Naturschutz und Biologische Vielfalt
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Auen bieten dem Menschen eine bemerkenswerte Vielfalt von Funktionen und Leistungen. In dieser Veröffentlichung wird der Beitrag von Flussauen zur Hochwasserretention, zum Rückhalt von Nährstoffen und Treibhausgasen sowie ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt erfasst und in Wert gesetzt. Die Untersuchung bezieht sich auf die Auen von 79 Flüssen mit einer Fläche von 15.000 qkṃ und erlaubt eine überregionale Einschätzung, welchen Nutzen Auen für die Gesellschaft erbringen. Entlang der Flüsse werden durch die Retentionsleistung der Auen als natürliche Überschwemmungsgebiete Vermögenswerte von 302 Mrd. Euro im Hochwasserfall geschützt. Auen halten jährlich bis zu 42.000 t Stickstoff und über 1.000 t Phosphor zurück und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Reinhaltung der Flüsse und zum Schutz von Nord- und Ostsee vor einer weiteren Überdüngung. Flussbegleitende Niedermoore und Auenwälder besitzen ein hohes Potenzial zum Treibhausgasrückhalt. Obwohl Flussauen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in Europa zählen, ist die Arten- und Lebensraumvielfalt der verbliebenen naturnahen Abschnitte enorm. Die Auswertung bereits umgesetzter Auenrenaturierungen und Deichrückverlegungen an Flüssen verdeutlicht, dass die natürlichen Auenfunktionen in allen Fällen erheblich verbessert werden. Die Berechnungen belegen, dass naturnahe Auen und Gewässer die vielfältigen Funktionen im Naturhaushalt besser erfüllen als begradigte Vorfluter und intensiv genutzte Flächen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass intakte Flusslandschaften einen hohen gesellschaftlichen Nutzen erbringen und es auch aus ökonomischer Sicht gute Gründe gibt, sich für Maßnahmen des Gewässer- und Auenschutzes einzusetzen.
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Überschwemmungen wie die Elbeflut im August 2002 führen immer wieder die Notwendigkeit der Hochwasservorsorge vor Augen. Klimawandel und die Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen verschärfen dabei das Risiko von Schäden auch durch kleinere und lokale Ereignisse. Die Bundesregierung fordert, zur Vorsorge gegen Hochwasserschäden auch naturverträgliche Maßnahmen durchzuführen wie Deichrückverlegungen, die Wiedergewinnung natürlicher Überschwemmungsflächen und eine Revitalisierung von Auen. Solche Maßnahmen schneiden jedoch bei traditionellen Kosten-Nutzen-Analysen, die nur die Hochwasser senkende Wirkung berücksichtigen, tendenziell schlecht ab - verglichen mit technischem Hochwasserschutz (Deichbau und -sanierung). Die vorliegende Studie erarbeitet eine Methodik, die zusätzlich die Wirkung der Auen auf die Lebensraum-, Schadstoffabbau- und Erholungsraumfunktion monetär erfasst. Mit dieser erweiterten Kosten-Nutzen-Analyse werden unterschiedliche Hochwasserschutzvarianten an der Elbe analysiert. Das Ergebnis: Naturverträgliche Hochwasserschutzmaßnahmen weisen aufgrund ihrer vielfältigen gesellschaftlichen Funktionen ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Eine Kombination aus technischen und naturverträglichen Maßnahmen an ausgewählten Stellen ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht am sinnvollsten.
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In der Ise-Niederung im Landkreis Gifhorn (Niedersachsen) wurde zwischen 1990 und 1995 ein umfassendes Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich Naturschutz und Landschaftspflege gefördert, das - mit Unterbrechungen - von 1989 bis 2007 durch ein interdisziplinär angelegtes Forschungsprogramm wissenschaftlich begleitet wurde. Ziel des Vorhabens war die Revitalisierung des Flüsschens Ise und seiner Aue unter den Hauptprämissen Förderung der Eigendynamik des Gewässers und Beibehaltung einer naturschutzorientierten Nutzung der Aue durch Land- und Forstwirtschaft. Damit sollten insbesondere die Lebensraumbedingungen für den ehemals heimischen Fischotter wieder hergestellt werden. Der vorliegende Band präsentiert die Auswertung und Dokumentation der langjährigen breit angelegten ökologischen wie auch sozioökonomischen Untersuchungsreihen. Damit liegen langjährige wissenschaftliche Daten zur Entwicklung einer "Normallandschaft" vor. Die Publikation richtet sich an Interessierte aus Wissenschaft und Praxis, die neugierig auf die Ergebnisse einer langjährig angelegten Untersuchung sind, die ökologische wie sozioökonomische Aspekte einbezieht, und diese für die eigene Arbeit sowie in einem weiteren Sinn für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt nutzen wollen.
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Der Klimawandel stellt sowohl Naturschützer und Waldbewirtschafter als auch die Wald- und Naturschutzpolitik vor neue Herausforderungen. Tritt er im prognostizierten Ausmaß ein, so dürfte er die ökologischen Prozesse und Zustände in den Wäldern deutlich verändern. Dies könnte auch eine naturschutzfachliche Neubewertung dieser Prozesse nötig machen. Gleichzeitig fordert der Klimawandel die Waldbewirtschaftung, aber auch das waldpolitische System heraus, wenn es um geeignete Anpassungsmaßnahmen geht. Der vorliegende Bericht verbindet die naturwissenschaftlich-ökologische bzw. naturschutzfachliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel mit der politikwissenschaftlichen Analyse von Wald(klima-)politik in Deutschland und schlägt eine Brücke zwischen der Ebene wissenschaftlicher Analyse einerseits und politisch-praktischem Handeln andererseits. In diesem Sinne formuliert er Anregungen für die wissenschaftliche Debatte, aber auch die politisch-praktische Bewältigung der Herausforderung "Klimawandel im Wald".
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Wälder mit natürlicher Entwicklung spielen für den Schutz der biologischen Vielfalt eine zentrale Rolle. Über ihren Flächenumfang, ihre räumliche Verteilung und ihre Flächengröße wurden in den letzten Jahren intensive, nicht selten auch kontroverse Diskussionen geführt. Den Anlass hierfür gaben die konkreten Flächenziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt: Im Jahr 2020 soll der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5 % der deutschen Waldfläche und 10 % der Fläche öffentlicher Wälder betragen. Neben diesen quantitativen Zielen wird ein funktionsfähiges ökologisches Netzwerk, bestehend aus dauerhaft gesicherten Lebensräumen in einer naturraumtypischen Ausprägung angestrebt. Im Laufe des Diskussionsprozesses wurde deutlich, dass zunächst eine belastbare Bilanz und Bewertung des vorhandenen Bestandes an Wäldern mit natürlicher Entwicklung erforderlich ist. Vor diesem Hintergrund wurden in dem hier vorgestellten Forschungsvorhaben Mindestanforderungen für Wälder mit natürlicher Entwicklung definiert, eine Bilanz des verbindlich gesicherten Flächenbestandes erstellt und dieser naturschutzfachlich und ökonomisch bewertet. Stärken und Schwächen des bestehenden Schutzgebietssystems wurden herausgearbeitet und dessen Kosten abgeschätzt. Abschließend werden Optionen für die Ausgestaltung des weiteren Entwicklungsprozesses aufgezeigt. Hier werden insbesondere eine stärker systematische Vorgehensweise sowie der Abgleich mit anderen naturschutzfachlichen und forstwirtschaftlichen Zielen empfohlen.
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Wisente im Rothaargebirge
(2013)
In der mitteleuropäischen Naturlandschaft war ursprünglich eine Vielzahl von großen Pflanzenfressern heimisch. Diese haben für die Entwicklung und Dynamik der natürlichen Ökosysteme eine wichtige, wenngleich auch aus heutiger Sicht nicht exakt quantifizierbare Rolle gespielt. Im Zuge der Umwandlung der Naturlandschaften in Kulturlandschaften und mit zunehmender menschlicher Besiedlung wurden insbesondere große Arten, wie der Auerochse, ausgerottet oder überlebten nur in Gefangenschaft, wie der Wisent. Nur über die Zucht in Zoos und Wildgehegen gelang es, den Wisent zu erhalten. Seit den 1950er Jahren erfolgten umfangreiche Wiederansiedelungen, die sich bislang jedoch auf Ost europa beschränken. Ziel des in diesem Band dokumentierten, in 2005 begonnenen E+E-Vorhabens war es, die Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Freisetzung in Deutschland (Rothaargebirge im Süden Nordrhein-Westfalens) zu prüfen und zu erproben. Damit sollte nicht nur ein Beitrag zum Schutz dieser gefährdeten Art geleistet, sondern insbesondere auch untersucht werden, wie sich der Wisent in die heutigen kulturgeprägten Ökosysteme einfügt und welche Rolle er darin spielen kann. Zugleich galt es zu klären, ob eine Koexistenz mit den im Rothaargebirge lebenden bzw. sich dort erholenden Menschen möglich ist und welche Vorkehrungen dafür getroffen werden müssen. Ein weiteres Ziel war die Klärung der Frage, inwieweit das Vorhaben auch einen Beitrag für die Entwicklung des Natur tourismus in der Region leisten kann.
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Biosphärenreservate sind internationale, von der UNESCO anerkannte Schutzgebiete. Sie verfolgen das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und dienen gleichzeitig als Modellregionen für neue Methoden und Wirtschaftsweisen. Eine nachhaltige touristische Entwicklung, die den Schutz der Ressourcen mit einer wirtschaftlichen Entwicklung unter Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort anstrebt, stellt eine Möglichkeit zur Erfüllung der Ziele und Funktionen dar. Quantifizierbare Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Naturtourismus in Biosphärenreservaten sowie zu Besucherstruktur und Nachfrage sind entscheidende Grundlagen für eine langfristige Inwertsetzung der Gebiete. Der vorliegende Band versucht daher zunächst anhand von sechs Fallbeispielen, den Stellenwert des Tourismus in deutschen Biosphärenreservaten für die jeweilige regionale Wirtschaft zu bestimmen. Mittels einer Hochrechnung wird abgeschätzt, wie sich die Situation für Biosphärenreservate deutschlandweit darstellt. Die Resultate machen deutlich, dass der mit Biosphärenreservaten verbundene Tourismus durchaus einen beachtlichen wirtschaftlichen Beitrag für die Regionalwirtschaft leistet. Biosphärenreservate in Deutschland besitzen also reelle Chancen, langfristig zu erfolgreichen Destinationen im deutschen Tourismusmarkt zu werden. Zum anderen bieten die Resultate der vorliegenden Studie eine wichtige Grundlage, um eine höhere Akzeptanz und die Entwicklung von Strategien für eine nachhaltige Entwicklung in den deutschen Biosphärenreservaten zu erreichen.
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Wiedervernetzung von Lebensraumkorridoren über bestehende Bahntrassen (ICE, IC, Güterverkehr)
(2023)
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Erholung, Tourismus und Natursport spielen sich heute zumeist in Landschaften ab, die der Naturschutz in ihrer Substanz bewahrte und pflegte. Droht der Naturschutz nun zum Opfer seines eigenen Erfolges zu werden? Die moderne Spaß- und Freizeitgesellschaft fordert oft von ökologisch sensiblen Landschaften ihren Tribut. Naturschutz auf der einen und Erholung, Tourismus und Outdoor-Sportarten auf der anderen Seite geraten hier oftmals in Konflikt. Auch wenn die Schutzbegründungen gut nachvollziehbar untermauert sind, so besteht doch immer wieder die Gefahr, dass der Naturschutz als "Spaßverderber" wahrgenommen wird. In der demokratisch-pluralistischen Gesellschaft muss Naturschutz aber auch bemüht sein, bei den verschiedenen Nutzergruppen Akzeptanz für seine Anliegen zu suchen und zu finden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus landschaftsökologischen, planerischen, historischen, kulturwissenschaftlichen und psychologischen Disziplinen setzen sich aus aktueller und historischer Perspektive mit dem Verhältnis von Naturschutz und Erholung, Tourismus und Natursport auseinander. Sie geben Einblicke in die Entstehung und Entwicklung dieses Konfliktfeldes und unterbreiten darüber hinaus Lösungsansätze und erste Erfahrungen mit derartigen Strategien.
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Seit der Einführung der Vogelschutzrichtlinie im Jahr 1979 stehen alle heimischen wildlebenden Vogelarten auf dem Gebiet der Europäischen Union unter Schutz. Um Fortschritte und Erfolge, aber auch Defizite bei der Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie feststellen zu können, wurden die Vorgaben für die Berichtspflicht nach Art. 12 der Vogelschutzrichtlinie im Jahr 2011 von der Europäischen Kommission überarbeitet. Erstmals waren daher mit dem Bericht 2013 nach Art. 12 der Vogelschutzrichtlinie Informationen zum Netz der Europäischen Vogelschutzgebiete und Daten zur Bestandssituation der Vogelwelt abzugeben. Für die Vogelarten, die Anlass zur Ausweisung Europäischer Vogelschutzgebiete waren - sogenannte Triggerarten -, wurden zusätzlich Gefährdungen und Erhaltungsmaßnahmen berichtet. In diesem Buch werden das Vorgehen bei der Berichterstellung dargestellt und die Methoden zur Aufbereitung der Berichtsdaten dokumentiert. Die zentrale Rolle der vorwiegend ehrenamtlich erhobenen Monitoringdaten wird herausgearbeitet. Der Band enthält darüber hinaus ausgewählte Analysen des nationalen Vogelschutzberichts und des EU-Gemeinschaftsberichts. Übersichtstabellen dokumentieren - in dieser Form erstmalig - die umfassenden Informationen zu den Vogelarten in Deutschland: - Listen zum Vorkommensstatus von Brut- und Rastvögeln - Bestandsgrößen heimischer Brutvogelarten und überwinternder Wasservögel - Bestandstrends von Brutvögeln über 12 und 25 Jahre für Deutschland und die Bundesländer - Bestandstrends überwinternder Wasservögel über 12 und 25 Jahre - Aktuelle Größe und Trends der Verbreitungsgebiete der Brutvögel - Bestandsgrößen der Triggerarten innerhalb der Europäischen Vogelschutzgebiete - Beeinträchtigungen und Gefährdungen sowie Erhaltungsmaßnahmen von Triggerarten Das Buch wird mit einer umfangreichen Quellendokumentation und einem Ausblick auf die Weiterentwicklung der Berichterstellung abgerundet.
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Vogelmonitoring in Deutschland ist ein facettenreiches Thema - dieses Buch stellt die aktuellen Konzepte der ehrenamtlich getragenen Programme in komprimierter Form dar: - Monitoring häufiger Brutvögel - Monitoring seltener Brutvögel - Monitoring rastender Wasservögel Die Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Programmen wird ebenso verdeutlicht wie die Ausrichtung auf verschiedene Anwendungsfelder des Naturschutzes. Weitere Themen dieses Buches zum Vogelmonitoring in Deutschland sind: - Verfahren der Datenauswertung - Politikbezogene Vogel-Indikatoren - Bedeutung des Ehrenamtes - Organisation des Vogelmonitorings - Verbreitungsmodellierung - Brutvogelatlas und Vogelmonitoring - Online-Portal ornitho.de
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Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Im Zuge von Privatisierungen, "Verschlankungen" und einer hohen Staatsverschuldung sind die Spielräume staatlichen Handelns enger geworden, auch die Naturschutzverwaltungen in Deutschland sind dabei unter erheblichen Druck geraten: Während den für den Naturschutzvollzug in Deutschland zuständigen Verwaltungen immer neue Aufgaben übertragen werden, stagniert oder schrumpft zugleich die Personal- und Finanzausstattung dieser Behörden. Will man diese Entwicklungen genauer analysieren so stellt man fest, dass die besonderen Bedingungen in Deutschland als einem föderal organisierten Staat den Überblick über die Zuschnitte und die gewählten Organisationsformen der einzelnen Naturschutzverwaltungen erschweren. Welche Strukturen finden sich in den einzelnen Verwaltungseinheiten? Gibt es Erfolgsmodelle der Verwaltungsorganisation? Welche Auswirkungen haben veränderte Strukturen auf die Aufgabenerfüllung im Naturschutz? Und wo gibt es Ansatzpunkte für die Politik, um die Problemlösungsfähigkeit der Verwaltung im Naturschutz, insbesondere auch vor dem Hintergrund des wachsenden Aufgabenspektrums, zu erhalten? Die vorliegende Publikation versucht, Antworten auf diese Fragen zu geben. Aufbauend auf einer Zusammenstellung der aktuellen veränderten Rahmenbedingungen werden die Auswirkungen dieser Veränderungen für den Naturschutz anhand von Vertiefungsstudien in einzelnen Ländern analysiert. In der Folge zeigen die Autoren Optionen des Naturschutzes angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen auf und geben Empfehlungen für die Verwaltungs- und Naturschutzpolitik. Der vorliegende Band stellt damit eine wertvolle Handreichung für Verwaltungen, Politik und weitere Akteure im politischen Umfeld des Naturschutzes dar.
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Die Zerschneidung von Lebensräumen und Lebensraumnetzwerken führt zu einer erheblichen und zunehmenden Gefährdung der biologischen Vielfalt. Doch großräumig konnte, mit Hilfe der Unzerschnittenen Verkehrsarmen Räume (UZVR), bisher nur die allgemeine Landschaftszerschneidung abgebildet werden. Die biologisch wirksame Zerschneidung von Lebensräumen war damit aber nicht erkennbar. Auch besonders problematische Zerschneidungsabschnitte waren nicht identifizierbar. In der nun vorliegenden Publikation wird der Zusammenhang zwischen den UZVR und biologischer Vielfalt untersucht. Wichtige Ergebnisse sind zum Beispiel, dass Störungsarmut in den UZVR ein wichtiges und bedeutsames Schutzkriterium ist. Zerschneidungswirkungen hingegen wirken dort besonders stark, wo noch funktionsfähige biologische Lebensraumnetzwerke vorhanden oder mit geringem Aufwand wieder herstellbar sind. Zudem werden erstmals bundesweit und räumlich konkret Planungsgrundlagen bereit gestellt, die es ermöglichen sowohl im Rahmen der planerischen Vorsorge wichtigste Vernetzungsbeziehungen zu verorten als auch die Schwere möglicher Beeinträchtigungen durch Eingriffsvorhaben frühzeitig abzuschätzen. Um die Funktionsfähigkeit der großräumig wichtigen Lebensraumnetzwerke planerisch sichern zu können, wurde den UZVR ein neuer Indikator an die Seite gestellt, die Unzerschnittenen Funktionsräume (UFR). Damit lassen sich sowohl besonders problematische Zerschneidungsabschnitte erkennen als auch der Bedarf zur Sicherung verbliebener Funktionseinheiten (z. B. durch die Ausweisung als Vorbehaltsgebiete in der Raumordnung). Ein Monitoring der weiteren Entwicklung, unter anderem die Wirksamkeit von Wiedervernetzungsmaßnahmen, ist mit Hilfe der UFR problemlos möglich, so dass auch Erfolge umweltpolitischer Entscheidungen darstellbar sind. Die Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung beider Indikatoren (UZVR, UFR) sowie vergleichbarer Maße werden ausführlich beschrieben, es werden Empfehlungen für die Anwendung in der Planung abgegeben und wichtige Grundlagen mit zahlreichen Karten dokumentiert.
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Urbane Wälder
(2008)
Eine frühzeitige Integration von Naturschutzzielen im Rahmen der nachhaltigen Stadtentwicklung kann auch durch eine gezielte Waldentwicklung im innerstädtischen Bereich erfolgen. Ziel der hier dokumentierten Voruntersuchung zum E+E-Vorhaben "Urbane Wälder" war, am Beispiel der Stadt Leipzig die besonderen Bedingungen für innerstädtische Waldflächen zu erkunden und Wege für die aktive und gesteuerte Entwicklung von Wald aufzuzeigen. Dazu wurde dargelegt, wie eine Flächensicherung und die Anlage von Wald gelingen können und welche Managementansätze für die langfristige Sicherung und Akzeptanz zielführend sind. In weiteren Schritten wurde eine auf andere Kommunen übertragbare Methodik zur Auswahl geeigneter Flächen erarbeitet. "Urbaner Wald" wird, abweichend von der traditionellen Forstwirtschaft, als interdisziplinärer und integrativer Ansatz in der Stadtentwicklung angesehen, der wirtschaftliche, soziale, naturschutzfachliche und stadtökologische Aspekte einbezieht. Hierzu wurde herausgearbeitet, welche Steuerungsinstrumente und -mechanismen für eine naturverträgliche Siedlungsentwicklung im Rahmen der Waldentwicklung zur Verfügung stehen, um im nächsten Schritt die konkrete Umsetzung und Erprobung angehen zu können.
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Die Meere vor Deutschlands Küsten werden durch stoffliche Einträge und zunehmend auch durch direkte menschliche Aktivitäten belastet - insbesondere durch die Fischerei, die Erkundung sowie den Abbau von Rohstoffen und die Errichtung von Offshore-Installationen wie z.B. Offshore-Windenergieanlagen. Darüber hinaus sind schon heute Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf die marinen Ökosysteme erkennbar. Als Beitrag zum europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 wurden in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee im Jahr 2004 acht Meeresschutzgebiete mit einer Fläche von über 10.000 qkm ausgewiesen. Der rechtliche Schutz, der durch die Ausweisung entsteht, ist jedoch noch nicht ausreichend. Daher erarbeitet das Bundesamt für Naturschutz derzeit umfassende Managementpläne für diese Meeresschutzgebiete unter Berücksichtigung aller relevanten menschlichen Nutzungen. Dieses Buch wurde als wissenschaftliche Grundlage für die Managementpläne entwickelt und fasst hierfür Informationen über die geschützten marinen Arten und Biotope zusammen. In Form von einzelnen Steckbriefen für jedes Schutzgut werden die wesentlichen biologischen und ökologischen Charakteristika sowie Verbreitung und Vorkommen in Deutschland dargestellt. Darauf aufbauend werden in Einzelanalysen die spezifischen Empfindlichkeiten dieser Schutzgüter gegenüber menschlichen Aktivitäten im Meer und den erwarteten Auswirkungen des Klimawandels abgeleitet. Das Handbuch richtet sich an das Fachpublikum und an die Öffentlichkeit und soll für Bewertungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren und für die Entwicklung von Schutzmaßnahmen im Meer dienen.
174
Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) ist eine Leitart des Naturschutzes. In diesem Werk werden die Ergebnisse eines Projektes vorgestellt, das von 2011 bis 2018 als eines der ersten im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert wurde. Durchgeführt wurde das Projekt vom NABU Niedersachsen mit seinen Partnern. Durch den überregionalen Ansatz in fünf Bundesländern wurde auf großer Fläche die Gelbbauchunke gefördert. Ganz im Sinne der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt haben im Projekt verschiedenste gesellschaftliche Gruppen zusammengearbeitet. Das vorliegende Werk enthält konkrete und übertragbare Naturschutzempfehlungen, Forschungserkenntnisse aus den einzelnen Projektregionen, Praxiserfahrungen zur Ex-situ-Haltung und Wiederansiedlung von Gelbbauchunken und vieles mehr.
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Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in Deutschland, insbesondere vor dem Hintergrund des dringend notwendigen Klimaschutzes, ein erklärtes umwelt- und energiepolitisches Ziel. Allerdings bleibt dieser Ausbau nicht ohne Auswirkungen auf die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege. In dem o.g. F+E-Vorhaben wurden Auswirkungen betrachtet, die für die Schutzgüter des Naturschutzes von Relevanz sind, die sich durch ihre Raumbedeutsamkeit auszeichnen und die von der Nutzung der Energieträger Biomasse, Wind und Solarstrahlung ausgehen. Dabei wird die Vielfalt von Steuerungsansätzen deutlich, um die Auswirkungen auf Natur und Landschaft im Kontext und in der Kombination dieser Energieträger zu minimieren. Das Heft bietet Zugriff auf die im F+E-Vorhaben erarbeiteten Empfehlungen zur Steuerung der räumlichen und naturschutzfachlichen Auswirkungen erneuerbarer Energien.
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Heute ist allgemein anerkannt, dass sozioökonomische Aspekte eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Erfolgs von Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt spielen. Es herrscht jedoch noch große Unsicherheit darüber, wie und in welchem Umfang diese Aspekte berücksichtigt werden sollen. Um dieses Problem zu lösen, ist es notwendig, dass sich die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) über geeignete sozioökonomische Parameter und deren Überwachung einigen. Der Bericht erarbeitet Empfehlungen für dieses sozioökonomische Monitoring im Rahmen des Ökosystem-Ansatzes (EA). Es werden zehn generische Dimensionen benannt, die alle stark in Prozessen und Gremien der Vereinten Nationen verankert sind (u.a. Agenda 21). In Bezug auf diese Dimensionen lässt sich das generelle Gebot geltend machen, dass sich die sozio-ökonomische Situation durch Maßnahmen im Kontext des EA keinesfalls verschlechtern darf. Zugleich können die jeweiligen (z.B. regionalen) Beurteilungsstandards gemäß unterschiedlicher sozioökonomischer Ausgangslagen spezifisch festgelegt werden. Zu diesem Zweck wird als zweite "Schicht" die Festlegung von prozeduralen Regeln vorgeschlagen. Diese beiden Elemente sollen eine effektive und effiziente Verbesserung des sozio-ökonomischen Monitorings im Sinne der CBD ermöglichen.
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Natur in der Stadt steigert die Lebensqualität, sorgt für ein gesünderes Arbeits- und Wohnumfeld und gewährleistet ausreichend Erholung für Alle. Gerade für den wenig mobilen Teil der Bevölkerung, wie Kinder, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen, ist es wichtig, ausreichend attraktive Natur und Erholungsflächen in direkter Erreichbarkeit vor der eigenen Haustür zu haben. Doch nicht nur als Erholungsfläche sind die innerstädtischen Grünflächen für die Menschen von hohem Wert - sie leisten darüber hinaus einen entscheidenden Beitrag als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen, zur Verbesserung des Mikroklimas und des unmittelbaren Wohnumfeldes in Städten. Naturschutz darf also nicht an der Stadtgrenze enden. Die Ergebnisse des o.g. FuE-Vorhabens sind im vorliegenden Band dokumentiert und werden durch einen praxisorientierten Leitfaden zum Bewegungsraummanagement ergänzt. Auf der Basis einer bundesweiten Befragung bei Städten und Gemeinden und der Auswertung bereits umgesetzter Beispiele wurde ein Bewegungsraummanagement (BEMA) entwickelt. Mit Hilfe dieses BEMA werden die Kommunen dabei unterstützt, ihre vorhandenen Kommunikations- und Organisationsstrukturen optimal für die Planung von zukunftsfähigen siedlungsnahen Freiflächen für Erholung und Naturschutz einzusetzen.