der Eingriffsregelung im bundesweiten Vergleich beauftragt. Basierend auf einer bundesweiten Recherche zum Stand der derzeitigen Methodenanwendung wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert. Im hiermit vorgelegten Abschlussbericht werden die Arbeits- und Entscheidungsschritte der Eingriffsregelung in dreizehn Blöcken vertiefend analysiert. Die Arbeit endet mit einer übergreifenden Zusammenführung der Ergebnisse im Hinblick auf das Primat des funktionalen Naturalausgleichs. Abgerundet wird der Band durch einen Ausblick mit Perspektiven zur weiteren Nutzbarkeit der Ergebnisse.
164
Landwirtschaftliche Nutzung ist auf mehr als 50 % der Fläche Deutschlands vertreten. Auch Schutzgebiete enthalten landwirtschaftlich genutzte Bereiche. Landwirtschaft und Naturschutz sind miteinander verzahnt. Die o.g. Tagung sollte aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Situation für Wildpflanzen und verschiedene Tiergruppen in Agrarlandschaften beleuchten und Beispiele für Schutzprogramme und wegweisende Einzelprojekte vorstellen. Die Effizienz bisheriger Schutzmaßnahmen sowie die Rahmenbedingungen und mögliche Lösungsansätze in der Agrarpolitik wurden diskutiert. Die Tagung zielte insbesondere darauf ab, die verschiedenen im Naturschutz tätigen bzw. forschenden Akteurinnen und Akteure stärker miteinander zu vernetzen. Darüber hinaus sollte der praktische Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Naturschutz und Wissenschaft gefördert werden. Der Band enthält die Tagungsergebnisse. Neben der Analyse der Rahmenbedingungen, wie z.B. die Wirkung von neuartigen Pestiziden und Saatgutbeizen, erhöhte Stickstoffmengen, Biomasseanbau und Fragmentierung der Landschaft, werden auch Analysen von Bestandsentwicklungen bei Vögeln und Rückgängen der Insekten vorgestellt. Ebenso sind Erfahrungen zu konkreten Vorhaben zum Schutz und zur Förderung von Tier- und Pflanzenarten sowie Grünlandlebensräumen in der Agrarlandschaft enthalten.
163
Die Publikation basiert auf der Zusammenstellung umfangreicher Daten, die im Rahmen verschiedener Publikationen und Gutachten zu o.g. Thema erhoben wurden. Bei aller Heterogenität zeigen die Ergebnisse deutlich, dass Flussauen nach wie vor Hotspots der Biodiversität sind - und dass Revitalisierungen der Auen sehr erfolgreich sein können. Obwohl Flussauen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa gehören, besonders unter Belastungen und Veränderungen gelitten haben und vielfach renaturiert werden, fehlt bislang eine Zusammenfassung des Kenntnisstandes zu ihrer Biodiversität. O.g. Veröffentlichung soll diese Lücke füllen.
162
Das Bundesnaturschutzgesetz enthält in § 15 Absatz 3 die Prüfvorschrift, die zur Reduzierung der Inanspruchnahme landwirtschaftlich genutzter Fläche für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen führen soll. Als zu prüfende Maßnahmentypen wurden die Entsiegelung, die Wiedervernetzung von Lebensräumen sowie Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen eingeführt. Diese Maßnahmentypen haben der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes und der Landschaftspflege im Sinne des zu erbringenden Kompensationsziels zu dienen. Der vorliegende Band ist das Ergebnis des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens "Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Kompensationsmaßnahmen zur Umsetzung von Konzepten des Naturschutzes und der Landschaftsentwicklung". In diesem Band werden der Rahmen, die Möglichkeiten und die Grenzen des Maßnahmentyps "Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen zur Kompensation" präzisiert. Die Auswertung der Quellen gibt im fachlichen Teil einen Überblick über den Stand des Wissens im Hinblick auf die gleichartige oder gleichwertige Wiederherstellung von Funktionen des Naturhaushaltes in der Agrarlandschaft. Der vorliegende Band zeigt Grenzen, aber auch die Möglichkeiten von Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen zur Kompensation auf. Dieser Maßnahmentyp kann den Anwendungsrahmen von Kompensationsmaßnahmen erweitern und stellt alle Beteiligten vor neue Herausforderungen.
161
Schutz von Seggenrohrsänger, Wachtelkönig und Brenndoldenwiesen am Beispiel des Unteren Odertals
(2017)
Der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) zählt zu den am meisten gefährdeten Vogelarten in Deutschland. Sein letztes bekanntes Brutgebiet in Deutschland liegt im Nationalpark Unteres Odertal. Im Rahmen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten hat sich Deutschland 2003 zur Umsetzung eines Aktionsplans zum Schutz dieser Art verpflichtet. In diesem Zusammenhang wurde 2009 ein vom Bundesamt für Naturschutz gefördertes Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben im Nationalpark Unteres Odertal initiiert. Ein wichtiges Ziel des Vorhabens, das 2011 in seine Umsetzungsphase ging, war die modellhafte Wiederherstellung von Bruthabitaten für den Seggenrohrsänger. Der Seggenrohrsänger fungiert dabei zusammen mit dem Wachtelkönig (Crex crex), dessen Schutz ebenfalls Gegenstand des Vorhabens war, als Leitart für die Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen auch anderer bedrohter Arten, aber auch des FFH-Lebensraumtyps "Brenndolden-Auenwiesen". Die Ergebnisse dieses Vorhabens werden in diesem Band vorgestellt.
160
Die FFH-RL vom 21. Mai 1992 hat mit der Etablierung des inzwischen größten zusammenhängend koordinierten Schutzgebietssystems der Erde Maßstäbe im Naturschutz gesetzt und gilt heute als wichtige Grundlage für den Erhalt der Biodiversität in Europa. Zum Schutz dieses Natura 2000-Netzes sind Pläne und Projekte vor ihrer Genehmigung auf die Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen der Natura 2000-Gebiete zu überprüfen. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP) nach § 34 Bundesnaturschutzgesetz stellt dabei das zentrale Prüfinstrument des europäischen Gebietsschutzes dar, mit dem zugleich eine Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und dem notwendigen Schutz der Biodiversität erreicht werden soll. Nach mehr als zwei Jahrzehnten lässt sich Bilanz ziehen und konstatieren, dass sich die FFH-RL erfolgreich etabliert hat und die FFH-VP zum Schutz der vielfältigen Natura 2000-Gebiete gut geeignet ist. Die zahlreichen auf europäischer, nationaler und Länder-Ebene erarbeiteten Regelwerke, Leitfäden und Fachkonventionen stellen hierbei wichtige Arbeitshilfen für die planerische Praxis dar. Trotz allem bestanden in speziellen rechtlichen und fachlichen Fragen nicht zu unterschätzende Unsicherheiten und Schwierigkeiten, welche der Anlass waren, dass sich das Bundesamt für Naturschutz mit einer Reihe von Expertenworkshops über mehrere Jahre diesen Themen intensiv gewidmet hat. Dabei standen insbesondere Fragen zur Bestimmung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen bei verschiedenen Vorhabentypen und Wirkfaktoren sowie die Prognose und Bewertung kumulativer Beeinträchtigungen in der FFH-VP im Mittelpunkt. Ziel war es, methodische Herangehensweisen zu diskutieren, zu validieren und zielgerichtet weiterzuentwickeln, um so eine verbesserte Umsetzung der FFH-Richtlinie in der Praxis zu gewährleisten. Mit diesem Band werden nun die wichtigsten Ergebnisse der Workshops zusammengefasst und der Fachöffentlichkeit in aufbereiteter Form zur Verfügung gestellt.
159
Der Handel mit exotischen Reptilien in Deutschland am Beispiel der Warane (Familie Varanidae)
(2017)
Der internationale Handel mit Wildtieren hat sich seit Langem als ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor etabliert. Dieser Handel mit exotischen Tieren und insbesondere Reptilien wird seit Jahrzehnten wissenschaftlich dokumentiert und bezüglich seiner Naturverträglichkeit kontrovers diskutiert. Wie jeder andere ökonomische Vorgang unterliegt auch der Handel mit exotischen Tieren gewissen Schwankungen, Trends und Modeerscheinungen und wird zu einem nicht unerheblichen Teil durch die Nachfrage der Konsumenten - sei es die Lederindustrie, die sogenannte traditionelle Medizin oder die Hobby-Tierhalter - angetrieben. Von dem internationalen Handel und der oben genannten Marktdynamik sind in besonderem Maße auch ein großer Teil der Waranarten betroffen, die alle in den Anhängen des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) gelistet sind und somit einen besonderen Schutz genießen. Die EU-Mitgliedstaaten gehören zu den Haupteinfuhrländern für exotische Reptilien; dies gilt in besonderem Maße auch für Warane. In diesem Band wird der aktuelle Kenntnisstand zum Handel mit Exoten unter Berücksichtigung der Rolle der Europäischen Gemeinschaft und v.a. Deutschlands beleuchtet, und am Beispiel der Warane werden Probleme des Handels mit exotischen Tieren, aber auch mögliche Lösungswege im Sinne des Artenschutzes diskutiert. Der vorliegende Band richtet sich an alle mit CITES und internationalem Artenschutz befassten Behörden und Personen, darüber hinaus aber auch an den Kreis derjenigen, die sich aus Liebhaberei mit Zucht und Terraristik beschäftigen, sowie an Interessensvertreterinnen und -vertreter der einschlägigen Verbände bis hin zum Zoohandel.
158
Ehrenamtliches Engagement stellt ein maßgebliches Standbein für den Naturschutz in Deutschland dar. Erste Naturschutzvereine wurden bereits vor mehr als 100 Jahren gegründet und auch Flächenerwerb durch Vereine zur Sicherung bedrohter Gebiete findet seit Langem statt. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 kam es beispielsweise im Kontext des Verkaufs ehemaligen Staatseigentums der DDR auch zur Veräußerung bzw. kostenlosen Übertragung von Naturschutzflächen (sogenanntes Nationales Naturerbe), in dessen Rahmen insbesondere Naturschutz-Stiftungen und -Vereine bzw. -Verbände als neue Flächeneigentümer vielfältige Verpflichtungen übernahmen. Viele Erfolge des Naturschutzes gehen auf diesen kontinuierlichen ehrenamtlichen Einsatz zurück. Diese Sachverhalte waren für das BfN Anlass, im Jahr 2015 auf der Insel Vilm eine Tagung durchzuführen, auf der verschiedene Stiftungen, Vereine und Verbände ihre Erfolge im Flächen- und Gebietsschutz explizit vorstellten. Dieser Band fasst die Ergebnisse der Tagung zusammen.
157
Seit der Einführung der Vogelschutzrichtlinie im Jahr 1979 stehen alle heimischen wildlebenden Vogelarten auf dem Gebiet der Europäischen Union unter Schutz. Um Fortschritte und Erfolge, aber auch Defizite bei der Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie feststellen zu können, wurden die Vorgaben für die Berichtspflicht nach Art. 12 der Vogelschutzrichtlinie im Jahr 2011 von der Europäischen Kommission überarbeitet. Erstmals waren daher mit dem Bericht 2013 nach Art. 12 der Vogelschutzrichtlinie Informationen zum Netz der Europäischen Vogelschutzgebiete und Daten zur Bestandssituation der Vogelwelt abzugeben. Für die Vogelarten, die Anlass zur Ausweisung Europäischer Vogelschutzgebiete waren - sogenannte Triggerarten -, wurden zusätzlich Gefährdungen und Erhaltungsmaßnahmen berichtet. In diesem Buch werden das Vorgehen bei der Berichterstellung dargestellt und die Methoden zur Aufbereitung der Berichtsdaten dokumentiert. Die zentrale Rolle der vorwiegend ehrenamtlich erhobenen Monitoringdaten wird herausgearbeitet. Der Band enthält darüber hinaus ausgewählte Analysen des nationalen Vogelschutzberichts und des EU-Gemeinschaftsberichts. Übersichtstabellen dokumentieren - in dieser Form erstmalig - die umfassenden Informationen zu den Vogelarten in Deutschland: - Listen zum Vorkommensstatus von Brut- und Rastvögeln - Bestandsgrößen heimischer Brutvogelarten und überwinternder Wasservögel - Bestandstrends von Brutvögeln über 12 und 25 Jahre für Deutschland und die Bundesländer - Bestandstrends überwinternder Wasservögel über 12 und 25 Jahre - Aktuelle Größe und Trends der Verbreitungsgebiete der Brutvögel - Bestandsgrößen der Triggerarten innerhalb der Europäischen Vogelschutzgebiete - Beeinträchtigungen und Gefährdungen sowie Erhaltungsmaßnahmen von Triggerarten Das Buch wird mit einer umfangreichen Quellendokumentation und einem Ausblick auf die Weiterentwicklung der Berichterstellung abgerundet.
156
Seit der Veröffentlichung der zweiten Fassung der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen hat sich die Gefährdungssituation bei vielen Biotoptypen verändert. Zudem wurden neue Kenntnisse über das Vorkommen und die Bestandsentwicklung vieler Biotoptypen durch die Fortführung der Biotopkartierungen in den Ländern und nicht zuletzt durch den dritten Nationalen Bericht gemäß Art. 17 FFH-Richtlinie hinzugewonnen. Da sich viele naturschutzfachliche Bewertungen auf die Gefährdungseinstufungen der nationalen Roten Liste der Biotoptypen abstützen, war eine Aktualisierung notwendig geworden. Für die nun vorgelegte dritte Fassung der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Deutschlands erfolgte eine grundlegende Überarbeitung des Systems der Gefährdungskriterien. Hier galt es den zwischenzeitlichen Entwicklungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene Rechnung zu tragen. Außerdem wurde für die Meeresbiotoptypen eine umfassende Neufassung des Klassifizierungssystems in Anpassung an aktuelle internationale Standards vorgenommen. Im Ergebnis zeigt sich, dass trotz einiger positiver Entwicklungen die Gefährdungssituation der Biotoptypen in Deutschland nach wie vor sehr angespannt ist. Besonders dramatisch ist die Situation von terrestrischen Offenlandbiotoptypen und hier besonders von extensiven Grünlandbiotopen. Die Anstrengungen des Naturschutzes dürfen daher nicht nachlassen und müssen in vielen Bereichen noch verstärkt werden. Dabei kann der Naturschutz alleine nicht erfolgreich sein, sondern muss andere gesellschaftliche Akteure wie z. B. die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft in die Bemühungen einbinden. In der vorliegenden Neuauflage der Roten Liste wurden die praxisrelevanten Zusatzinformationen überarbeitet und erweitert. Neu aufgenommen wurden Angaben zu diagnostisch wichtigen Arten sowie zur Empfindlichkeit der Biotoptypen gegenüber Stickstoffeinträgen. Insgesamt stellt diese 3. Fassung der Roten Liste erneut ein umfassendes Handbuch der Biotoptypen Deutschlands dar und bildet damit eine wichtige Grundlage für alle raumrelevanten Planungen.
155
Die 103 Naturparke in Deutschland (Stand: 2017) verbinden den Schutz und die Nutzung von Natur und Landschaft miteinander. Auf fast 28 % der Landesfläche sind die Naturparke in den zentralen Aufgaben- und Handlungsfeldern Naturschutz und Landschaftspflege, nachhaltige Regionalentwicklung, Erholung und möglichst nachhaltigem Tourismus sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung und Kommunikation aktiv. Aus diesem umfangreichen Aufgabenspektrum stellt der vorliegende Band sowohl mehrere Praxisbeispiele aus den einzelnen Naturparken als auch ausgewählte Ergebnisse von Forschungs- und Entwicklungs- sowie Verbändeförderungsvorhaben und Auftragsvergaben, die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert wurden, vor. Ein größerer Teil der Beiträge resultiert dabei aus einer vom BfN durchgeführten Tagung zu ausgewählten "Beispielen der Naturparkarbeit und der Qualitätsoffensive Naturparke", die der Intensivierung des Erfahrungsaustausches unter den für das Naturparkmanagement zuständigen Akteuren diente. Die Publikation soll zum einen wertvolle Anregungen und Tipps für die weitere Arbeit der Naturparkverwaltungen geben und zum anderen der interessierten (Fach-)Öffentlichkeit einen breiteren Einblick in die mit dem Management von Naturparken im Zusammenhang stehenden Aufgaben- und Handlungsfelder und die damit verknüpften Herausforderungen ermöglichen.
154
Eine fortschreitende Fragmentierung der Kulturlandschaft in Mitteleuropa führte und führt zu einer zunehmenden Isolation der verbleibenden Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Ein reduzierter oder auch vollständig ausbleibender Genfluss zwischen Populationen fragmentierter Habitate begünstigt wiederum eine erhöhte Aussterbewahrscheinlichkeit, besonders von stenotopen bzw. stenöken sowie ausbreitungsschwachen Arten. Eine großräumige Vernetzung von Lebensräumen durch geeignete Ausbreitungswege oder "Korridore" ist somit eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Erhalt und Schutz von Biodiversität. Doch besonders in Landschaften, in denen sich Offenland- und Waldlebensräume verzahnen, kommt es häufig zu Konflikten bei der "Biotopvernetzung", da Korridore, welche auf die Vernetzung eines bestimmten Lebensraumtyps zielen, häufig zugleich eine Fragmentierung des anderen Lebensraumtyps bewirken. Seit einiger Zeit werden "halb offene Lebensräume", welche ein Mosaik aus offenland- und gehölzgeprägten Strukturen besitzen, als Lösungsansatz für einen effektiveren Ausbreitungskorridor für Offenland- und Waldarten diskutiert. In dem vorliegenden Band zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (F+E) "Ökologische Funktion von halboffenen Verbundkorridoren" wurden das Potenzial und die Perspektiven von halboffenen Lebensräumen als Ausbreitungskorridore untersucht und dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass "halb offene Korridore" für Offenland- und Waldarten gleichermaßen als Korridor oder "stepping stone" dienen und somit wirksam zu einer Vernetzung verschiedener Lebensraumtypen in Kulturlandschaften beitragen können. Die Ergebnisse des Projektes wurden für den vorliegenden Band zudem im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit und Umsetzung in der Naturschutzpraxis aufbereitet.
153
Die Windkraft wird in Deutschland derzeit auch im Wald massiv ausgebaut. Zahlreiche Fledermausarten sind davon durch Lebensraumverluste und Kollisionen mit Windenergieanlagen (WEA) betroffen. Im Forschungsvorhaben "Untersuchungen zur Minderung der Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Fledermäuse, insbesondere im Wald" des BfN wurde in verschiedenen Fallstudien der Kenntnisstand zur Ökologie und Verbreitung verschiedener Waldfledermausarten erweitert. In mehreren Metastudien wurden Verbreitungsdaten (Wochenstubenvorkommen und akustische Daten sowohl in Bodennähe als auch in der Höhe) ausgewertet. In Quartiergebieten ausgewählter Arten (Mopsfledermaus, Zwergfledermaus und Kleinabendsegler) wurden zudem die Höhenaktivitäten untersucht sowie die Phänologie und Quartier- und Raumnutzung betrachtet. Auf der Basis dieser Ergebnisse werden Empfehlungen für Erfassungen und Maßnahmen beim Bau von WEA im Wald gegeben, die Behörden und Vorhabensträgern als Grundlage für die Prüfung und Bewertung von Feldermausvorkommen in Wäldern dienen sollen.
151
Die Wiederherstellung der stromauf- und stromabwärts gerichteten Durchgängigkeit von Fließgewässern für die aquatische Fauna ist ein entscheidender Beitrag zur Verbesserung des ökologischen Zustands dieser Ökosysteme. Infolge der Novellierung des Wasserhaushaltsgesetzes sind an Wasserkraftanlagen daher geeignete Maßnahmen zum Schutz der Fischpopulationen zu ergreifen. Nach dem derzeitigen Stand von Wissen und Technik bedeutet dies konkret, dass Fischen sowohl eine auffindbare Passagemöglichkeit zur stromauf- und -abwärts gerichteten Wanderung eingerichtet als auch ein Schutz zur Verhinderung ihrer Schädigung bei Einlaufrechen oder Turbinen gewährleistet werden muss. Angesichts der bis dato geringen Erfahrungen und Erkenntnisse zu wirksamen Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen enthalten die wenigen verfügbaren Publikationen, die sich mit Aspekten der Gestaltung, Dimensionierung, Beaufschlagung und dem Betrieb von Abwanderkorridoren beschäftigen, nur vage Empfehlungen. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel einer Forschungsarbeit, das Verhalten abwandernder Fische an Wasserkraftanlagen, mittels ethohydraulischer Methoden in transdisziplinärer Zusammenarbeit von Biologen und Wasserbauingenieuren, zu untersuchen. Der Fokus lag dabei auf der Annäherung von Fischen an Wanderhindernisse unterschiedlichen Typs sowie der Auffindbarkeit und Akzeptanz von Abwanderkorridoren in Abhängigkeit von verschiedenen hydraulischen und geometrischen Bedingungen. Neben der Verbesserung des Verständnisses der Bedürfnisse abwandernder Fische wurden praktisch umsetzbare Regeln und Grenzwerte für die Konstruktion auffindbarer und sicher passierbarer Abwanderkorridore erarbeitet. Im vorliegenden Bericht werden der bisherige Kenntnisstand zu Fischschutz- und -abstiegsanlagen, der gewählte Forschungsansatz und die durchgeführten Labor- und Feldversuche sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse beschrieben. Aus den beobachteten Reaktionen und Verhaltensmustern der Fische werden unter Berücksichtigung der spezifischen hydraulischen Verhältnisse praxisrelevante Regeln und Grenzwerte für die Anordnung, die Konstruktion und den Betrieb nachhaltig wirksamer Abwanderkorridore abgeleitet.
150
Hochwasser sind Ereignisse, die große Schäden verursachen können, in naturbelassenen Flussauen aber der Motor einer immer neu in Gang kommenden Entwicklung von Lebensräumen und biologischer Vielfalt sind. Die dynamischen Prozesse im Auenwald an der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt waren infolge des Staustufenbaus und oft jahrelang ausbleibender Hochwasser weitgehend zum Erliegen gekommen. Eine technisch aufwendige Ausleitung von Wasser in den Auenwald soll diesem Zustand abhelfen. Ob dies zum Erfolg geführt hat, wurde in einer mehrjährigen Forschungsarbeit untersucht, deren Ergebnisse im vorliegenden Band dargestellt werden. Erste positive Entwicklungen bei den Auenbiozönosen sind bereits zu beobachten. Aber es zeichnet sich auch ab, dass unter den heute gegebenen Randbedingungen wahrscheinlich nur ein Bruchteil der ursprünglichen Auendynamik wiederhergestellt werden kann. Infolgedessen muss man damit rechnen, dass stauregulierte Flussauen auch nach einer Renaturierung nur noch teilweise von charakteristischen Auenbiotopen geprägt sind, obwohl ihr naturschutzfachlicher Wert aus anderen Gründen durchaus bedeutend sein kann.
149
Im Jahr 2013 wurde der dritte Nationale FFH-Bericht gemäß Art. 17 der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-RL) für die Berichtsperiode 2007 - 2012 an die EU-Kommission übermittelt. Damit gibt es nach dem Bericht 2007 zum zweiten Mal einen umfassenden Bericht zur Bewertung des Erhaltungszustands (EHZ) für alle in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen (LRT) und Arten der FFH-RL, sodass nun ein Vergleich des Gesamterhaltungszustandes aller LRT und Arten möglich ist. Die Analyse der Entwicklungstrends verdeutlicht die Handlungsnotwendigkeiten in besonderem Maße. Ziel des Workshops war es daher, einerseits einen kritischen Blick auf die für die Datenaggregation und die EHZ-Bewertung von LRT und Arten verwendeten Methoden zu werfen und Möglichkeiten für methodische Verbesserungen und Weiterentwicklungen zu erörtern und mit der EU- Kommission zu diskutieren. Andererseits sollten Handlungsmöglichkeiten und -prioritäten für die Verbesserung des EHZ von LRT und Arten in den biogeografischen Regionen angesichts zahlreicher schlechter Bewertungen im Jahr 2013 diskutiert und anhand konkreter Projekte verdeutlicht werden. Der Band enthält neben der Analyse der vergangenen Berichtsperiode Hinweise zur Weiterentwicklung des Berichtsverfahrens aus Sicht der EU-Kommission sowie eine Einschätzung der Ergebnisse aus Sicht eines Naturschutzverbandes und des Bundesamtes für Naturschutz. Handlungskonzepte bzw. Beispiele strategischer Prioritätensetzung werden aus den Ländern Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vorgestellt und durch weitere Projekte z. B. aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt ergänzt. Synergieeffekte mit der Wasserrahmenrichtlinie und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie werden aufgezeigt.
148
1970 entstand im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark. Seitdem ist die Zahl der Nationalparks auf insgesamt 16 gestiegen. Schon diese Zahl lässt eine Erfolgsgeschichte vermuten. Auch wenn die meisten Nationalparks heute über eine hohe Akzeptanz verfügen, so starten diese Großschutzgebiete doch vielfach unter äußerst schwierigen Bedingungen. Ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam analysierte die Ausweisungsverfahren der Nationalparks im schleswig-holsteinischen und niedersächsischen Wattenmeer, im niedersächsischen Teil des Harzes und in der Eifel sowie den gescheiterten Versuch im Siebengebirge. Jenseits der klassischen Konflikte mit den konkurrierenden Landnutzern stand dabei im Mittelpunkt, wie sich die Ausweisungsbehörden und die Politik um Akzeptanz bei der wirtschaftlich nicht unmittelbar betroffenen Bevölkerung in der Region bemühten. Probleme ergaben sich bei der Kommunikation und bezüglich der Erwartungshaltungen hinsichtlich Transparenz und Partizipation. Hierzu und zu den anderen Konfliktbereichen legt das Wissenschaftsteam Empfehlungen zu Akzeptanzsteigerung bei zukünftigen Ausweisungsverfahren vor. Einen besonderen Schub erfuhr der großflächige Gebietsschutz 1990 durch das Nationalprogramm der DDR. Ein gesonderter Beitrag würdigt dieses Programm anlässlich des 25. Jahrestages seiner Verabschiedung.
147
Der Klimawandel ist einer der Hauptgründe für den prognostizierten weiteren Rückgang der weltweiten Biodiversität. Im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt hat sich Deutschland daher zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt zu minimieren. Bereits heute können vielfältige klimainduzierte Veränderungen in der Ausbreitung und im Verhalten von Tier- und Pflanzenarten festgestellt werden. Vor allem Arten, die an kältere und feuchtere Bedingungen angepasst sind, und insbesondere spezialisierte Arten mit geringer Standorttoleranz sind durch den Klimawandel gefährdet. Umgekehrt können sich Verbreitungsareale von Wärme liebenden Arten nach Deutschland hinein ausdehnen. Im Hinblick auf die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels werden voraussichtlich Anpassungen und veränderte Schwerpunktsetzungen im Artenschutz notwendig werden. Im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) beauftragten F+E-Vorhabens wurden Perspektiven und Strategien für den Artenschutz in Deutschland unter dem Einfluss des Klimawandels ermittelt und analysiert. Ein Schwerpunkt lag auf der Synthese der in den letzten 10 Jahren durch das BfN durchgeführten Ufoplan-Vorhaben, in denen spezifische Fragestellungen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Pflanzen- und Tierarten mithilfe von Modellierungen, Klimasensitivitätsanalysen und Untersuchungen zur Anpassungskapazität bearbeitet wurden. Zusätzlich wurden Publikationen und Vorschläge Dritter zum Themenbereich recherchiert und in die Betrachtung und Analyse einbezogen.
146
Das Bundesnaturschutzgesetz sieht die Errichtung eines länderübergreifenden Biotopverbundes vor. Seine Etablierung erfordert gut funktionierende Abstimmungsprozesse. Dies gilt in besonderer Weise, wenn Biotopverbundstrukturen über nationale Grenzen hinaus geschaffen werden sollen. In der Praxis stellt ihre Realisierung immer noch eine Herausforderung dar. Unterschiedliche politische Prioritäten, gesetzliche Unterschiede, sprachliche und verwaltungstechnische Grenzen, aber zum Teil auch fehlende persönliche Netzwerke der potenziellen Akteurinnen und Akteure erschweren die Umsetzung solcher Projekte. Auch unterscheiden sich die Instrumente der Landesplanung und des Naturschutzes sowie die Umsetzungspraxis in den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU zum Teil erheblich. Vor diesem Hintergrund wurde auf Initiative des NABU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen ein Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E) an der nordrheinwestfälisch-niederländischen Grenze umgesetzt. Ziel des vom Bundesamt für Naturschutz maßgeblich geförderten Vorhabens war es, in vier Teilprojekten entlang der Grenze geeignete Strukturen in der Landschaft zu schaffen bzw. zu entwickeln, die zu einem grenzüberschreitenden Biotopverbund mit den Niederlanden beitragen. Die praktische Umsetzung dieses E+E-Vorhabens wurde von zwei Arbeitsgruppen der Universität Münster wissenschaftlich begleitet. Neben der naturschutzfachlichen Bewertung der Zielerreichung der umgesetzten Maßnahmen lag ein besonderer Fokus der wissenschaftlichen Begleitung dabei auf der Dokumentation und Evaluation der Rahmenbedingungen, die die Umsetzung dieser Maßnahmen befördert bzw. behindert haben. Ziel war es, die besonderen Bedingungen und Herausforderungen solcher grenzüberschreitenden Biotopverbundvorhaben für Planung und Praxis herauszuarbeiten und geeignete, übertragbare Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Ergebnisse dieses Vorhabens, mit einem Schwerpunkt auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Begleitung, werden in diesem Band vorgestellt.
145
Wälder mit natürlicher Entwicklung spielen für den Schutz der biologischen Vielfalt eine zentrale Rolle. Über ihren Flächenumfang, ihre räumliche Verteilung und ihre Flächengröße wurden in den letzten Jahren intensive, nicht selten auch kontroverse Diskussionen geführt. Den Anlass hierfür gaben die konkreten Flächenziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt: Im Jahr 2020 soll der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5 % der deutschen Waldfläche und 10 % der Fläche öffentlicher Wälder betragen. Neben diesen quantitativen Zielen wird ein funktionsfähiges ökologisches Netzwerk, bestehend aus dauerhaft gesicherten Lebensräumen in einer naturraumtypischen Ausprägung angestrebt. Im Laufe des Diskussionsprozesses wurde deutlich, dass zunächst eine belastbare Bilanz und Bewertung des vorhandenen Bestandes an Wäldern mit natürlicher Entwicklung erforderlich ist. Vor diesem Hintergrund wurden in dem hier vorgestellten Forschungsvorhaben Mindestanforderungen für Wälder mit natürlicher Entwicklung definiert, eine Bilanz des verbindlich gesicherten Flächenbestandes erstellt und dieser naturschutzfachlich und ökonomisch bewertet. Stärken und Schwächen des bestehenden Schutzgebietssystems wurden herausgearbeitet und dessen Kosten abgeschätzt. Abschließend werden Optionen für die Ausgestaltung des weiteren Entwicklungsprozesses aufgezeigt. Hier werden insbesondere eine stärker systematische Vorgehensweise sowie der Abgleich mit anderen naturschutzfachlichen und forstwirtschaftlichen Zielen empfohlen.
144
Die Flächeninanspruchnahme durch Bebauung ist nach den Wirkungen von Land-, Forst- und Wasserwirtschaft eine der wesentlichen Gefährdungsursachen für die Biologische Vielfalt. Neben dem generell hohen Flächenverbrauch ist die Lage wachsender Siedlungsflächen ein kritischer und für den Erhalt von Verbundbeziehungen wichtiger Aspekt. Häufig knüpfen neu bebaute Flächen an bestehende Siedlungs- und Verkehrsflächen an, verbinden diese oder erzeugen Siedlungsbänder. Infolge von Flächeninanspruchnahmen wurden in Deutschland in der Vergangenheit wichtige Lebensraumverbindungen im Lebensraumverbund durch Siedlungserweiterungen irreversibel unterbrochen. Im vorliegenden Band werden die Methoden und Ergebnisse einer bundesweiten Analyse zu möglichen Zerschneidungen wichtiger Zusammenhänge in den Lebensraumnetzen durch Siedlungsraumentwicklung beschrieben und dargestellt. Besonderes Augenmerk liegt auf "Engstellen" oder räumlichen "Flaschenhälsen" im überregionalen Lebensraumverbund. Die Ergebnisse sind als GIS-Shapes und Karten so aufbereitet, dass sie für bundesrelevante Planungen genutzt und mit weiteren naturschutz- und infrastrukturrelevanten Daten kombiniert werden können. Mit der näheren Betrachtung ausgewählter Engstellen-Gebiete, die auf Basis der bundesweiten Analyse gemeinsam mit dem BfN ausgewählt wurden, werden die Ergebnisse veranschaulicht. Der Band schließt mit Planungsempfehlungen, in denen erläutert wird, wie die Ergebnisse in der Landschafts- und Raumplanung (z. B. im Rahmen der Regionalplanung) in den Ländern, Regionen und Kommunen Verwendung finden können.
142
Die Beweidung forstlich genutzter Flächen zählt in Deutschland nach wie vor zu den außergewöhnlichen Managementmaßnahmen des Naturschutzes. Im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens (E+E) wurde in der Landschaft um Hobrechtsfelde auf Flächen der Berliner Forsten eine extensive Ganzjahresbeweidung etabliert, mit dem Ziel, eine halboffene Waldlandschaft zu entwickeln bzw. zu erhalten. Das im Naturpark Barnim am Stadtrand von Berlin gelegene Untersuchungsgebiet war lange Verrieselungsgebiet für die Abwässer Berlins. Großflächige Aufforstungsversuche nach Beendigung der Verrieselung 1985 waren nur teilweise erfolgreich. Es entwickelte sich jedoch eine Landschaft mit großer Arten- und Strukturvielfalt, die als Naherholungsgebiet entdeckt und genutzt wurde. Der halboffene Charakter der Rieselfeldlandschaft wurde jedoch durch Sukzessionsprozesse gefährdet. Ziel war es nun, diesen landschaftlichen Charakter zu erhalten und Interessen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Erholungsnutzung zu integrieren. Hierzu wurde im Rahmen des o.g. E+E-Vorhabens eine extensive Ganzjahresbeweidung der überwiegend forstlich genutzten Flächen eingerichtet. Die Ergebnisse des Vorhabens und insbesondere der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen werden im vorliegenden Band vorgestellt.
140
Moorlebensräume und darauf spezialisierte Arten sind größtenteils stark gefährdet und unterliegen u. a. dem Schutz der FFH-Richtlinie. In den letzten Jahren spielt beim Moorschutz und der Wiedervernässung von Mooren neben dem Biodiversitätsschutz verstärkt auch der Aspekt des Klimaschutzes eine Rolle. Die Wiedervernässung und Revitalisierung von Mooren wirkt sich auch auf FFH-Lebensräume und -Arten sowie auf Arten der Vogelschutz-Richtlinie aus, deren Zustand sich dadurch verbessern oder verschlechtern kann. Letzteres kann zu Konflikten mit den Naturschutz-Richtlinien der EU führen. Im Rahmen des Workshops wurde ein Überblick darüber gewonnen, welche Zielkonflikte konkret zwischen EU-RL und Moorrevitalisierungsvorhaben auftreten, welche Erfahrungen bisher in diesem Zusammenhang mit der Handhabung der FFH-Verträglichkeitsprüfung vorliegen, welche Handlungsspielräume und welcher Handlungsbedarf aufgrund der Richtlinien bestehen (Erhaltungszustand, Verschlechterungsverbot, Entwicklungsziele). Der vorliegende Band gibt die Beiträge eines gleichnamigen Workshops an der BfN-Naturschutzakademie auf der Insel Vilm im November 2013 wieder. Die Beiträge stellen für die mit Moorrenaturierungsprojekten befassten Praktiker in Planungsbüros, Verbänden, Behörden und anderen Institutionen wertvolle Informationen dar, um ggf. auftretende Zielkonflikte schon zu Beginn der Planung einer Wiedervernässungsmaßnahme zu erkennen und frühzeitig geeignete Lösungen zu entwickeln.
139
Der Klimawandel ist einer der Hauptgründe für den prognostizierten weiteren Rückgang der weltweiten Biodiversität. Im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt hat sich Deutschland daher zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt zu minimieren. Das Erreichen dieses Ziels wird jedoch durch artspezifische Reaktionen auf den Klimawandel erschwert. Im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz beauftragten F+E Vorhabens wurde in einem räumlich und taxonomisch breit gefächerten Ansatz die Anpassungskapazität von 50 naturschutzfachlich wichtigen Tierarten gegenüber dem Klimawandel in Deutschland untersucht und analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass viele dieser Arten sensibel auf die direkten und indirekten Folgen des Klimawandels reagieren werden und daher auf artspezifische Schutzmaßnahmen angewiesen sind. Habitate, die eines besonderen Schutzes bedürfen, um die untersuchten Arten erhalten zu können, sind insbesondere Moore, Quellen, feuchtes Grünland und Fließgewässer. Zudem sind viele der Arten auf strukturreiche, alte Laubwälder mit einem hohen Anteil an Totholz angewiesen. Da die meisten der 50 untersuchten Arten eine geringe Ausbreitungsfähigkeit besitzen, müssen ihre derzeitigen Lebensräume optimiert werden, damit zusätzlicher Stress in Folge des Klimawandels vor Ort besser toleriert werden kann. Dabei sind Maßnahmen besonders wichtig, die den Wasserhaushalt optimieren und Strukturreichtum mit unterschiedlichen Mikroklimaten fördern. Entsprechend der jeweiligen Ausbreitungsfähigkeit der Arten sollte zudem ein mehr oder weniger kleinräumiges Netz von geschützten Gebieten aufgebaut werden.
138
In den letzten Jahren hat der Nutzungsdruck auf landwirtschaftliche Flächen in allen Regionen Deutschlands stark zugenommen, begleitet von einem starken Anstieg des Maisanbaus für Biogas und einem fast gänzlichen Rückgang der Stilllegungsflächen. Vor diesem Hintergrund wird die Berücksichtigung naturschutzfachlicher Belange auch beim Anbau von Energiepflanzen immer stärker gefordert. Als Indikatoren für die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung dienen die Feldvögel, denn insbesondere der Bestandsrückgang der Bodenbrüter ist alarmierend. Anhand von Anbauversuchen wurden in zwei unterschiedlich strukturierten Landkreisen in Norddeutschland die Auswirkungen des Maisanbaus auf das Brutgeschehen von Bodenbrütern untersucht. In Zusammenarbeit mit Landwirten wurden alternative Kulturen wie Mischungen aus Getreide und Leguminosen, Sonnenblumen sowie ein- und mehrjährige Blühpflanzen, die alle auch zur Energieerzeugung genutzt werden können, über mehrere Jahre angebaut. Diese Kulturen wurden ebenso wie Maisflächen hinsichtlich ihrer Eignung als Brutlebensraum für Feldvögel untersucht, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Ermittlung des Bruterfolgs lag. Die Ergebnisse zur Revierdichte und zum Brutverlauf der Feldvögel bilden in Zusammenhang mit verschiedenen Habitatparametern die Grundlage für die Bewertung der untersuchten Kulturen. Die Daten wurden für die statistische Analyse aufbereitet und im Vergleich zu den häufigen Kulturen in der "Normallandschaft" ausgewertet. Anhand von Simulationsmodellen werden Prognosen zur Bestandsentwicklung der Feldvögel auf Ackerstandorten bei verschiedenen Nutzungsszenarien auf Landkreisebene vorgenommen. Modelle dieser Art, die über die bisherigen Analyseverfahren mit Daten zur Revierdichte hinausgehen und vor allem Daten zum Bruterfolg der Feldvögel berücksichtigen, sind für den Erhalt der Biodiversität in der Agrarlandschaft von größter Wichtigkeit
137
Durch den Klimawandel wird es zu erheblichen Veränderungen der Biodiversität weltweit und in Deutschland kommen. Änderungen in der Phänologie, dem Verbreitungsmuster oder der Migration sind bei einer Reihe von Arten bereits nachweisbar. Damit wird es in Zukunft auch zu Veränderungen von Artengemeinschaften und deren Lebensräumen kommen. Ziel der hier vorgestellten Studie ist es, zur Abschätzung der Bedeutung von biotischen Interaktionen sowie von Extremereignissen für die Verbreitung von Arten in Zeiten des Klimawandels einen Beitrag zu leisten. Dazu wurden Verbreitungsmodelle für ausgewählte FFH-Tierarten sowie erstmals FFH-Lebensraumtypen erstellt und exemplarisch durch Berücksichtigung biotischer Interaktionspartner sowie Ausbreitungsdistanzen weiterentwickelt. Die Bedeutung biotischer Interaktionen für die Reaktion von Arten auf den Klimawandel konnte durch Analyse von Daten aus dem EVENT-Projekt der Universität Bayreuth belegt werden. Möglichkeiten zur Analyse von Lücken im Schutzgebietsnetz Natura 2000 konnten anhand einer Konnektivitätsanalyse für ausgewählte Lebensraumtypen gezeigt werden. Die Ergebnisse der Studie erhärten die stark zunehmende Bedeutung des Klimawandels für den Wandel von Biodiversität und Ökosystemen. Die Reaktionen einzelner Arten und erst recht Lebensgemeinschaften sind bisher aber erst in Ansätzen erforscht. Trotz dieser Unsicherheiten muss der Naturschutz bereits heute pro aktiv handeln und geeignete Strategien für die kommenden Jahrzehnte entwickeln. Die vorliegenden Ergebnisse stellen für die Akteure im Naturschutz eine wertvolle Informationsbasis dar, um darauf aufbauend konkrete Handlungsoptionen z. B. für eine robuste Anpassung des Managements von Schutzgebieten an den Klimawandel zu entwickeln.
136
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat im Jahre 2011 eine Tagung zu Good Practice-Beispielen des deutschen Nationalparkmanagements durchgeführt. Ziel war es, moderne und gute Managementbeispiele vorzustellen und einen Meinungsaustausch zwischen den Nationalparkverwaltungen dazu herzustellen. Die hier veröffentlichten Beiträge bilden ein breites und aktuelles Spektrum der vielfältigen Aufgaben von Nationalparkverwaltungen ab und sind geeignet, von anderen Nationalparken ggf. aufgegriffen zu werden. Schwerpunkte der Tagung bildeten das Arten- und Schalenwildmanagement, Aspekte der Nationalparkentwicklung inkl. deren Erfassung und Darstellung sowie übergeordnete Fragestellungen. Die Zusammenstellung der Beiträge in diesem Band dient auch als fachlicher Beitrag zum sog. Schutzgebietsprogramm gemäß den Beschlüssen der 7. Vertragsstaatenkonferenz des "Übereinkommens über die biologische Vielfalt" (CBD) im Jahre 2004.
135
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2013 und Erreichung der Biodiversitäts- und Umweltziele
(2013)
Der Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die landwirtschaftliche Nutzfläche nimmt rund die Hälfte der Fläche Deutschlands und der Europäischen Union ein. Wie diese bewirtschaftet wird, hat entscheidenden Einfluss auf die Biodiversität der Agrarlandschaft. Daher sind die Agrarpolitik und die Agrarförderung wichtige Faktoren für die Erreichung der Biodiversitäts- und Umweltziele insgesamt. Der aktuelle Reformprozess der EU-Agrarpolitik der Jahre 2010-2013 hat zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Frage geführt, wie die landwirtschaftliche Nutzung so gesteuert werden kann, dass der Verlust der biologischen Vielfalt gestoppt und umgekehrt werden kann. Dazu wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) ein Vorhaben initiiert, das eingehend die bisherige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union analysiert und mögliche Politikoptionen für die künftige Ausgestaltung untersucht. Ein weiteres Vorhaben wurde zur Thematik der Ökologischen Vorrangflächen in der künftigen GAP durchgeführt.
134
Biosphärenreservate sind internationale, von der UNESCO anerkannte Schutzgebiete. Sie verfolgen das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und dienen gleichzeitig als Modellregionen für neue Methoden und Wirtschaftsweisen. Eine nachhaltige touristische Entwicklung, die den Schutz der Ressourcen mit einer wirtschaftlichen Entwicklung unter Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort anstrebt, stellt eine Möglichkeit zur Erfüllung der Ziele und Funktionen dar. Quantifizierbare Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Naturtourismus in Biosphärenreservaten sowie zu Besucherstruktur und Nachfrage sind entscheidende Grundlagen für eine langfristige Inwertsetzung der Gebiete. Der vorliegende Band versucht daher zunächst anhand von sechs Fallbeispielen, den Stellenwert des Tourismus in deutschen Biosphärenreservaten für die jeweilige regionale Wirtschaft zu bestimmen. Mittels einer Hochrechnung wird abgeschätzt, wie sich die Situation für Biosphärenreservate deutschlandweit darstellt. Die Resultate machen deutlich, dass der mit Biosphärenreservaten verbundene Tourismus durchaus einen beachtlichen wirtschaftlichen Beitrag für die Regionalwirtschaft leistet. Biosphärenreservate in Deutschland besitzen also reelle Chancen, langfristig zu erfolgreichen Destinationen im deutschen Tourismusmarkt zu werden. Zum anderen bieten die Resultate der vorliegenden Studie eine wichtige Grundlage, um eine höhere Akzeptanz und die Entwicklung von Strategien für eine nachhaltige Entwicklung in den deutschen Biosphärenreservaten zu erreichen.
133
Wisente im Rothaargebirge
(2013)
In der mitteleuropäischen Naturlandschaft war ursprünglich eine Vielzahl von großen Pflanzenfressern heimisch. Diese haben für die Entwicklung und Dynamik der natürlichen Ökosysteme eine wichtige, wenngleich auch aus heutiger Sicht nicht exakt quantifizierbare Rolle gespielt. Im Zuge der Umwandlung der Naturlandschaften in Kulturlandschaften und mit zunehmender menschlicher Besiedlung wurden insbesondere große Arten, wie der Auerochse, ausgerottet oder überlebten nur in Gefangenschaft, wie der Wisent. Nur über die Zucht in Zoos und Wildgehegen gelang es, den Wisent zu erhalten. Seit den 1950er Jahren erfolgten umfangreiche Wiederansiedelungen, die sich bislang jedoch auf Ost europa beschränken. Ziel des in diesem Band dokumentierten, in 2005 begonnenen E+E-Vorhabens war es, die Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Freisetzung in Deutschland (Rothaargebirge im Süden Nordrhein-Westfalens) zu prüfen und zu erproben. Damit sollte nicht nur ein Beitrag zum Schutz dieser gefährdeten Art geleistet, sondern insbesondere auch untersucht werden, wie sich der Wisent in die heutigen kulturgeprägten Ökosysteme einfügt und welche Rolle er darin spielen kann. Zugleich galt es zu klären, ob eine Koexistenz mit den im Rothaargebirge lebenden bzw. sich dort erholenden Menschen möglich ist und welche Vorkehrungen dafür getroffen werden müssen. Ein weiteres Ziel war die Klärung der Frage, inwieweit das Vorhaben auch einen Beitrag für die Entwicklung des Natur tourismus in der Region leisten kann.
132
In vielen Bereichen des Umwelt- und Naturschutzes haben sich Indikatorensysteme als effiziente Instrumente für die Berichterstattung bewährt. Ein solches Indikatorenset für den Aufgabenbereich des Naturschutzes ist auch Bestandteil der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). Dabei sollen Indikatoren die Frage beantworten, inwieweit im Zuge der Umsetzung der NBS geeignete Maßnahmen ergriffen und Ziele der Strategie erreicht wurden. Die Indikatoren fassen Aussagen über den Zustand der biologischen Vielfalt, über Belastungen sowie über Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zusammen und machen Trends auf Bundesebene erkennbar. Sie dienen der Politikberatung und Information der interessierten Öffentlichkeit. Im Ergebnis sollen Erfolge und Handlungsbedarf für die Gestaltung der Naturschutzpolitik deutlich werden. Die Ausarbeitung und Bilanzierung der Indikatoren der NBS war Gegenstand zweier Forschungs- und entwicklungsvorhaben, die im Auftrag des BfN in den Jahren 2007 bis 2011 durchgeführt wurden. In der vorliegenden Publikation werden die derzeit 19 Indikatoren ausführlich dargestellt. Außerdem werden Vorschläge unterbreitet, welche Indikatoren das Set künftig ergänzen könnten.
131
Natura 2000 im Wald
(2013)
Mitteleuropa wäre natürlicherweise fast vollständig von Wald bedeckt. Heute ist etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands Wald. Wälder spielen daher mit ihren Arten und Lebensräumen eine besondere Rolle im Naturschutz - besonders auch in der Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH) mit dem Ziel, ein kohärentes Netz europäischer Schutzgebiete mit dem Namen "Natura 2000" zu schaffen. Auf der anderen Seite wird nahezu die gesamte Waldfläche in Deutschland forstwirtschaftlich genutzt und unterliegt zudem noch weiteren, vielfältigen Nutzungsansprüchen. Um die Ziele von Natura 2000 in Deutschland zu erreichen, müssen Wege gefunden werden, wie die einzelnen, nach FFH-Richtlinie zu schützenden Lebensraumtypen und deren Arten im Wald - in der Regel unter Beibehaltung einer angepassten forstwirtschaftlichen Nutzung - erhalten werden können. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat im internationalen Jahr der Wälder im September 2011 in Kooperation mit der Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz (NNA) in Schneverdingen eine Experten-Tagung veranstaltet, um die besonderen Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Lösungsvorschläge für den Schutz und die FFH-verträgliche Nutzung von Wald-Lebensraumtypen und die Erhaltung ihrer geschützten Arten zu diskutieren. In diesem Tagungsband sind die Beiträge der Tagung zu besonders schützenswerten Wald-Lebensräumen, ihren Strukturen, Habitaten und Arten, zu deren Erhaltungszustand, zu historischen Nutzungsformen und zu FFH-relevanten Aspekten des Klimawandels und Ökosystemleistungen dokumentiert. Darauf aufbauend werden Konflikte und Synergien zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz, die neue, auf Natura 2000 abgestimmte Bundeswaldinventur, moderne Nutzungs- und Schutzkonzepte sowie das Monitoring von Wald-Lebensräumen vorgestellt. Nicht zuletzt werden Handlungserfordernisse aufgezeigt, um die biologische Vielfalt der heimischen Wälder zu erhalten und das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 im Wald umzusetzen.
130
Die vorliegende Studie will der Naturschutzkommunikation neue bzw. zusätzliche Wege erschließen, die über die bisher dominierenden Nutzenaspekte hinausgehen. Bislang werden Naturschutzanliegen aus strategischen Gründen überwiegend als Frage der Klugheit kommuniziert: Naturschutz erscheint nicht als Akt der Rücksichtnahme auf Bedürfnisse anderer Menschen (oder gar nicht-menschlicher Lebewesen), sondern als Frage des (zunehmend ökonomisch gefassten) Eigeninteresses. Letztlich, so die Kernbotschaft, sei es in "unser aller" Interesse, den Reichtum der Natur zu bewahren und ihn mit größerer Sorgfalt zu bewirtschaften. Eine auf Klugheitserwägungen beschränkte Kommunikation widmet aber möglichen Interessenkonflikten zu wenig Aufmerksamkeit. Mit der Abwägung unterschiedlicher Interessen verbundene Gerechtigkeitsfragen können so nicht hinreichend in den Blick geraten. Moralische Empörung und der notwendige Ausgleich von Interessen, die in Naturschutzkonflikten sowie bei komplexen Entscheidungsprozessen stets auch eine wichtige Rolle spielen, können dadurch nicht in angemessenem Umfang Gegenstand der Kommunikation werden. Diese Anliegen greift die vorliegende Studie auf. Im Anschluss an die Publikation "Klugheit, Glück, Gerechtigkeit - Ethische Argumentationslinien in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" (BfN-Schriftenreihe Naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 107) erläutert sie, was mit der Kategorie Gerechtigkeit gemeint ist und wie sie für Argumentationen im Naturschutz erschlossen werden kann. Sie unterscheidet Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, der Verfahrensgerechtigkeit und der ausgleichenden Gerechtigkeit sowie Zukunftsgerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, globale Gerechtigkeit und ökologische Gerechtigkeit. Konkrete, aktuelle Beispiele illustrieren, wie Gerechtigkeitsfragen thematisiert werden können: die Europäische Agrarpolitik, der geplante Nationalpark Nordschwarzwald und das Naturerleben. Ausgehend von diesen Beispielen werden Empfehlungen für eine ethisch fundierte Naturschutzkommunikation entwickelt.
129
Die sich gegenseitig verstärkenden Probleme des Verlustes an Biodiversität und der schnelle Klimawandel sind heute allgemein bekannt und anerkannt. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich der Klimawandel auf viele Arten und Ökosysteme negativ auswirken wird. Andererseits kann der Schutz von Ökosystemen zur Abpufferung des Klimawandels und seiner Folgen beitragen, etwa durch die Funktion von naturnahen Mooren und Wäldern als Kohlenstoffsenken oder die Wasserrückhaltung in der Landschaft durch Feuchtgebiete. Schutzgebiete können daher neben ihrer zentralen Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität auch eine wichtige Funktion beim Klimaschutz einnehmen. Innerhalb der Europäischen Union wurde das gemeinsame Schutzgebietsnetz Natura 2000 aufgebaut mit dem Ziel, den Fortbestand oder gegebenenfalls die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands bestimmter Lebensraumtypen und Arten zu gewährleisten. Eine Risikoabschätzung für die Schutzgüter und Schutzziele in den Schutzgebieten Deutschlands existiert bisher noch nicht, ist aber für die Anpassung des Naturschutzes an den Klimawandel dringend erforderlich. Zur Schließung dieser Lücke soll die o.g. Studie beitragen. Ziel des Projektes war es zum einen, wissenschaftliche Erkenntnisse zum Einfluss des Klimawandels auf die Schutzgebiete und ihre Schutzgüter zu generieren, und zum anderen, Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger aller Ebenen von einzelnen Schutzgebieten bis hin zur Politik zu entwickeln. Mit den vorliegenden Ergebnissen sollen den Akteuren im Naturschutz wertvolle Informationen an die Hand gegeben werden, um konkrete Handlungsoptionen für eine Anpassung des Managements von Schutzgebieten an den Klimawandel entwickeln und auf ihre Anwendbarkeit hin analysieren zu können.
128
Auf o.g. Tagung wurden in zahlreichen Vorträgen und Postern Aspekte zu Lebensweise, Gefährdung und Schutz der europaweit streng geschützten nachtaktiven Säuger beleuchtet. Themen waren u. a. Gefahren für Fledermäuse durch Windkraftanlagen, Forschungsergebnisse über die Lebensweise verschiedener Arten sowie Möglichkeiten und Perspektiven in der Öffentlichkeitsarbeit. Ein besonderer Akzent wurde im Jahr des Waldes 2011 auf das Thema Wald und Fledermäuse gesetzt. Der Band gibt wichtige Ergebnisse der Veranstaltung wieder und bietet einen Einblick in neue Erkenntnisse zu Fledermäusen sowie zur Entwicklung und aktuellen Problem- und Fragestellungen im Fledermausschutz.
127
Die Bedeutung aktiv genutzter und ehemaliger militärischer Übungsplätze für den Biotop- und Artenschutz als Folge des teilweise jahrzehntelangen Übungsbetriebes und des damit verbundenen Landschaftsmanagements ist heute unumstritten. Die Erhaltung von wertvollen Offenlandlebensräumen unter sich verändernden militärischen Anforderungen auf genutzten Truppen- und Standortübungsplätzen sowie aufgrund von Nutzungsänderungen, Vergrasung und Sukzession auf ehemaligen militärischen Übungsplätzen stellt eine große Herausforderung für den Naturschutz dar. Betroffen sind insbesondere Heiden, Trockenrasen und mageres Grünland mittlerer Standorte sowie zahlreiche in diesen Lebensräumen vorkommende gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Im Rahmen einer Expertentagung wurde über etablierte und neuartige Managementverfahren zum Erhalt wertvoller Offenlandlebensräume auf aktiven und ehemaligen militärischen Übungsplätzen diskutiert. Dies geschah auch vor dem Hintergrund der Verpflichtungen der FFH-Richtlinie und des gesetzlichen Biotopschutzes zum Erhalt dieser Ökosysteme. In diesem Tagungsband werden die Beiträge zu Managementmaßnahmen wie kontrolliertes Brennen, Beweidung, Mahd und Energieholznutzung dokumentiert. Weiterhin werden die Tätigkeiten wichtiger Akteure auf den militärischen Übungsplätzen, wie Bundeswehr und Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - Sparte Bundesforst - vorgestellt. Damit werden Anregungen und Hinweise gegeben, die zur konzeptionellen und praktischen Fortentwicklung von Managementmaßnahmen unter den besonderen Rahmenbedingungen auf militärischen Übungsplätzen beitragen sollen.
126
Die Erhaltung der biologischen Vielfalt und ihre naturverträgliche, nachhaltige Nutzung sind wesentliche Ziele der deutschen Biosphärenreservate. Als Modellgebiete sind sie für die Durchführung beispielhafter Projekte und Maßnahmen besonders geeignet. 2010, im Jahr der biologischen Vielfalt, wurde daher eine Tagung zu beispielhaften Projekten und Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt aus den deutschen Biosphärenreservaten durchgeführt. Um diese Best practice-Beispiele auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wird ein Großteil von ihnen in diesem Tagungsband veröffentlicht. In einem übergreifenden Beitrag werden zudem die derzeitigen Herausforderungen an die Biosphärenreservate als Modellregionen, die sich insbesondere aus der nationalen Biodiversitätsstrategie und dem Madrider Aktionsplan ergeben, dargestellt und die Ergebnisse einer Recherche zu laufenden und in den letzten drei Jahren abgeschlossenen Projekten zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und deren nachhaltiger Nutzung in den Biosphärenreservaten vorgestellt. Die bisherige Unterstützung der Biosphärenreservate im Rahmen der Bundesförderprogramme wird dabei besonders herausgestellt.
125
Der Klimawandel stellt sowohl Naturschützer und Waldbewirtschafter als auch die Wald- und Naturschutzpolitik vor neue Herausforderungen. Tritt er im prognostizierten Ausmaß ein, so dürfte er die ökologischen Prozesse und Zustände in den Wäldern deutlich verändern. Dies könnte auch eine naturschutzfachliche Neubewertung dieser Prozesse nötig machen. Gleichzeitig fordert der Klimawandel die Waldbewirtschaftung, aber auch das waldpolitische System heraus, wenn es um geeignete Anpassungsmaßnahmen geht. Der vorliegende Bericht verbindet die naturwissenschaftlich-ökologische bzw. naturschutzfachliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel mit der politikwissenschaftlichen Analyse von Wald(klima-)politik in Deutschland und schlägt eine Brücke zwischen der Ebene wissenschaftlicher Analyse einerseits und politisch-praktischem Handeln andererseits. In diesem Sinne formuliert er Anregungen für die wissenschaftliche Debatte, aber auch die politisch-praktische Bewältigung der Herausforderung "Klimawandel im Wald".
124
Auen bieten dem Menschen eine bemerkenswerte Vielfalt von Funktionen und Leistungen. In dieser Veröffentlichung wird der Beitrag von Flussauen zur Hochwasserretention, zum Rückhalt von Nährstoffen und Treibhausgasen sowie ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt erfasst und in Wert gesetzt. Die Untersuchung bezieht sich auf die Auen von 79 Flüssen mit einer Fläche von 15.000 qkṃ und erlaubt eine überregionale Einschätzung, welchen Nutzen Auen für die Gesellschaft erbringen. Entlang der Flüsse werden durch die Retentionsleistung der Auen als natürliche Überschwemmungsgebiete Vermögenswerte von 302 Mrd. Euro im Hochwasserfall geschützt. Auen halten jährlich bis zu 42.000 t Stickstoff und über 1.000 t Phosphor zurück und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Reinhaltung der Flüsse und zum Schutz von Nord- und Ostsee vor einer weiteren Überdüngung. Flussbegleitende Niedermoore und Auenwälder besitzen ein hohes Potenzial zum Treibhausgasrückhalt. Obwohl Flussauen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in Europa zählen, ist die Arten- und Lebensraumvielfalt der verbliebenen naturnahen Abschnitte enorm. Die Auswertung bereits umgesetzter Auenrenaturierungen und Deichrückverlegungen an Flüssen verdeutlicht, dass die natürlichen Auenfunktionen in allen Fällen erheblich verbessert werden. Die Berechnungen belegen, dass naturnahe Auen und Gewässer die vielfältigen Funktionen im Naturhaushalt besser erfüllen als begradigte Vorfluter und intensiv genutzte Flächen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass intakte Flusslandschaften einen hohen gesellschaftlichen Nutzen erbringen und es auch aus ökonomischer Sicht gute Gründe gibt, sich für Maßnahmen des Gewässer- und Auenschutzes einzusetzen.
123
Das ehrenamtliche Engagement war und ist einer der Grundpfeiler des Naturschutzes. Gerade im Bereich der Arten- und Biotopkartierung sowie bei der Erfassung von Bestandsveränderungen erbrachten und erbringen ehrenamtliche Engagierte enorme Leistungen. Aus diesem Grund setzt daher auch die 2007 von der Bundesregierung verabschiedete Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt auf die Mitarbeit von ehrenamtlichen Kartiererinnen und Kartierern. Doch seit einiger Zeit haben Naturschutzverbände und -vereine Probleme, neue Mitglieder zu gewinnen und diese zu binden. Um auch in Zukunft freiwillige Engagierte für die Arbeit im Naturschutz motivieren und begeistern zu können, scheint eine Bestandsaufnahme erforderlich zu sein: Welche Wege wurden bisher beschritten? Wie lauten die Diagnosen für die Gegenwart? Welche Zukunftspotenziale hat das Ehrenamt im Naturschutz? Die Rolle des Ehrenamtes für die Aufgabenbereiche Kartierung und Monitoring wird aus historischer und aktueller Perspektive aus geschichts- und kulturwissenschaftlichen, psychologischen und ökologischen Disziplinen analysiert. Im Zentrum der Beiträge steht die Frage, ob in diesem Bereiche "neue Wege" für das ehrenamtliche Engagement zu beschreiten sind und wie diese beschafft sein müssten.
122
Erste Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten sind bereits zu beobachten und es gilt mittlerweile als sicher, dass in den nächsten Jahrzehnten mit weiteren, erheblichen Veränderungen gerechnet werden muss. In o.g. Vorhaben wurde untersucht, welche potenzielle Bedeutung dem Biotopverbund in Deutschland zukommt, um die zu erwartenden negativen Auswirkungen des Klimawandels zu mindern und welchen Beitrag die bestehenden Biotopverbundkonzepte von nationaler Bedeutung dabei leisten können. Die Ergebnisse zeigen, dass das bestehende Konzept des länderübergreifenden Biotopverbundes für viele vom Klimawandel betroffene Arten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Dafür müssen bestehende Lücken im Netzwerk geschlossen und insbesondere die internationalen Anknüpfungspunkte in ihrer Funktionalität gesichert und verbessert werden.
121
Auf vielen Grenzertragsstandorten Mitteleuropas sind durch den Menschen offene und artenreiche Lebensräume entstanden. Heute sind viele von diesen brach gefallen, und die dort lebenden Artengemeinschaften veränderten sich infolge der Sukzession zu Gebüsch- und Waldgesellschaften. Gegenwärtig versuchen Naturschutzfachleute durch Offenhaltung die ursprüngliche Bedeutung solcher Flächen als Lebensraum gefährdeter Tier- und Pflanzenarten zu erhalten oder wiederherzustellen. Das zwischen 2001 und 2006 durchgeführte Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben zu o.g. Thema setzte sich zum Ziel, neuartige Maßnahmen bzw. Maßnahmenkombinationen zur Offenhaltung ehemals genutzter und heute unterschiedlich stark zugewachsener Hanglagen zu erproben und vergleichend zu bewerten. Der vorliegende Band fasst die wesentlichen Ergebnisse dieses Projektes zusammen. Ein interdisziplinäres Autorenteam diskutiert praktische Aspekte der Umsetzung, die naturschutzfachliche Signifikanz sowie die sozio-ökonomische Bewertung der getesteten Maßnahmen. Im Rahmen einer kritischen synthetischen Bewertung unter Einbeziehung eines Expertenworkshops war es zudem möglich, Empfehlungen für standortspezifische Maßnahmen und Maßnahmenkombinationen abzuleiten. Die modellhafte Konzeption des Vorhabens erlaubt eine Übertragung auf andere Regionen Deutschlands. Das Buch dient als Werkzeug für Naturschutzpraxis und Fachbehörden.
120
Die Bewirtschaftungsplanung nach Wasserrahmenrichtlinie ist das zentrale Instrument zur Entwicklung der Gestalt und Lebensraumqualität der Fließgewässer und zum Schutz des Grundwassers. Aufgrund ihres ökosystemaren und flächenbezogenen Ansatzes weist sie zahlreiche Schnittstellen zum Naturschutz auf, die größtenteils Synergiepotenziale beinhalten. Mit der Umsetzung der Richtlinie wird deshalb die Erwartung verbunden, dass Wasserwirtschaft und Naturschutz durch eine gute Kooperation zu beiderseitigem Nutzen sowohl wasserwirtschaftliche als auch Naturschutzziele verwirklichen können. Bis Ende des Jahres 2009 wurden erstmals Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme für alle zehn Flussgebietseinheiten in Deutschland aufgestellt. Der vorliegende Band analysiert, wie Naturschutzbelange dabei einbezogen wurden und welche zusätzlichen Möglichkeiten künftig dafür bestehen. Auf Grundlage einer Analyse der Schnittstellen zwischen den Zielen des Naturschutzes und der Wasserrahmenrichtlinie, einer vergleichenden Auswertung ausgewählter Planungsdokumente in den 10 Flussgebietseinheiten Deutschlands sowie einer vertieften Betrachtung einzelner Schnittstellen zu den Schwerpunktthemen "Natura 2000", "Auen und Biotopverbund" sowie "grundwasserabhängige Landökosysteme und Feuchtgebiete" werden Kernempfehlungen zu sechs Themenbereichen formuliert. Diese umfassen neben den drei vertieft betrachteten Schnittstellen auch den inhaltlichen Detaillierungsgrad und die räumliche Zuordnung der Planinhalte, die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung sowie die Aspekte SUP, FFH-Verträglichkeitsprüfung und Klimacheck.
119
Vogelmonitoring in Deutschland ist ein facettenreiches Thema - dieses Buch stellt die aktuellen Konzepte der ehrenamtlich getragenen Programme in komprimierter Form dar: - Monitoring häufiger Brutvögel - Monitoring seltener Brutvögel - Monitoring rastender Wasservögel Die Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Programmen wird ebenso verdeutlicht wie die Ausrichtung auf verschiedene Anwendungsfelder des Naturschutzes. Weitere Themen dieses Buches zum Vogelmonitoring in Deutschland sind: - Verfahren der Datenauswertung - Politikbezogene Vogel-Indikatoren - Bedeutung des Ehrenamtes - Organisation des Vogelmonitorings - Verbreitungsmodellierung - Brutvogelatlas und Vogelmonitoring - Online-Portal ornitho.de
116
Die Meere vor Deutschlands Küsten werden durch stoffliche Einträge und zunehmend auch durch direkte menschliche Aktivitäten belastet - insbesondere durch die Fischerei, die Erkundung sowie den Abbau von Rohstoffen und die Errichtung von Offshore-Installationen wie z.B. Offshore-Windenergieanlagen. Darüber hinaus sind schon heute Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf die marinen Ökosysteme erkennbar. Als Beitrag zum europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 wurden in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee im Jahr 2004 acht Meeresschutzgebiete mit einer Fläche von über 10.000 qkm ausgewiesen. Der rechtliche Schutz, der durch die Ausweisung entsteht, ist jedoch noch nicht ausreichend. Daher erarbeitet das Bundesamt für Naturschutz derzeit umfassende Managementpläne für diese Meeresschutzgebiete unter Berücksichtigung aller relevanten menschlichen Nutzungen. Dieses Buch wurde als wissenschaftliche Grundlage für die Managementpläne entwickelt und fasst hierfür Informationen über die geschützten marinen Arten und Biotope zusammen. In Form von einzelnen Steckbriefen für jedes Schutzgut werden die wesentlichen biologischen und ökologischen Charakteristika sowie Verbreitung und Vorkommen in Deutschland dargestellt. Darauf aufbauend werden in Einzelanalysen die spezifischen Empfindlichkeiten dieser Schutzgüter gegenüber menschlichen Aktivitäten im Meer und den erwarteten Auswirkungen des Klimawandels abgeleitet. Das Handbuch richtet sich an das Fachpublikum und an die Öffentlichkeit und soll für Bewertungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren und für die Entwicklung von Schutzmaßnahmen im Meer dienen.
115
Viele gefährdete und gesetzlich geschützte Offenlandbiotoptypen benötigen ganz oder teilweise entweder eine dauerhafte extensive, meist landwirtschaftliche Nutzung oder sind von einem dauerhaften Management abhängig. Entsprechend ergibt sich sowohl eine Gefährdung durch Nutzungsintensivierung als auch durch Nutzungsaufgabe. Mittlerweile liegen vielfältige Erfahrungen im Hinblick auf das Management großflächiger Offenlandbiotope vor. In kleinparzellierten Landschaften, wie sie besonders in den Mittelgebirgen und hier vor allem in Gebieten mit Realerbteilung anzutreffen sind, steht die Entwicklung solcher Ansätze erst am Anfang. Auf der anderen Seite besteht hier auf Grund des rasanten Landschaftswandels ein besonderer Handlungsbedarf. Um die verschiedenen Facetten dieser Thematik zu beleuchten und geeignete Lösungsansätze zu identifizieren, veranstaltete das BfN in der Zeit vom 8. bis 10. November 2010 auf der Insel Vilm eine Fachtagung mit dem Titel "Schutz und Management von wertvollen Offenlandbiotopen in kleinparzellierten Landschaften". Die Ergebnisse dieser Veranstaltung werden in dem vorliegenden Tagungsband dokumentiert. Im Ergebnis zeigt sich, dass es für diese Problemlage viele sinnvolle Ansätze, aber keine Patentlösungen gibt. Dabei ist auch deutlich geworden, dass neben dem Management im konkreten Einzelfall eine Reihe externer Faktoren wirksam werden, die nur durch politische Entscheidungen beeinflusst werden können. Hierzu zählen z.B. die Regelungen der EU-Agrarpolitik, die durch die Förderung von erneuerbaren Energien entstehenden Flächenkonkurrenzen und die verwaltungsmäßigen Vorgaben. Insgesamt ergeben die vorgestellten Erfahrungsberichte und Diskussionen jedoch ein vielfältiges Bündel konkreter Vorschläge sowohl für die Praxis als auch für die Politikberatung.
114
Um die vielfältigen Leistungen des Waldes der Gesellschaft dauerhaft zur Verfügung zu stellen und zu sichern, ist es vor dem Hintergrund internationaler Verpflichtungen, die sich z.B. aus dem Übereinkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt (Biodiversitätskonvention) ergeben, eine gemeinsame Schlüsselaufgabe von Naturschutz und Forstwirtschaft, die Bewirtschaftung des Waldes naturverträglich zu gestalten. Von besonderem Interesse sind hier Eichenwälder, da sie über den größten Artenreichtum heimischer Wälder verfügen und nach den Buchenwäldern die häufigsten Waldgesellschaften der potentiell natürlichen Vegetation in Deutschland darstellen. Vor dem Hintergrund des Eichensterbens stellt sich auch aus forstwirtschaftlicher Sicht die Frage, mit welchen waldbaulichen Konzepten die Vitalität und ökologische Stabilität von Eichenwäldern gefördert werden kann und ob es möglich ist, dies bei gleichzeitiger Umsetzung naturschutzfachlicher Ziele zu erreichen. Um den Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt, der durch unterschiedliche Bewirtschaftung von Eichenwäldern erbracht werden kann, auf wissenschaftlicher Grundlage abschätzen zu können, wurden exemplarisch Bestands- und Einzelbaumstrukturen erfasst und ihr Einfluss auf die eichenwaldtypische Biozönose untersucht. Durch Analyse der Zusammenhänge zwischen zoologischer und botanischer Artenausstattung und den Strukturparametern von Bestand und Einzelbäumen sind wesentliche Schlüsselstrukturen identifiziert worden. Die Autoren haben daran anknüpfend insbesondere auch eine Ableitung zu empfehlender Naturschutz- und zugleich praxisorientierter Bewirtschaftungsstandards in bodensauren Eichen-(Misch)-Wäldern vorgenommen. Die Ergebnisse werden mit dem vorliegenden Heft vorgestellt.
113
Erlebnis Grünes Band
(2011)
Das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze verfügt über einen besonders hohen Artenreichtum und stellt einen Verbund kostbarer Lebensräume dar. Gleichzeitig bietet es einen hohen Erholungswert. Ziel des gleichnamigen Erprobungs- und Entwicklungs-Vorhabens (E+E-Vorhaben) war es, das Grüne Band zu erhalten und als Erlebnisraum im Kontext "Natur, Kultur, Geschichte" nachhaltig touristisch in Wert zu setzen. Damit sollen der Bekanntheitsgrad und die regionale Wertschöpfung im ländlichen Raum erhöht werden und so die Akzeptanz für die Bewahrung dieses nationalen Naturerbes gesteigert werden. Dieser Ansatz wurde in den Modellregionen Elbe-Altmark-Wendland, Harz und Thüringer Wald & Schiefergebirge/Frankenwald entwickelt und erprobt. Als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen sich die mit den Maßnahmen verbundene Initiierung und Stärkung einer grenz- und sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Tourismus, weiteren Landnutzern sowie zwischen Verwaltungen, Verbänden und der Privatwirtschaft. Hiervon profitieren Naturschutz ,Tourismus und Regionalentwicklung. Im Ergebnis konnten bei lokalen Akteuren und auch in der Bevölkerung die Bekanntheit des Grünen Bandes gesteigert sowie eine größere Unterstützung für seine Erhaltung als Biotopverbundsystem von bundesweiter Bedeutung gewonnen werden. Das Konzept kann auf andere Regionen übertragen werden. Das Projekt hat gezeigt, dass sich der Naturschutz in den ehemaligen Grenzregionen mit der Marke Grünes Band als Mitgestalter in der nachhaltigen Regionalentwicklung positionieren konnte.
112
Die gesellschaftliche Wertschätzung verschiedener Nutzungen von Flüssen und ihren Auen hat sich gewandelt. Naturschutz und Hochwasserschutz haben durch die katastrophalen Auswirkungen von Überschwemmungen und den fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt an Bedeutung gewonnen. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie verlangt grundsätzlich die Erreichung eines guten Zustandes der Fließgewässer. Gleichzeitig verstärkt der Klimawandel den Druck zur Nutzung der Wasserkraft, Flüsse werden weiterhin als Verkehrsträger benötigt und die Bevölkerung nutzt die Flusslandschaften verstärkt zur Erholung. Maßnahmen zur Renaturierung der Flüsse müssen deshalb einer Vielzahl unterschiedlicher Ansprüche gerecht werden. Vor diesem Hintergrund werden in dieser Veröffentlichung 37 "Gute Beispiele" für Projekte des naturverträglichen Hochwasserschutzes, des Auenschutzes und der ökologisch optimierten Wasserkraftnutzung vorgestellt, die als Impulsgeber für neue Projekte dienen sollen. In Form von Steckbriefen werden die wichtigsten Fakten zu diesen Projekten dargestellt. Erfolge werden ebenso aufgezeigt wie Umsetzungsschwierigkeiten. Der Band ermöglicht einen schnellen Einblick in die Projekte und soll die Nutzung der Ergebnisse für die Umsetzung zukünftiger Projekte erleichtern.
111
Noch wärmer, noch trockener?
(2011)
Die positiven bioklimatischen Wirkungen städtischer Grün- und Freiräume, verbunden mit ihren gesundheitlichen Wohlfahrtswirkungen, bilden wichtige Ansatzpunkte für die Anpassung von Städten an die Herausforderungen des Klimawandels und für die Erhaltung städtischer Umwelt- und Lebensqualität. Vor diesem Hintergrund förderte das Bundesamt für Naturschutz ein F+E-Vorhaben, in dessen Mittelpunkt folgende Fragen standen: (1) Welchen Beitrag leisten städtische Grün- und Freiräume zur Anpassung von Städten an die Folgen des Klimawandels? (2) Wie kann die Umsetzung naturschutzfachlicher und freiraumplanerischer Zielstellungen in der Stadtentwicklung im Hinblick auf den Klimawandel verbessert werden? Ausgehend von Stadtbiotoptypen wurden für den städtischen Raum 57 Stadtvegetationsstrukturtypen identifiziert und hinsichtlich ihrer Vegetationsparameter beschrieben. Auf dieser Datengrundlage wurden auf teil- und gesamtstädtischer Ebene mit den Programmen ENVI-Met und HIRVAC-2D Modellierungen zu klimatischen Wirkungen durchgeführt. Die daraus abgeleiteten flächenbezogenen Aussagen zu klimatischen Ausgleichsfunktionen von unterschiedlichen städtischen Vegetationsstrukturen sind in Steckbriefe für einzelne Stadtvegetationsstrukturtypen eingeflossen. Diese enthalten weiterhin eine Darstellung der spezifischen Vegetationsstrukturen und Aussagen zu ihren Biodiversitätspotenzialen. Aufbauend auf vorliegenden Kenntnissen zu Funktionen und Wohlfahrtswirkungen von Stadtgrün und auf den im Projekt durchgeführten Modellierungen wurden Planungsempfehlungen zur Ausgestaltung von urbanen Freiräumen und Freiraumsystemen abgeleitet. Die Auswertung politischer und gesetzlicher Ziele zeigten Synergien und Zielkonflikte für die städtische Freiraumplanung auf. Basierend auf der Analyse der Potenziale und Defizite der Instrumente des Naturschutzes und der Raumordnung für die Umsetzung freiraumplanerischer Anpassungsmaßnahmen wurden Empfehlungen für die Anwendung des planerischen Instrumentariums formuliert.
110
In der hessischen Oberrheinebene sind viele der schützenswerten Sand-Ökosysteme (die vielfach FFH-Gebiete darstellen) inzwischen stark fragmentiert und isoliert; dies zeigte sich auch zu Beginn des o.g. E+E-Vorhabens im Untersuchungsgebiet, dem westlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt. Im Mittelpunkt des Vorhabens stand die Frage, ob durch ein angepasstes Beweidungsmanagement - verbunden mit geeigneten Restitutionsmaßnahmen - kleinflächige und isoliert vorkommende, wertvolle Lebensräume in der ansonsten intensiv genutzten Landschaft erhalten werden können. Durch eine Kombination der Beweidung von Riedflächen und Sandlebensräumen sollten sowohl die Erfordernisse des Naturschutzes als auch der Tierernährung berücksichtigt werden. Weiterhin stellte sich die Frage nach der Bedeutung einer ziehenden Schafherde für die Ausbreitung von Samen bzw. Früchten und ob Naturschutz, landwirtschaftliche Nutzung und Sozioökonomie in einem solchen System in Einklang zu bringen sind. In diesem Band werden der Projektverlauf im Hauptverfahren und Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung vorgestellt. Das Projekt zeigt neben den für den Naturschutz in der Regel positiven Effekten der Beweidung auch Möglichkeiten der Restitution - verbunden mit abiotischen und biotischen Maßnahmen - als Instrument eines modernen Naturschutzes auf.
109
Die Folgen des Klimawandels sind weitreichend. Sie betreffen soziale und ökonomische Güter ebenso wie künftige Möglichkeiten der Landnutzung und den Zustand von Natur und Landschaft. Der Klimawandel wird hierdurch auch für den Naturschutz zu einem Thema von erheblicher Bedeutung: Gefordert ist die Entwicklung von Managementstrategien zum Umgang mit den absehbaren Auswirkungen sowie den auftretenden Risiken und Unwägbarkeiten des Klimawandels. Die Veröffentlichung setzt sich mit der Bedeutung des Klimawandels und seinen vielfältigen, differenzierten Auswirkungen auseinander, auf die der Naturschutz mit seinen Managementstrategien und Instrumenten reagieren muss. Ein gewisser - allerdings nicht ausschließlicher - Schwerpunkt wird hier auf das Instrument der Landschaftsplanung gesetzt. Der Landschaftsplanung kommt eine besondere Stellung im Kanon der naturschutzrechtlichen Instrumente zu, da sie nicht nur als flächendeckende Fachplanung des Naturschutzes wirksam wird, sondern ebenso als Informations-, Bewertungs- und Entscheidungsgrundlage für die Raum- und Bauleitplanung, für umweltwirksame Fachplanungen sowie für Eingriffsregelung und Umweltprüfungen.
108
Wiedervernetzung ist die elementare Voraussetzung, um die Erhaltung und die Entwicklung der biologischen Vielfalt zukunftsfähig zu organisieren, denn viele unersetzbare Lebensprozesse sind von der Mobilität der Arten abhängig. Im Jahre 2004 wurden mit der Veröffentlichung der "Lebensraumkorridore für Mensch und Natur" und den 2006 entwickelten Lebensraumnetzen Grundlagen zur planerischen Bewältigung von Zerschneidungswirkungen im neu zu planenden Verkehrsnetz vorgelegt. Der vorliegende Band beschäftigt sich nun mit der Bewältigung von Zerschneidungswirkungen im bestehenden Straßenverkehrsnetz. Auf der Grundlage von bestehenden und perspektivisch geeigneten Lebensraumnetzen, einer Übersichtsuntersuchung zur Durchlässigkeit des bundesdeutschen Straßennetzes und vor dem Hintergrund europäischer Wiedervernetzungskonzepte wurden regelbasiert aus Bundessicht Konfliktbereiche zwischen dem bestehenden Straßenverkehrsnetz und den Lebensraumnetzwerken erarbeitet. Diese Konfliktbereiche wurden nach ihrer Bedeutsamkeit für die Wiederherstellung von durchgängigen Lebensraumnetzen priorisiert. In dem Band werden auf Basis der ausführlich beschriebenen Grundlagen und deren Herleitung u. a. die aus fachlicher Sicht wichtigsten Konfliktbereiche sowohl in Listen als auch in Karten dargestellt.
107
Die starken globalen Veränderungen der vergangenen Jahre - sowohl auf gesellschaftlicher Ebene als auch auf Ebene der Biosphäre und des Klimas - führen dazu, dass sich die Akteure im Naturschutz auch einer ethischen Grundsatzdiskussion neu stellen und ihre Wertesysteme hinterfragen sowie ggf. neu justieren müssen. Es ist etwa zu klären, welches Ideal von Natürlichkeit die Gesellschaft vertreten will, wie mit den Veränderungen im Artengefüge von Schutzgebieten umzugehen ist und welche Verantwortung die Gesellschaft hat, wenn neue Arten hinzukommen. Auf politischer Ebene stellt sich dabei die Frage nach der Handlungsrelevanz und ob in Zeiten einer knappen Haushaltslage nur das schützenswert ist, was dem Menschen nützlich erscheint. Die vorliegende Publikation geht von einer umfassenden Reflexion über die expliziten und impliziten ethischen Grundannahmen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) aus und bezieht naturschutzrelevante Kapitel der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) in die Analyse mit ein. Es zeigt sich, dass den im Naturschutz etablierten soziokulturellen, ökonomischen und ökologischen Begründungsmustern ethische Argumente zu Grunde liegen, denen bei bewusster Verwendung ein hohes Potenzial für die erfolgreiche Neugestaltung von Naturschutzarbeit zuzusprechen ist. Die herausgearbeiteten 'guten Gründe' für beide Strategien wurden in einem weiteren Schritt für die naturschutzpolitische Kommunikations-, Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit aufbereitet. 'Gute Gründe' bedeuten hierbei zum einen 'philosophisch stichhaltige', zum anderen aber auch 'strategisch erfolgversprechende' Argumente. Gewählt wurde eine Neuordnung der ethischen Begründungen unter dem Dreiklang "Klugheit, Glück, Gerechtigkeit", die wichtige Impulse für eine Weiterentwicklung ethisch fundierter Naturschutzargumente liefern kann.
106
Sowohl die Erfolge der Erneuerbaren Energien aus Biomasse als auch die konfliktträchtigen Begleiterscheinungen der Ausweitung der Anbauflächen von Energiepflanzen sind längst Gegenstand öffentlicher Wahrnehmung. In Deutschland verschärfen sich regional Nutzungs- und auch Naturschutzkonflikte zusehends. Die Frage nach "Spielregeln" für ein naturverträgliches Maß des Biomasseanbaus gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund ambitionierter Ausbauziele für die Nutzung von Bioenergie in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Im Rahmen der vorliegenden Studie werden die Auswirkungen des Biomasseanbaus auf Natur und Landschaft exemplarisch für fünf Modellregionen analysiert. Betriebswirtschaftliche Detailuntersuchungen für ausgewählte Betriebe mit Biogasanlagen beleuchten ferner die Effekte einzelner förderpolitischer Maßnahmen auf der konkreten Betriebsebene. Mögliche Effekte auf die Biodiversität werden mit Hilfe der ökologischen Modellierung am Beispiel der Feldlerche (Alauda arvensis) abgebildet. Insgesamt zeigt sich, dass insbesondere die Novelle des EEG mit der Einführung des NawaRo-Bonus im Jahr 2004 spürbare Veränderungen in der landwirtschaftlichen Bodennutzung ausgelöst hat. Aufgrund unterschiedlicher agrarstruktureller und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und anderer Faktoren hat sich die Produktion von Bioenergie auf einzelne Regionen besonders konzentriert und dort in besonderem Maße zur Verschärfung von meist schon bestehenden Naturschutzproblemen beigetragen. Negative Effekte auf die Biodiversität werden deutlich, können allerdings nicht abschließend beurteilt werden. Bezüglich der Regulierung der aufgezeigten Konflikte durch neue "Spielregeln" hat sich gezeigt, dass zusätzliche normative Anbaustandards bundesweit nur schwer umsetzbar sind. Hierzu liefert der vorliegende Bericht eine gutachterliche Bewertung zur Eignung und politischen Durchsetzbarkeit von in der Diskussion befindlichen Naturschutzstandards für den Biomasseanbau. Konkrete Handlungsoptionen für die mittel- und kurzfristige Umsetzung werden benannt. Die aus Sicht des Naturschutzes folgerichtige Konsequenz einer neuen Akzentuierung der Förderpolitik - sowohl im Agrar- als auch im Energiebereich - erscheint jedoch zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der volkswirtschaftlichen Implikationen unpopulär und kaum durchsetzungsfähig.
105
Die meisten Binnengewässer der Bundesrepublik sind von vielfältigen menschlichen Nutzungen betroffen, so dass Fischfauna und aquatische Biodiversität vielfach gefährdet sind. Die Fischfauna der Binnengewässer ist hauptsächlich durch die Veränderung ihrer Lebensräume gefährdet. Daher besteht hinsichtlich vieler Aspekte eine prinzipielle Übereinstimmung von fischereilichen und naturschutzfachlichen Interessen. Dennoch können auch nicht nachhaltige Praktiken der modernen Berufs- und Freizeitfischerei zu der Gefährdung der aquatischen Lebensgemeinschaften beitragen. Dieser Tatsache muss die fischereiliche Bewirtschaftung der Gewässer Rechnung tragen. Vor dem Hintergrund des novellierten Bundesnaturschutzgesetzes ist es erforderlich, den Begriff der "Guten fachlichen Praxis" (GfP) für die Binnenfischerei inhaltlich zu konkretisieren. Der vorliegende Bericht des o.g. F+E Vorhabens gibt den internationalen Wissensstand bezüglich der verschiedenen Aspekte der fischereilichen Bewirtschaftung wieder. Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen werden Schlussfolgerungen abgeleitet, wie die GfP mit der nachhaltigen Bewirtschaftung von Fischbeständen aus naturschutzfachlicher Perspektive in Einklang zu bringen ist und welche Aspekte bei der Bewirtschaftung von Fischbeständen durch Berufs- und Freizeitfischerei zu beachten sind, um potentielle Interessenkonflikte mit Naturschutz und Nachhaltigkeit zu minimieren. Der vorliegende Bericht soll als Grundlage für einen konstruktiven Dialog zwischen Berufsfischerei, Freizeitfischerei und Naturschutz über die Umsetzung der "Guten fachlichen Praxis" und die Verantwortung zum Erhalt der aquatischen Biodiversität dienen.
104
In Deutschland gibt es inzwischen über 100 Naturparke, die fast 27 % der Bundesfläche einnehmen. Das breite Aufgabenspektrum, das die Naturparke mittlerweile wahrnehmen, umfasst neben den klassischen Tätigkeitsbereichen Naturschutz und Landschaftspflege sowie möglichst nachhaltigen Tourismus und Erholung auch die Handlungsfelder Umweltbildung und Kommunikation sowie die nachhaltige Regionalentwicklung. Vor diesem Hintergrund führte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine Tagung zu Naturschutzmaßnahmen und -aktivitäten in den deutschen Naturparken durch. Ziel der Veranstaltung war es, anhand von ausgewählten "Best practice-Beispielen" den Erfahrungsaustausch unter den Naturparkverwaltungen zu intensivieren und Tipps und Anregungen für künftige Arbeiten in Naturparken zu geben. Mit diesem Band werden 13 Praxisbeispiele einer breiteren (Fach-)Öffentlichkeit vorgestellt, um über den engeren Naturparkkreis hinaus auf die zahlreichen Leistungen, die die Naturparke für die Gesellschaft erbringen, hinzuweisen.
103
Der vorliegende Band enthält praxisorientierte Arbeitsmaterialien aus einem F+E-Vorhaben zu o.g. Thema, die entsprechend der maßgeblichen Phasen eines Planungsprozesses gegliedert und als Modulsystem aufgebaut sind. Die Methodenmodule zeigen dabei ebenso wie die Partizipationsmodule Beispiele und Optionen. Sie sind nicht als abschließend, idealtypisch oder als Mindestinhalt zu verstehen, sondern als Möglichkeiten, die anregen wollen, sich planerisch intensiver mit der zukünftig gewollten "Kultur" einer Landschaft auseinanderzusetzen.
103
Von Kulturlandschaft wird aktuell zwar gern gesprochen, nur selten wird allerdings dasselbe darunter verstanden. Im Gegenteil: Vermutlich erfreut sich der Begriff gerade deshalb zunehmender Beliebtheit, weil er so vielfältig interpretierbar ist. Kulturlandschaft ist vor allem deshalb Diskussionsgegenstand, weil der Eindruck gewachsen ist, dass es nötig ist, sich über die Qualität von Kulturlandschaft im Sinne von Lebensumwelt und Heimat auseinanderzusetzen. Im Fokus der vorliegenden Veröffentlichung stehen deshalb die kulturellen Funktionen einer Landschaft, insbesondere die Identifikations- und Dokumentationsfunktion, und ihre planerische Handhabung in der Landschaftsrahmenplanung und nachfolgend der Regionalplanung sowie die Ausgestaltung der zugehörigen Partizipationsprozesse. In vorliegendem Band werden Ausgangspunkte und Grundlagen einer planerischen Befassung mit der Identifikations- und Dokumentationsfunktion einer Landschaft aufbereitet, in dem rechtliche, insbesondere aber unterschiedliche fachliche Perspektiven auf Kulturlandschaft und die inhaltlichen Querbezüge zur biologischen Vielfalt beleuchtet werden.
102
Die hier veröffentlichten Beiträge sind Ergebnisse des Verbundprojektes BIOSALT im BMBF-Förderprogramm "Biodiversität und Globaler Wandel (BIOLOG)", an dem fünf Forschergruppen mit 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beteiligt waren. Ziel des Vorhabens war es, die "Entwicklung der Biodiversität in Salzgrasländern der Vorpommerschen Boddenlandschaft" zu erforschen und mit Trends globalen Wandels, insbesondere Erwärmung und Meeresspiegelanstieg in Beziehung zu setzen. Das Projekt umfasst sowohl ökologische Grundlagenforschung verschiedener Teildisziplinen als auch die Behandlung sozioökonomischer Fragen und Schlussfolgerungen für eine Anwendung von Ergebnissen in der Landnutzungspraxis und im Schutzgebietsmanagement. Deutschland trägt für den Schutz und die Erhaltung dieses Lebensraumes und seiner spezifischen biologischen Vielfalt eine besondere Verantwortung. Die Ergebnisse des Projektes liefern Erkenntnisse, die beitragen können, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.
100
Die Bindung der EU-Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik an die Einhaltung bestimmter Umweltstandards wird als "Cross-Compliance" bezeichnet. Für den Naturschutz sind insbesondere die Anforderungen zum Schutz von Dauergrünland sowie zum Erhalt landwirtschaftlicher Flächen in einem "guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand" von Relevanz. Im Rahmen des o.g. umfangreichen Forschungsvorhabens, wurde untersucht, inwieweit die Cross-Compliance-Regelungen in der Praxis geeignet sind, die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft zu erhalten. Dazu wurden neben Literaturstudien Felduntersuchungen zur Avifauna, Wirbellosen-Fauna und Vegetation durchgeführt sowie eine Auswertung von Langzeitversuchen zur Entwicklung der Vegetation vorgenommen. Auch Diskussionen mit Fachleuten im Rahmen von Expertenworkshops lieferten wichtige Erkenntnisse. Im Ergebnis zeigt sich, dass die bisherigen Cross Compliance-Regelungen zur Sicherung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft nicht ausreichend sind. Im Buch sind daher Handlungsempfehlungen zur Anpassung und Weiterentwicklung der Cross Compliance-Anforderungen vorgeschlagen, insbesondere in Hinblick auf eine naturverträgliche Mindestnutzung von Grenzertragsstandorten, den Erhalt von Dauergrünland sowie die Einrichtung von ökologischen Vorrangflächen. Die Studie kann damit auch einen Beitrag zur effektiveren Integration von Naturschutzbelangen in die Gemeinsame europäische Agrarpolitik nach 2013 leisten.
99
Im Osterzgebirge hat der Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. mit örtlichen Landwirtschaftsbetrieben in der Umgebung der Oelsener Höhe (südlich von Dresden) an der Grenze zur Tschechischen Republik ein fünfjähriges Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben durchgeführt, um (sub-)montane artenreiche Grünlandgesellschaften insbesondere auf ehemaligen Intensivgrünlandstandorten auszubreiten und zu regenerieren. Der Schwerpunkt dieses Modellvorhabens bestand darin, die Wirkung unterschiedlicher Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in praxisnahen Kombinationen für Grünlandstandorte der Silikatgebirge zu erproben. Die Begleituntersuchungen von vegetationskundlichen Dauerbeobachtungsflächen und Blockversuchsanlagen dokumentieren die Auswirkungen der Maßnahmen ebenso wie Untersuchungen zur Diasporen- und Populationsökologie ausgewählter Leit- und Zielarten. Zusätzlich erfolgten Studien zu Mykorrhiza und Pilzflora wie auch zu den Vogelarten des Offenlandes, den Zikaden und Heuschrecken. Im vorliegenden Band werden die Ergebnisse der Begleituntersuchungen durch die Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden sowie anderer Institutionen zusammenfassend dargestellt. Die abschließende Bewertung führt zu Empfehlungen über die zukünftige Gestaltung naturschutzgerechter Pflegemaßnahmen zur Erhaltung, Entwicklung und Ausbreitung lebensraumtypischer artenreicher Grünlandgesellschaften der Silikatgebirge mit ihren charakteristischen Pflanzen- und Tierarten.
98
Vom Klimawandel sind alle Organismen betroffen. Bekannt geworden ist vor allem die Ausbreitung spektakulär bunter Arten, wie dem Bienenfresser. Es gibt aber auch "Verlierer" des Klimawandels. Gerade kälteliebende Tiere, wie Arten des Gebirges (z. B. der Alpensalamander) und Arten der Moore (z. B. die Hochmoor-Mosaikjungfer) sowie Bewohner von Quellen (z. B. die Rhön-Quellschnecke) gehören zu den Arten, die vom Klimawandel negativ betroffen sein können. Das BfN legt nun eine Studie vor, die einen Überblick über die aktuelle Forschung und Literatur zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Zielarten des zoologischen Artenschutzes, aber auch die Fauna Deutschlands insgesamt gibt. Als Zielarten vertiefter Analysen wurden gesetzlich streng geschützte Arten, Arten der Anhänge II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie Tierarten für die Deutschland eine hohe globale Erhaltungs-Verantwortlichkeit besitzt, ausgewählt. Für diese über 500 Arten bzw. Unterarten wurde mit einer in der Studie entwickelten Klimasensibilitätsanalyse das Klimawandelrisiko bewertet. Dazu wurden 8 Kriterien verwendet, die klimarelevante Eigenschaften der Arten erfassen und einheitlich gewichten: Biotopbindung, (thermisch-)ökologische Amplitude, Migrationsfähigkeit, Arealgröße, aktuelle Bestandessituation, Vorkommen in Klimawandel-sensiblen Zonen (z. B. dem Küstenbereich), Vermehrungsrate und Rote Liste-Status. In einigen Fällen wurde eine Experteneinschätzung durchgeführt. Der Großteil der betrachteten Arten (77 %) wurde aufgrund ihrer Klimasensibilität in die mittlere Risikostufe eingestuft, für 55 Arten (11 %) wurde ein geringes Risiko und für 63 Arten (12 %) ein hohes Risiko festgestellt. Die meisten Hochrisiko-Arten wurden in der Gruppe der Schmetterlinge (Tag- und Nachtfalter), gefolgt von Weichtieren und Käfern festgestellt. Naturräume mit besonders vielen klimasensiblen Arten wurden in Süd-, Südwest- und Nordostdeutschland identifiziert. Aus den Ergebnissen der Studie werden Handlungs- und Forschungsbedarf für den zoologischen Artenschutz, aber auch den Naturschutz insgesamt abgeleitet.
97
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in Deutschland, insbesondere vor dem Hintergrund des dringend notwendigen Klimaschutzes, ein erklärtes umwelt- und energiepolitisches Ziel. Allerdings bleibt dieser Ausbau nicht ohne Auswirkungen auf die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege. In dem o.g. F+E-Vorhaben wurden Auswirkungen betrachtet, die für die Schutzgüter des Naturschutzes von Relevanz sind, die sich durch ihre Raumbedeutsamkeit auszeichnen und die von der Nutzung der Energieträger Biomasse, Wind und Solarstrahlung ausgehen. Dabei wird die Vielfalt von Steuerungsansätzen deutlich, um die Auswirkungen auf Natur und Landschaft im Kontext und in der Kombination dieser Energieträger zu minimieren. Das Heft bietet Zugriff auf die im F+E-Vorhaben erarbeiteten Empfehlungen zur Steuerung der räumlichen und naturschutzfachlichen Auswirkungen erneuerbarer Energien.
96
Die Umsetzung eines länderübergreifenden Biotopverbunds und die Wiedervernetzung von Lebensräumen leisten einen wichtigen und notwendigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland. Zudem können so die Anforderungen an die Ausgestaltung von Verbundsystemelementen und -funktionen im Rahmen des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 in der Landschaft gemäß Artikel 10 der FFH-Richtlinie umgesetzt und dauerhaft gesichert werden. Auch die nationale Strategie der Bundesregierung zur Biologischen Vielfalt nennt die Umsetzung eines länderübergreifenden Biotopverbunds als eines ihrer Ziele. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und den in diesem Zusammenhang zu erwartenden klimatischen Verschiebungen und Veränderungen der Lebensräume ist ein funktionierender Biotopverbund zudem für viele Arten eine entscheidende Voraussetzung, um durch Neubesiedlung von Lebensräumen auf die erwarteten Veränderungen reagieren zu können. 2002 wurde erstmals der Aufbau eines länderübergreifenden Biotopverbundes auf mindestens 10 % der Landfläche auf Bundesebene gesetzlich verankert. Seitdem ist das Bundesamt für Naturschutz (BfN) intensiv in der fachlichen Ausgestaltung der Umsetzung des Biotopverbundes auf Bundesebene involviert. In verschiedenen vom BfN initiierten Forschungsvorhaben wurde ein fachlich fundiertes Konzept und eine räumliche Kulisse für den länderübergreifenden Biotopverbund für ganz Deutschland erarbeitet. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Forschungsvorhaben werden in diesem Band vorgestellt. Sie sollen die Bundesländer in ihren Aktivitäten zur Umsetzung des länderübergreifenden Biotopverbunds fachlich unterstützen und stellen wichtige räumliche Informationen zur Beurteilung von überregional bedeutsamen Fachplanungen dar.
95
Am 2. April 1979 setzte der Rat der Europäischen Gemeinschaften die Vogelschutzrichtlinie in Kraft und schuf damit ein wirksames Instrument für den Naturschutz in Europa. Die einheitlich in allen heutigen EU-Staaten geltenden Regelungen zum Schutz der Vögel vor direktem Zugriff, zur Erhaltung ihrer Lebensräume sowie zur Überwachung der Bestände haben sich in der Praxis bewährt. Doch seit langem wirksame Gefährdungsfaktoren, zu denen auch neue wie der Klimawandel hinzukommen, erfordern zusätzliche Anstrengungen zum Schutz der Vogelwelt. Bei einer Tagung in Bonn haben Experten aus Behörden und Verbänden die Entwicklungen im Vogelschutz von 1979 bis 2009 betrachtet, die aktuelle Situation von Arten, Lebensräumen und Vogelschutzgebieten dargestellt sowie über Monitoringprogramme diskutiert. Zukünftige Bedrohungen und Aufgaben wurden erörtert, die konsequente Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie eingefordert. Der Band fasst die Vorträge dieser Veranstaltung zusammen und bietet damit sowohl Einblicke in die Geschichte des Vogelschutzes in Europa als auch Übersichten zum aktuellen Zustand der Vogelwelt Deutschlands.
94
Der derzeit prognostizierte Klimawandel wird für Natur und Landschaft ebenso wie für die Landnutzung tiefgreifende, wenn auch noch nicht in allen Details und Konsequenzen absehbare Folgen haben. Im Rahmen des Forschungsvorhabens "Einfluss veränderter Landnutzungen auf Klimawandel und Biodiversität" wurden umfassende Informationen zu den bereits feststellbaren und erwarteten Auswirkungen des Klimawandels zusammengetragen und in diesem Band veröffentlicht. Einen weiteren Schwerpunkt des Buches bildet die Darstellung der Klimaschutzwirkungen der wichtigsten Ökosystemtypen in Mitteleuropa sowie ihrer unterschiedlichen Nutzungen. Dabei wird insbesondere auf Reduktions- und Minderungspotentiale hingewiesen. Synergien und potentielle Konflikte zwischen den Zielen des Naturschutzes und des Klimaschutzes im Bereich Landnutzung werden gesondert diskutiert. Zur Verfügung stehende Instrumente werden im Kontext einer Mobilisierung ungenutzter Potentiale analysiert und Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung erarbeitet. Die Ergebnisse des Vorhabens beruhen auf einer intensiven Literaturrecherche sowie auf Gesprächen und Diskussionen mit Fachleuten. Das Vorhaben will den Handlungsbedarf sowie die Handlungsoptionen für die Politik aufzeigen und die Thematik stärker in das öffentliche Bewusstsein transportieren. Ziel ist es, Synergien von Natur- und Klimaschutz künftig verstärkt in Strategien naturverträglicher Landnutzung zu integrieren und umzusetzen.
91
Terrestrische und semi-terrestrische Lebensräume an den Küsten von Nord- und Ostsee stehen im besonderen Maße im Spannungsfeld verschiedenster Nutzungsansprüche. Bemühungen zum Erhalt naturnaher Biotope konkurrieren in diesem Bereich u.a. mit Anforderungen des Hochwasserschutzes, des Tourismus und der Landwirtschaft. Betroffen ist auch eine ganze Reihe von Lebensraumtypen von europäischer Bedeutung. Im Rahmen einer im Mai 2009 veranstalteten Experten-Tagung des Bundesamtes für Naturschutz an der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm wurden verschiedene etablierte, aber auch neuartige Managementverfahren zum Erhalt dieser Lebensräume vorgestellt und hinsichtlich ihrer mittel- bis langfristigen Wirksamkeit diskutiert. In diesem Tagungsband werden die Beiträge zu geeigneten Managementmaßnahmen in Dünenkomplexen, Salzwiesen, Poldern und Kögen sowie in Ästuarien dokumentiert. Weiterhin wird auf die Auswirkungen des Klimawandels eingegangen, die im besonderen Maße die Lebensräume an der Küste beeinflussen werden. Schließlich werden die wichtigsten Handlungserfordernisse aufgezeigt, um den Rückgang der biologischen Vielfalt auch im Bereich der Küsten und Ästuarien zu stoppen.
90
Der Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dem Ökologischen Landbau mit seinem hohen Naturschutzpotenzial kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Wo aber entstehen im Ökologischen Landbau überhaupt wesentliche Konflikte mit Naturschutzzielen und wo lohnt es sich, auf diese einzugehen? Welche Maßnahmen können die Lebensbedingungen der typischen Fauna und Flora der Agrarlandschaft langfristig erhalten und fördern? Welche Kosten entstehen für den Betrieb und wie sind auftretende Probleme zu lösen? Mit dem "Naturschutzhof Brodowin Projekt" im Brandenburger Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin werden Antworten auf diese Fragen gegeben. Folgende Themen standen im Vordergrund: - Ermittlung von Konflikten zwischen Naturschutzzielen und Ökologischem Landbau und Erarbeitung von Vorschlägen zur Konfliktlösung. - Erprobung und Bewertung naturschutzfachlich optimierter Ackerbauverfahren auf gesamtbetrieblicher Ebene. - Etablierung, Nutzung und Pflege von Landschaftsstrukturen. - Ableitung geeigneter Indikatoren, Maßnahmen und Erfolgskontrollen sowie Empfehlungen für die Neugestaltung von Agrarumweltprogrammen. - Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung der Idee "Naturschutzhof". Das Buch bietet allen, die sich mit Fragen zur Integration von Naturschutzzielen in die landwirtschaftliche Praxis beschäftigen, ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Informationen, Anregungen und praktischen Beispielen.
89
Überschwemmungen wie die Elbeflut im August 2002 führen immer wieder die Notwendigkeit der Hochwasservorsorge vor Augen. Klimawandel und die Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen verschärfen dabei das Risiko von Schäden auch durch kleinere und lokale Ereignisse. Die Bundesregierung fordert, zur Vorsorge gegen Hochwasserschäden auch naturverträgliche Maßnahmen durchzuführen wie Deichrückverlegungen, die Wiedergewinnung natürlicher Überschwemmungsflächen und eine Revitalisierung von Auen. Solche Maßnahmen schneiden jedoch bei traditionellen Kosten-Nutzen-Analysen, die nur die Hochwasser senkende Wirkung berücksichtigen, tendenziell schlecht ab - verglichen mit technischem Hochwasserschutz (Deichbau und -sanierung). Die vorliegende Studie erarbeitet eine Methodik, die zusätzlich die Wirkung der Auen auf die Lebensraum-, Schadstoffabbau- und Erholungsraumfunktion monetär erfasst. Mit dieser erweiterten Kosten-Nutzen-Analyse werden unterschiedliche Hochwasserschutzvarianten an der Elbe analysiert. Das Ergebnis: Naturverträgliche Hochwasserschutzmaßnahmen weisen aufgrund ihrer vielfältigen gesellschaftlichen Funktionen ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Eine Kombination aus technischen und naturverträglichen Maßnahmen an ausgewählten Stellen ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht am sinnvollsten.
88
In der Diskussion über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die Sicherung der biologischen Vielfalt findet sich der Klimawandel stets an vorderer Stelle. Seine Folgen erscheinen bedrohlich, die damit verbundenen Herausforderungen auch für Natur und Landschaft immens. Der demografische Wandel hingegen kommt ungleich leiser daher. Vor diesem Hintergrund förderte das BfN eine Tagungsreihe, in der die konkret zu erwartenden Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Naturschutz diskutiert und spezifiziert wurden. Die Publikation gibt nach einer zusammenfassenden Darstellung der wesentlichen Charakteristika des demografischen Wandels die aktuelle wissenschaftliche Diskussion hierzu wieder und zeigt Handlungserfordernisse für ländliche und städtische Räume sowie für die Naturschutzpolitik auf. Der vorliegende Band bietet Naturschutzakteuren, die sich im Rahmen ihrer wissenschaftlichen oder praktischen Tätigkeit mit dem demografischen Wandel auseinander setzen eine fundierte Grundlage zum aktuellen Forschungs- und Diskussionsstand
87
Flussauen in Deutschland
(2009)
Flussauen spielen für den Erhalt der biologischen Vielfalt, den naturverträglichen Hochwasserschutz und die Anpassungen an den Klimawandel eine wichtige Rolle. Trotz der bedeutenden Funktionen von Auen im Naturhaushalt war über ihre räumliche Ausdehnung und ihren Zustand im bundesweiten Überblick bislang wenig bekannt. Diese Wissenslücke wurde durch die Erfassung und Bewertung der Auen von 79 Flüssen auf einer Länge von ca. 10.000 Flusskilometern mit einer Gesamtfläche von ca. 15.000 km geschlossen. Daten zur Flächengröße, zur Nutzung und zum Schutzstatus von Flussauen wurden in einer Geodatenbasis zusammengeführt, die als Baustein für eine nachhaltige Auenentwicklung genutzt werden kann. Mit dieser Veröffentlichung werden für das Bundesgebiet erstmalig übergreifende Fachdaten über die räumliche Ausdehnung der Flussauen, den Verlust von Überschwemmungsflächen und den Zustand der rezenten Flussauen in Deutschland vorgelegt und in Form von drei großformatigen Übersichtskarten dargestellt. Die Ergebnisse sind vielseitig nutzbar und eine wichtige Informationsquelle für Behörden, Planer und Naturschutzverbände bei Fragen des Auenschutzes, des Biotopverbundes und des naturverträglichen Hochwasserschutzes. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es einen dringenden Handlungsbedarf gibt, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und den ökologischen Zustand der Auen zu verbessern.
86
Flug über das Grüne Band
(2009)
Im Bereich der früheren innerdeutschen Grenze konnte sich aufgrund der Nutzungsruhe und Abgeschiedenheit über Jahrzehnte ein zusammenhängendes Band von zum Teil wertvollen Biotopen entwickeln, das heutige "Grüne Band". Es bildet einen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl gefährdeter Arten. Durch seine weitgehende Vollständigkeit und Verknüpfung mit vielen Naturlandschaften Deutschlands bildet es die Hauptachse eines bundesweiten Biotopverbunds. 20 Jahre nach der Grenzöffnung bildet das Grüne Band zudem einen wichtigen Bestandteil des Nationalen Naturerbes. Gleichzeitig ist es ein lebendiges Denkmal für die ehemalige deutsche Teilung. An vielen Stellen ist das Grüne Band vom Boden aus nur schwer zu erkennen. Deshalb wurde bereits zum dritten Mal eine Befliegung durchgeführt und das deutsche Grüne Band vollständig durch Luftaufnahmen dokumentiert. Mit dieser DVD wird in Form eines virtuellen Fluges über das Grüne Band seine Vielgestaltigkeit vorgestellt, aber auch auf bereits vorhandene Lücken hingewiesen.
83
Der vorliegende Band gibt in 21 Artikeln die Beiträge des im April 2008 in der internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm durchgeführten Seminars "Naturschutz-Monitoring in Deutschland - Stand und Perspektiven" wieder. Bei der Veranstaltung wurden der Stand der Umsetzung dargestellt und Anforderungen für die Zukunft diskutiert. In den Beiträgen werden naturschutzfachliche Beobachtungsprogramme in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorgestellt. Moderne Methoden des Monitorings, wie z. B. die Nutzung der Fernerkundung, werden erläutert. Die dargestellten Programme können sich auf ausgewählte Bestandteile der Biodiversität beziehen (Beispiel Vogelmonitoring in Deutschland) oder der Umsetzung von Richtlinien und der Evaluierung naturschutzpolitischer Instrumente dienen (wie das FFH-Monitoring). Einen bedeutenden Teil des Seminars bildete die Diskussion von noch fehlenden Monitoringprogrammen zur Beantwortung bestimmter Fragestellungen - wie z. B. der Auswirkung des Klimawandels auf die Biodiversität - sowie ein intensiver Austausch über mögliche stärkere Verknüpfungen verschiedener Beobachtungsprogramme. Die Perspektiven des Naturschutz-Monitorings werden in einem eigenen Beitrag aufgearbeitet.
82
In der Ise-Niederung im Landkreis Gifhorn (Niedersachsen) wurde zwischen 1990 und 1995 ein umfassendes Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege gefördert, das - mit Unterbrechungen - von 1989 bis 2007 durch ein interdisziplinär angelegtes Forschungsprogramm wissenschaftlich begleitet wurde. Ziel des Vorhabens war die Revitalisierung des Flüsschens Ise und seiner Aue unter den Hauptprämissen Förderung der Eigendynamik des Gewässers und Beibehaltung einer naturschutzorientierten Nutzung der Aue durch Land- und Forstwirtschaft. Damit sollten insbesondere die Lebensraumbedingungen für den ehemals heimischen Fischotter wieder hergestellt werden. Der vorliegende Band präsentiert die Auswertung und Dokumentation der langjährigen breit angelegten ökologischen wie auch sozioökonomischen Untersuchungsreihen. Damit liegen langjährige wissenschaftliche Daten zur Entwicklung einer "Normallandschaft" vor. Die Publikation richtet sich an Interessierte aus Wissenschaft und Praxis, die neugierig auf die Ergebnisse einer langjährig angelegten Untersuchung sind, die ökologische wie sozioökonomische Aspekte einbezieht, und diese für die eigene Arbeit sowie in einem weiteren Sinn für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt nutzen wollen.
81
Denkmalschutz und Naturschutz sind zwei Disziplinen, die sich dem Schutz und der Pflege kulturhistorisch bedeutsamer Einzelobjekte, aber auch Ensembles und ganzen Landschaften annehmen. Nicht immer gelingt es, dieses Interesse gemeinsam zu vertreten, nicht immer entsprechen sich die disziplinären Zielsetzungen. Dies ist dann der Fall, wenn der Naturschutz sein breites Spektrum der im Bundesnaturschutzgesetz verankerten kulturhistorischen, ästhetischen und ökologischen Argumente für den Schutz von Natur und Landschaft aus den Augen verliert und sich einseitig auf ein Begründungsmuster beschränkt. Die in den letzten Jahren erkennbare Erweiterung des Naturschutzes für kulturalistische Begründungen, die sich auf die Schönheit und Eigenart beziehen, ermöglicht insbesondere eine verstärkte Anbindung an den Denkmalschutz. Die Thematisierung dieses Verhältnisses als Selbst- und Fremdwahrnehmung der jeweiligen Disziplin ist unabdingbare Voraussetzung für diesen Dialog. Die vorliegende Publikation erschließt dieses Verhältnis. Sie versammelt Referate zweier Tagungen, die sowohl die Schwierigkeiten, aber auch die sich unterstützenden Effekte einer Zusammenarbeit deutlich machen. Sie zeigen, dass ein frühzeitiges Zusammenwirken beider Disziplinen, die Förderung des interdisziplinären Austausches und die Nutzung der den einzelnen Disziplinen zur Verfügung stehenden Instrumente, Erfolg versprechender sind als ein interdisziplinärer Kampf um Maximallösungen.
80
Mit der Verabschiedung des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt im Jahr 1992 und dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) von 2002 hielt der Begriff "biologische Vielfalt" Einzug in die Naturschutzkonzeptionen in Deutschland. Seine Bedeutung wird durch die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, die im Jahr 2007 beschlossen wurde, konkretisiert. Die naturschutzpolitische Komplexität des Begriffes, der den Schutz der Vielfalt der Gene, Arten und Lebensräume sowie deren mögliche nachhaltige Nutzung umfasst, macht es jedoch vielen Akteuren im Naturschutz schwer, erfolgreich hierüber zu kommunizieren. Die Gefahr einer Überforderung der Öffentlichkeit ist groß. Vor diesem Hintergrund wurde eine Studie durchgeführt, wie in Deutschland das Thema "biologische Vielfalt" bisher in Kampagnen kommuniziert wird und wie diese Kommunikation zukünftig verbessert werden kann. Die vorliegende Publikation richtet sich an Interessierte in Praxis, Verwaltung und Wissenschaft, die sich nicht nur mit Naturschutzthemen im engeren Sinne, sondern im Rahmen ihrer Informations- und Kommunikationsarbeit auch intensiv mit den unterschiedlichen Zielgruppen befassen und Fragen einer erfolgreichen Kommunikation über das weite Feld der Sicherung der biologischen Vielfalt nicht dem Zufall überlassen wollen.
79
Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist der Tourismus auf eine ansprechende Natur und Umwelt angewiesen. Die Naturschönheiten und die kulturelle Ausstattung eines Landes, stellen ein wichtiges Kapital dar, dessen Sicherung für den Tourismus daher von großer Bedeutung ist. Zugleich ist Tourismus aber auch Mitverursacher von Natur- und Umweltbelastungen. Der natur- und umweltverträgliche nachhaltig gestaltete Tourismus nimmt eine Schlüsselstellung ein, die natürlichen Ressourcen langfristig zu erhalten. Die Nationale Strategie der Bundesrepublik Deutschland zur biologischen Vielfalt hat dies daher als eigenständiges Handlungsfeld aufgenommen und bietet mit formulierten Zielen und Maßnahmen eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Tourismusentwicklung in Deutschland. Die vorliegende Publikation bietet in einleitenden Beiträgen einen Überblick über Entwicklung und Stand des naturverträglichen Tourismus in Deutschland. Für die Ebene der touristischen Destinationen werden verschiedene Konzepte und Strategien für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung vorgestellt und an Praxisbeispielen veranschaulicht. Das abschließende Kapitel widmet sich der Frage, wie nachhaltige touristische Angebote erfolgreich entwickelt und vermarktet werden können und somit langfristig auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit sichern